Essen-Kettwig. Die Schule an der Ruhr in Essen-Kettwig ist mit dem Schadstoff Tetrachlorethen belastet. Beim Abriss hat die Stadt besondere Maßnahmen ergriffen.
Besondere Sorgfalt ist geboten, wenn ein schadstoffbelastetes Gebäude abgerissen wird. Im Falle des ehemaligen Gebäudes der Schule an der Ruhr am Mintarder Weg handelt es sich um die leicht flüchtige Substanz Tetrachlorethen, die vom Geruch her an eine chemische Reinigung erinnert. Die Stadt Essen hat Maßnahmen ergriffen, damit Arbeiter und Anwohner geschützt sind.
Ab Ende Januar schon waren Spezialfirmen mit den Entrümpelungs- und Entkernungsarbeiten in Haupt- und Nebengebäude der Schule beschäftigt. Gut sichtbar: Etliche Fenster sind bereits entfernt, Mauern eingerissen. Nun soll mit dem schrittweisen Abbruch der Bausubstanz begonnen werden. Die gesamte Abbruchmaßnahme wird voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein, teilt die Stadt Essen mit.
Die Baustelle ist mit Planen abgegrenzt und wird bewettert
Da es während der Abbrucharbeiten an dem Haus der früheren Ganztagsbetreuung voraussichtlich zwischen Ende Mai und Ende Juni zu einer zeitweisen Konzentration von Tetrachlorethen kommen könnte, so die Stadt, sei durchaus mit einem entsprechenden chemischen Geruch in der Umgebung zu rechnen. Zum Schutz der Anwohner und der beteiligten Facharbeiter durch diese Gerüche hat die Stadt deshalb umfangreiche vorsorgliche Maßnahmen getroffen. Die Baustelle ist zum Beispiel mit Planen abgegrenzt und es findet eine sogenannte Bewetterung statt.
Bei der Bewetterung wird der leicht flüchtige Stoff Tetrachlorethen durch das Zuführen von Luft auf eine sehr geringe Konzentration verdünnt. Dies ist vergleichbar mit der Luftzufuhr unter Tage. Begleitend wird die Konzentration des Stoffes Tetrachlorethen in der Luft fortwährend gemessen. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung von Anwohnern sei bei Eingriffen in den Boden sowie im Zuge der Abbruch- und Neubaumaßnahmen aufgrund der äußerst geringen Konzentrationen nicht gegeben, beruhigt die Stadt.
Anwohner werden noch einmal gesondert über die anstehenden Arbeiten informiert, heißt es. Die Zufahrt erfolgt während der Abrissmaßnahme über die Landsberger Straße und den Eva-Hollands-Weg. Die Straßen bleiben für den öffentlichen Verkehr geöffnet.
Schulbetrieb musste Anfang 2017 eingestellt werden
Zur Erinnerung: Der Schulbetrieb der Grundschule in vor der Brücke musste Anfang 2017 eingestellt werden, da auf dem Grundstück Tetrachlorethen nachgewiesen wurde. Das Schulgebäude und der Boden des Areals wurden danach mehrfach auf eine eventuelle weitere Schadstoffbelastung untersucht.
Im weiteren Verlauf wurde festgestellt, dass Tetrachlorethen nicht im Boden oder nur in äußerst geringen Konzentrationen von deutlich weniger als einem Milligramm pro Kilogramm nachweisbar ist. Aus einer ehemaligen Reinigung, deren Grundstück an das Schulgelände grenzt, war der Schadstoff in das Schulgebäude gelangt. 150 Kinder zogen damals zum Standort Gustavstraße. Dafür wurden eigens Pavillons errichtet.
Zwei Standorte der Schule an der Ruhr
Seit dem Schuljahr 2007/2008 werden die beiden bisherigen Grundschulen Brücker Schule und Erich-Kästner-Grundschule als Verbundschule unter dem vorläufigen Namen Gemeinschaftsgrundschule Kettwig geführt. Der südlich der Ruhr gelegene Hauptstandort, der abgerissen wird, ist am Mintarder Weg 43 (ehemals Brücker Schule). Der nördlich der Ruhr gelegene Standort ist an der Gustavstraße 26 (ehemals Erich-Kästner-Grundschule).
In Kettwig-vor der Brücke diente die Schulaula auch den Vereinen als Veranstaltungsort, dort fanden z.B. die Deutschen Kabarett-Tage statt. Die Turnhalle wurde ebenso von Kettwiger Sportlerinnen und Sportlern genutzt.
Für Abriss und Neubau: 38 Millionen Euro Gesamtkosten
Nach dem Abriss wird in den kommenden Jahren an gleicher Stelle ein Neubau entstehen: Denn der Komplex am Mintarder Weg, der aus den 1930er Jahren stammt, war nicht mehr zu ertüchtigen. Die Schule (anfänglich eine Volksschule, getrennt für evangelische und katholische Kinder) wäre für die heutigen pädagogischen Ansätze kaum mehr tauglich gewesen. Brandschutzmängel, die fehlende Barrierefreiheit und eine Asbestbelastung sprachen zudem klar gegen eine weitere Nutzung des Gebäudes.
Rund 38 Millionen Euro Gesamtkosten sind für Abriss, Bodensanierung, Planung und Neubau veranschlagt. Die neue Schule wird nach den aktuellen Schulbauleitlinien der Stadt Essen sowohl eine Turnhalle als auch eine Aula erhalten.