Essen. Die Stammkunden lassen die Buchhandlung Schmitz in der Krise nicht im Stich. Wie sich ein kleiner Laden in Essen-Werden in der Branche abhebt.

Das Team der Essener Buchhandlung Schmitz ist auch nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie voller Zuversicht. „Wir gehen gestärkt aus der Krise hervor“, sagt Inhaber Thomas Schmitz. Das liege vor allem an den Kunden, die ihm und seinen Mitarbeitern in den vergangenen Monaten eine enorme Wertschätzung entgegengebracht hätten. „Ich habe den Eindruck, dass wir seit einem Jahr für das belohnt werden, was wir Jahrzehnte zuvor geleistet haben“, sagt er.

Die Buchhandlung Schmitz könnte glatt selbst einem Roman entsprungen sein, so idyllisch liegt sie in der Werdener Altstadt. Nun ist sie wieder für die Kunden geöffnet, doch im Lockdown blieben die Türen der sonst so einladend wirkenden Lädchen und Cafés in Werden zu. Welchen Charme die Gässchen sonst versprühen, mussten sich die Schaufensterbummelnden vorstellen – oder sie wussten es aus Erfahrung und wollten dazu beitragen, dass die Betriebe überleben. So hat es Thomas Schmitz erlebt.

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Im Inneren des verwaisten Buchladens hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so manche Hürde zu bewältigen, die mit ihrem Kerngeschäft nichts zu tun hat. Zwischen den Büchertischen wurde geflucht über unverständlich formulierte Erlasse, über das Hin und Her, den x-ten Umbau der Kasse vom Tresen rüber zum kleinen Ausgabefenster.

Verbindung von Laden und Online-Shop

In der Rückschau überwiegt für Buchhändler Thomas Schmitz bei allem Ärger und allen Sorgen jedoch das Positive. „Wenn man als kleiner inhabergeführter Buchladen vorher schon gut aufgestellt war, dann kann man stark aus der Pandemie herausgehen“, sagt er. Für ihn sind wichtige Kriterien die Bindung zur Kundschaft vor Ort, Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Buchhandlungen und der Online-Shop. Diesen hat er schon vor circa 15 Jahren gestartet, aus der Überzeugung heraus, dass stationärer Handel und digitale Angebote verbunden werden müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein.

Virtueller Blick in den Buchladen: Die Buchhandlung Schmitz betreibt schon seit vielen Jahren einen Online-Shop.
Virtueller Blick in den Buchladen: Die Buchhandlung Schmitz betreibt schon seit vielen Jahren einen Online-Shop. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Die Zahl der Bestellungen über den Online-Shop hat sich in der Pandemie vervier- bis verfünffacht“, sagt Schmitz. Im ersten Lockdown habe es rund 2000 Versandvorgänge innerhalb von drei Wochen gegeben. Im Umkreis liefert die Buchhandlung ohnehin schon aus, es mussten in der Krise weitere Fahrerinnen und Fahrer her. In den Wochen und Monaten darauf wurde es wieder ruhiger. Zeitweise musste der Betrieb auch einen 15-prozentigen Umsatzrückgang verkraften. Doch bei den Weihnachtseinkäufen dachten die Kunden an „ihren“ Buchladen. Obwohl die Türen ab Mitte Dezember geschlossen bleiben mussten, sei es der zweitbeste Weihnachtsumsatz in der über 30-jährigen Geschichte der Buchhandlung gewesen.

Kinderbuchhandlung am Werdener Markt

Krimis, Liebesromane, Sachbücher, Gedichtbände - im Laden geht alles über die Theke, der Geschmack der Leserinnen und Leser ist sehr unterschiedlich. Eine Spezialisierung ist für Schmitz keine Option. „Je breiter man aufgestellt ist, desto besser. Wir verstehen uns als Teil von Werden, als Nahversorger“, sagt Schmitz. „Unser Kerngeschäft ist es, gute Literatur unter die Leute zu bringen.“ Empfehlungen geben die Buchhändler im eigenen Magazin Schmitzkatze, das zweimal im Jahr erscheint. Knapp 1000 Hefte versendet das Team an Leser bundesweit. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die eigene Kinderbuchhandlung „Schmitz Junior“ am Werdener Markt.

„Wenn die Kunden uns einmal kennen und schätzen gelernt haben, dann bestellen sie auch online bei uns, das lässt sich gut verquicken“, sagt Schmitz. Über den Großhandel seien die meisten Titel über Nacht verfügbar, da könne der stationäre Buchhandel Amazon und Co. in Sachen Schnelligkeit durchaus überbieten. Der große Zuspruch der Kunden vor Ort bestätige und stärke das Konzept. „Ich kann mir nicht vorstellen, aufzuhören“, sagt er. „Es macht einfach Spaß.“ Und der Job halte jung im Kopf, schließlich bekomme man ständig neue Literatur, neue Themen auf den Tisch.