Essen. Im Wohnmobil zu verreisen ist besonders in der Corona-Pandemie gefragt. Das hat große Auswirkungen auf das Angebot bei Essener Verleihern.
Campingurlaub liegt voll im Trend – davon profitieren auch Wohnmobil-Verleiher in Essen. Durch die veränderten Reisebedingungen in der Corona-Pandemie haben sie 2020 noch einmal einen Schub bekommen, denn Flexibilität und Aufenthalte an der frischen Luft sind dadurch besonders gefragt. Aktuell ziehen die Buchungen für die Sommerferien stark an.
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„Viele haben ihre Flugreisen abgesagt oder setzen von vorneherein auf Urlaub in Deutschland“, sagt Petra Jenzowski-Weber. Gemeinsam mit Mann und Sohn betreibt sie die noch junge Firma „Easy Reisemobile“. Die passionierten Camper bieten fünf verschiedene Fahrzeuge zum Verleih an. „Vor allem Bullis liegen im Trend“, so Jenzowski-Weber. „Und es buchen sehr viele Leute, die zum ersten Mal campen, ich schätze es sind 85 Prozent.“
Auch im Lockdown habe es Vermietungen gegeben, manche Kunden seien einfach tagsüber mit Bulli oder Wohnmobil umhergefahren und hätten dann vor dem eigenen Haus übernachtet, einfach um etwas anderes zu erleben. Die Buchungen für den Sommer zögen an, je klarer und lockerer die Regelungen würden.
Essener Verleiher registriert mehr junge Kunden
Das bestätigt auch Joscha Stephan, Geschäftsführer des Wohnmobil-Verleihers „Roadfans“. Seit vergangenem Jahr betreibt das Start-Up auch eine Filiale in Essen. „Wir hatten nur von Mitte April bis Mitte Mai einen Durchhänger bei den Buchungen“, sagt Stephan. „Seitdem geht es stark nach oben und wir sind für einige Zeiten schon wieder ausgebucht.“ Vor allem familientaugliche Fahrzeuge seien für die Sommerferien bereits knapp.
Zum Fuhrpark der „Roadfans“ in Nordrhein-Westfalen gehören insgesamt 400 Wohnmobile, sie werden an allen Standorten verliehen, je nach Bedarf. Im vergangenen Jahr seien es erst 250 Fahrzeuge gewesen, im kommenden sollen es 1000 werden, so Stephan. Nach jeder Saison werden die Fahrzeuge als Gebrauchtwagen verkauft und neue angeschafft, die Nachfrage gebe das her.
„Camping ist seit zehn Jahren im Trend“, sagt Stephan. „Aber durch Corona wurde das sicher noch einmal beschleunigt.“ Mehr als die Hälfte der Mietkunden seien Erst-Camper, von 28 bis 55 Jahren seien sie auf alle Altersschichten gleichmäßig verteilt. Während gerade Wohnmobil-Urlaub bisher eher etwas für die Gruppe Ü50 gewesen sei, steige das Interesse bei den Jüngeren. Mit digitalen Services und 24-Stunden-Verfügbarkeit wollen die „Roadfans“ gerade sie ansprechen.
Camper schätzen die Flexibilität
Die Pandemie habe zwar einen Einfluss auf den Camping-Boom, aber die eigentlichen Gründe sieht Stephan anderswo. „Ich glaube, Erlebnisse und Erinnerungen sind der neue Luxus“, sagt er. „Dafür ist diese Reiseform perfekt. Der Weg ist das Ziel, an der Strecke gibt es so viele schöne Orte und Momente zu genießen.“ Zudem wollten Camper im Urlaub völlig selbstbestimmt sein, den Tagesablauf ganz nach ihren Wünschen gestalten und damit ein Gegengewicht zum oftmals durchgetakteten Alltag setzen.
Diese Wünsche hat auch Martin Brandt erkannt. Der Essener besaß eigentlich nur Wohnmobile, weil er in der Veranstaltungsbranche tätig ist und Übernachtungsgelegenheiten brauchte. In der Krise begann er mit der Vermietung und konnte so Geld verdienen. „Mit jedem Tag gibt es mehr Anfragen“, sagt er. Deshalb habe er für „Brandtravel“ in neue Fahrzeuge investiert und hoffe, dass Camping auch dann noch gefragt sei, wenn es keine Reisebeschränkungen mehr gibt.
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