Essen-Haarzopf. Der Bauboom in Haarzopf geht weiter: Vier geplante Eigentumswohnungen sollen an den Meistbietenden verkauft werden. Dafür gibt es auch Kritik.
In Essen-Haarzopf sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Neubauten mit Eigentums- und Mietwohnungen entstanden. Jetzt steht ein weiteres Bauvorhaben vor dem Start. An der Humboldtstraße in der Nähe des Geschäftszentrums Neue Mitte Haarzopf soll ein Haus mit vier Eigentumswohnungen entstehen. Schon im Vorfeld gibt es Kritik, denn die hochpreisigen Wohnungen sollen im Rahmen eines Bieterverfahrens vergeben werden.
Der Neubau soll auf der Freifläche neben dem früheren Rewe-Markt an der Humboldtstraße 298 gebaut werden, das Bauschild steht bereits. Die vier Eigentumswohnungen sollen zwischen 81 und 115 Quadratmeter groß sein, das Mindestgebot für die Wohnungen liege zwischen 350.000 und 540.000 Euro. Das erklärt Verena Kroppach. Sie ist bei der Neubauplanungsgesellschaft von Salm-Hoogstraeten mit Sitz in Dinslaken für den Vertrieb zuständig.
Kritik an dem Vergabeverfahren kommt von SPD-Ratsherr Philipp Rosenau. Er hatte sich in der Vergangenheit immer wieder dafür ausgesprochen, in Haarzopf bezahlbaren Wohnraum, vor allem auch seniorengerechte Mietwohnungen, zu schaffen. Nach seiner Einschätzung liegen die Quadratmeterpreise des geplanten Neubaus deutlich über den in Haarzopf üblichen.
Ratsherr aus Essen-Haarzopf findet das Bieterverfahren fragwürdig
Rosenau kritisiert zudem, dass die Wohnungen in einem Bieterverfahren veräußert werden sollen: „Aus meiner Sicht sind das höchst fragwürdige und unsoziale Geschäftspraktiken. Dadurch wird das Wohnungsmarktproblem in Essen nur weiter verschärft. Der vielfach proklamierte Neubau, mit dem Ziel der Angebotssteigerung, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen, sorgt also keineswegs für fallende, sondern vielmehr für steigende Preise. Weil eben nicht das gebaut wird, was tatsächlich gebraucht wird – nämlich bezahlbarer Wohnraum.“
Wohnraum wie auf einem Basar oder einer Auktion an den Meistbietenden zu vergeben, sei kein geeignetes Verfahren, findet der SPD-Politiker. Das schraube die Preisspirale weiter in die Höhe. Der Preis für Neubauten in Haarzopf liege sonst eher bei 2500 bis 3000 Euro pro Quadratmeter, bei dem geplanten Neubau komme man schon auf etwa 4500 Euro. „Ich vermisse Transparenz und die Berücksichtigung soziales Aspekte.“ Optisch passe der geplante Neubau mit Satteldach hingegen gut in die Umgebung, findet Rosenau.
Für das Unternehmen ist ein solches Vergabeverfahren von Wohnungen Neuland
Für ihr Unternehmen sei ein solches Bieterverfahren, das heute aber nicht unüblich sei, Neuland, erklärt Verena Kroppach von der Neubauplanungsgesellschaft von Salm-Hoogstraeten. „Wir haben damit noch keine Erfahrung, haben es aber von Anfang an transparent gestaltet, indem wir Interessenten gleich auf das Verfahren hingewiesen haben.“ Ein solches Verfahren sei natürlich nicht für jeden etwas. Man biete vorher Gesprächstermine an und die Interessenten bekämen Einsicht in die späteren Kaufverträge. Bei der Preisgestaltung habe man sich an anderen Bauprojekten im Stadtteil orientiert.
Die Bauvoranfrage sei gestellt, der Baubeginn solle zeitnah, möglichst noch in diesem Jahr, erfolgen. „Wir kalkulieren mit 18 Monaten Bauzeit, auch um in Corona-Zeiten einen zeitlichen Puffer zu haben“, so Verena Kroppach. Von Salm-Hoogstraeten habe bereits mehrere Bauprojekte in Essen realisiert, zum Beispiel in Bredeney, Werden, Kettwig und Heisingen. In Haarzopf sollen moderne Wohnungen mit Balkon beziehungsweise Terrasse entstehen, das Haus soll einen Aufzug bekommen.
Nach Informationen der Stadt wurde am 15. März eine Baugenehmigung zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit vier Wohneinheiten mit zwei zusätzlichen Fertiggaragen und zwei PKW-Stellplätzen erteilt. Gegen diese Baugenehmigung wurde Klage durch einen angrenzenden Nachbarn erhoben.