Essen. Vor einiger Zeit haben wir Leserinnen und Leser zu Erfahrungen, Bewertungen und Gefühlen in der Corona-Krise befragt. Jetzt gibt es Ergebnisse.
Die Ergebnisse unserer großen Umfrage zur Corona-Lage in Essen liegen vor, in der Summe überwiegt bei den Antworten des Corona-Checks das Erwartbare, und die Abweichungen gegenüber anderen Städten sind eher gering. Eines aber sticht ins Auge: In keiner anderen Stadt im Ruhrgebiet sind die Bürger mit ihrer „Stadtregierung“ so relativ zufrieden wie in Essen und das mit durchaus beachtlichem Abstand.
In einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) gaben die Essenerinnen und Essener die Note 3,25. Der Durchschnittswert in allen befragten Städten im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung betrug nur 3,46. In Bochum (3,57) oder Duisburg (3,53) waren die Menschen besonders unzufrieden mit der Leistung von Oberbürgermeister und Verwaltungsvorstand. Zwar zeigten sich die Essener im Schnitt auch etwas gnädiger als andere Stadtbürger bei der Frage nach dem Krisenmanagement von Land und Bund, doch vergleicht man es mit der städtischen Leistungsbilanz, wurden Bund und Land weit kritischer bewertet.
Warum die Essener zufriedener sind, darüber kann man nur spekulieren
Oberbürgermeister Thomas Kufen und vor allem Gesundheitsdezernent Peter Renzel – er wurde das kommunale Gesicht der Krise – können sich also zunächst freuen. Allerdings kann man nur spekulieren, warum die Essener zufriedener sind als andere, denn Begründungen wurden nicht abgefragt.
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Eine These: Kufen und Renzel hielten bei den Corona-Maßnahmen Maß und Mitte, spielten sich nicht als Erzieher der Bürger auf und befragten jede Maßnahme kritisch nach ihrer Sinnhaftigkeit. Das mag der eine oder andere als wohltuend empfunden haben in einer Zeit, da immer wieder politische Überbietungswettbewerbe nach dem Motto „Wer ist beim Lockdown der härteste“ zu beobachten waren – und das nicht nur unter Ministerpräsidenten, sondern durchaus auch auf lokaler Ebene.
Stadtspitze folgte der Wissenschaft, blieb aber dennoch gelassen
Der Essener Verwaltungsvorstand folgte dabei neben der eigenen Analyse vor allem auch der Wissenschaft, denn Renzel vernetzte sich eng mit dem Direktor des Instituts für Virologie im Uniklinikum, Prof. Ulf Dittmer. Anders als manche berühmteren Kollegen, blieben Dittmer von Beginn an autoritäre Zuspitzungen und angsteinflößende Kampagnen fremd, ohne dass er Zweifel ließ an der Gefährlichkeit des Virus.
Mag also sein, dass die im Vergleich relativ große Gelassenheit in Essen vielen Bürgern gefiel. Andererseits gab es auch zahlreiche kritische Stimmen, die dem OB und dem Gesundheitsdezernenten Fahrlässigkeit vorwarfen, als sie etwa der Maskenpflicht im Freien wenig Sinn attestierten oder auf Basis wissenschaftlich gewonnener Fakten immer wieder darauf hinwiesen, dass Kitas keine Treiber der Pandemie seien.
Essener haben auch in anderen Kategorien weniger geklagt als andere
Insgesamt haben die Essener auch in fast allen anderen Frage-Kategorien geringfügig weniger geklagt als die Bewohner benachbarter Städte. Beim Grad der persönlichen Belastung, den Zukunftshoffnungen im Angesicht der Pandemie oder bei der Sorge um die persönlichen Finanzen gibt es in Essen etwas mehr Optimismus, wobei es sich allerdings auch um statistische Zufälligkeiten handeln kann. Schließlich könnte auch eine Rolle spielen, dass die Essener Leser, die sich beteiligten, im Schnitt etwas älter waren und vielleicht in gesicherteren Verhältnissen leben. Das ist aber Spekulation.
Fakt ist: Unter denen, die sich in Essen an der Umfrage beteiligten, sind mehr ältere Semester als es dem Schnitt der Bevölkerung entspricht. 1027 Rücksendungen kamen von Menschen im Alter zwischen 41 und 60 und 989 von der Altersgruppe 60 plus. Nur 651 Rückmeldungen erreichten uns von Esseninnen und Essenern unter 40, und 199 nannten kein Alter.
Außerdem gab es bei den Umfragebeteiligten einen starken Frauenüberhang: 1609 Frauen stehen 1043 Männern gegenüber, 13 Teilnehmer bezeichneten sich als divers. Bei 201 Rückmeldungen gab es zum Alter keine Angaben.
Hier finden Sie die Ergebnisse des Corona-Checks auf einen Blick:
So haben Nutzerinnen und Nutzer außerdem auf unsere Fragen geantwortet:
(rote Punkt: Essen / graue Punkte: Vergleichswert andere Ruhrgebietsstädte)
Weitere Umfrageergebnisse:
(nur Essener Angaben berücksichtigt)
Angaben zu den Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern:
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