Essen. Essener Erlöserkirche saniert die Schuke-Orgel. Obwohl weniger Geld als erhofft zur Verfügung steht, soll der Eingriff für große Wirkung sorgen.

Als der Kantor der Essener Erlöserkirche, Stephan Peller, Ende 2018 erstmals über die geplante Sanierung und Erweiterung der Schuke-Orgel sprach, da war von einem „Jahrhundertprojekt“ die Rede. Der Begriff ist für Peller immer noch gültig. Auch wenn die Summe, die für das ehrgeizige Orgelprojekt aufgewendet werden soll, mittlerweile deutlich kleiner ausfällt, denn so viele Spenden und Sponsoringgelder wie erhofft kamen einfach nicht zusammen.

„Ein Superakzent für die Orgellandschaft im Ruhrgebiet“

Aus den 675.000 Euro, die man eigentlich einwerben wollte, sind mittlerweile „nur“ noch 245.000 Euro geworden. Doch auch mit diesem Geld sei in den kommenden Jahren ein musikalischer Quantensprung zu erreichen, freut sich Peller. Zumal man mit dem Freiburger Orgelbau Späth nun einen Spezialisten für die Sanierung des Instrumentes gewonnen habe, der für einen „Superakzent in der Orgellandschaft des Ruhrgebiets“ sorgen wird, zeigt sich der Kantor überzeugt.

Noch hat die Erlöserkirchengemeinde in Holsterhausen auch die neue, reduzierte Summe zwar nicht komplett zusammen. Doch dank Rücklagen, auch durch den Verkauf der alten Lukas-Orgel, in Höhe von 100.000 Euro sowie viele große und kleine Spenden, Benefizaktionen und Konzerte, die noch einmal mehr als 70.000 Euro in die Kasse gespült haben, sieht man sich auf einem guten Weg. Zudem hat das Projekt noch einen langen Vorlauf, denn der deutsche Orgelbau erfreut sich derzeit reger Nachfrage. „Die Firmen haben volle Auftragsbücher, da wollten wir nicht noch weiter nach hinten geraten“, sagt Pfarrer Joachim Greifenberg. Gedulden muss sich die Gemeinde trotzdem noch eine Weile. Erst im März 2023 kann die Sanierung beginnen. Am 1. Advent des Jahres 2023 soll die Schuke-Orgel dann in neuer Pracht erklingen.

Der „Papst der Intonateure“ wird in der Erlöserkirche erwartet

Dass die Sanierung notwendig ist, daran besteht für Peller kein Zweifel. Der Kantor berichtet von Tonausfällen, Registerfarben seien nicht mehr spielbar und im Balgwerk gibt es undichte und poröse Stellen. „Irgendwann kann man das nicht mehr flicken“, sagt Peller. Und doch sei das Instrument aus dem Jahr 1957 klanglich und technisch so gut, dass die Orgel unbedingt erhaltenswert sei.

Kirche mit Geschichte

Die Erlöserkirche zählt zu den schönsten großen Evangelischen Kirchen des Rheinlands. 1909 wurde sie eingeweiht, im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt.

Die Orgel der Firma Schuke wurde 1957/58 eingebaut. Sie soll nun erneuert werden.

Dieser Meinung waren auch viele Orgelbauer, die das Instrument im Vorfeld besichtigt haben. Die Qualität, die Akustik, aber auch der „herausragende Standort“ hätten überzeugt. „Die waren alle Feuer und Flamme“, sagt Peller. Den Zuschlag für das zeit- wie kostenaufwendige Unternehmen erhielt am Ende die Firma Freiburger Orgelbau Späth, der mit Reiner Jenke nach Meinung vieler sogar den „Papst der Intonateure“ beschäftigt.

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Ihre Orgel-Eminenz wird einiges zu tun bekommen. Die Intonation der Orgel muss verändert und der zu hohe Stimmton angepasst werden. Nur so ist in Zukunft das Zusammenspiel mit anderen Orchestern und Instrumentalisten möglich und das vorwiegend auf Barock konzentrierte Repertoire zu erweitern. Stephan Peller hat in den kommenden Jahren schließlich viel vor. Projekte wie „Orgel konzertant“ oder „Orgel im Dialog“ sollen vorangetrieben, der „Klangraum Erlöserkirche“ weiter entwickelt und neue Format für Familien und Kinder entwickelt werden.

Und schließlich wird das Thema „Orgel im Gottesdienst“ nach Corona endlich wieder ein großes Thema sein. Die Sanierung der Orgel sei deshalb eine „großartige ergänzende Komponente, um den Klangraum Erlöserkirche zu einem Juwel zu machen“, sagt Peller. Und bleibt dabei: „Ein Jahrhundertprojekt!“