Essen-Borbeck. Weniger Müll und mehr Tierwohl: Eiskonditor Thorsten Holzmann aus Borbeck tut etwas für die Umwelt. Doch es kommt auch auf die Kunden an.
Praline geht immer im Eiscafé Holzmann – so heißt die Sorte Stracciatella beim Eiskonditor. Seit Neuestem ist sie genau wie alle Milcheissorten aus Biomilch hergestellt. Zur neuen Saison hat sich Inhaber Thorsten Holzmann für die Umstellung entschieden. So will er einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen und sich von anderen Eiscafés abheben.
Zwei Filialen
Die Eiskonditorei Holzmann gibt es seit 1980.
Thorsten Holzmann ist gelernter Konditor betreibt sie in zweiter Generation.
2012 hat er eine weitere Filiale an der Aktienstraße in Mülheim-Winkhausen eröffnet.
Gefertigt wird das Eis für beide Filialen in Borbeck.
Das Geschäft des 54-Jährigen liegt an der Bocholder Straße in Borbeck und sieht von außen wie von innen bodenständig aus – hip ist mehr der Inhalt als die Fassade. Kompostierbare Becher und Bioprodukte würde man im Vorbeigehen kaum vermuten, doch das besondere Angebot spricht sich rum. „Es kommen auch bereits Kunden aus Nachbarstädten, die gelesen haben, dass wir Eis auch Biomilch anbieten“, sagt Holzmann. „Es ist ein Trend, mit dem wir nicht nur Borbecker erreichen.“
Becher aus Waffel oder Maisstärke
Dabei sind die Borbecker Stammkunden ihm genauso wichtig wie der Standort, den seine Eltern 1980 ausgewählt haben. „Ich habe 1994 von meinen Eltern übernommen“, sagt Holzmann. Seitdem geht er immer wieder neue Wege. „Strom aus erneuerbaren Energien beziehen wir schon lange“, erklärt er. „Wenn man auf jeden Cent schaut, ist man mit dieser Entscheidung falsch, aber ich finde sie richtig.“ Zusätzlich hat er die Eismaschinen mit einem geschlossenen Kühlsystem ausgestattet, um den Wasserverbrauch zu reduzieren.
Wer einen Eisbecher to go mitnimmt, kann ihn entweder direkt im essbaren Waffelbecher kaufen oder in kompostierbaren Schalen aus Maisstärke oder Zuckerrohrfaser. „Es ist einfach der Zeitgeist“, sagt Holzmann. Einige der klassischen beschichteten Pappbecher gehen noch über die Theke, genauso wie Plastiklöffel. Doch der gelernte Konditor will den Müll zumindest reduzieren. „Ich bin kein Öko, aber ich habe einen Hang zur Natur und bin da achtsam“, sagt er.
Nun also zusätzlich die Umstellung auf Biomilch. In der Hauptsaison braucht Holzmann für die Eisherstellung gut 200 Liter Milch pro Tag. Um ein Drittel seien die Einkaufskosten in etwa gestiegen, aber das sei es ihm wert – zum Wohl der Kühe und als Alleinstellungsmerkmal für sein Eiscafé. Auf jeden Cent schaut er auch dabei nicht, sondern wartet ab, bis die Kunden die neuen Sorten zu schätzen gelernt haben. In Rüttenscheid könne man eine Preiserhöhung vielleicht schneller wagen und auch mal auf ungewöhnliche Sorten wie Gurke setzen – in Borbeck sei Konstanz gefragt.
Ein Euro pro Kugel Eis
In diesem Sommer kostet die Kugel also weiterhin einen Euro, eine leichte Erhöhung will Holzmann erst in einiger Zeit wagen. Bleibt er bei der Biomilch, ist sie aber unumgänglich. Ungefähr 65 verschiedene Sorten stellt Holzmann her, etwa 30 bietet er gleichzeitig in der Theke an. Das meiste ist Milcheis, aber es gibt auch vegane Sorbets aus Fruchtpüree. Neu im Angebot sind in diesem Sommer Cookie Dough und salzige Erdnuss.
Ungefähr 80 Prozent macht der Außer-Haus-Verkauf auch abseits von Corona bei Holzmann aus. Er verkauft nicht nur Kugeln im Hörnchen, Spaghetti-Eis und Milchshakes, seine Spezialität sind Eistorten und Eisbomben. Ein bis zwei Bestellungen kämen jeden Tag rein, zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen und Hochzeiten, aber auch einfach mal so. Solche Bestellungen freuen den gelernten Konditor besonders, denn kann er seine Handwerkskunst zeigen.