Essen-Borbeck. Das Team des Medizentrums Borbeck betreut Teilnehmer der Biontech-Studie. Warum Ärzte und Patienten von Impfstoff-Tests profitieren können.
Der Borbecker Hausarzt Dr. Axel Schaefer impft wie viele seiner Kollegen aktuell gegen Corona – gleichzeitig sind er und seine Patienten an der Forschung beteiligt. Schon lange bevor der Biontech-Impfstoff offiziell zugelassen wurde, haben 158 Patienten im Medizentrum Borbeck die erste Dosis erhalten. Sie sind Teil der 500 deutschen Probanden, die im Rahmen des Zulassungsverfahrens geimpft wurden.
Jetzt, ein halbes Jahr danach, stehen die ersten Kontrollen an. „Die Patienten sind 24 Monate lang in der Studie, sie bekommen halbjährlich Antikörper abgenommen, um zu schauen, ob die Wirkung anhält“, erklärt Schaefer. „Die Daten stellen wir dann für die globale Studie zur Verfügung, insgesamt sind 44.000 Probanden daran beteiligt.“ Ergebnisse kennt der Arzt noch nicht, die ersten Nachuntersuchungen laufen aktuell.
„Die Verträglichkeit des Impfstoffs ist sehr gut“, das habe sich schnell gezeigt, so Schaefer. Leichte Schmerzen an der Einstichstelle, Gelenkschmerzen und leichtes Fieber könnten als Impfreaktion auftreten. „Die jüngeren Patienten reagieren etwas stärker, vor allem auf die zweite Dosis.“ Aber diese Symptome legten sich meist schnell wieder.
Hälfte der Probanden erhält Placebo
Bei den Impfungen im vergangenen Herbst wussten Schaefer und seine Kollegen nicht, welche ihrer Patientinnen und Patienten tatsächlich den Biontech-Impfstoff bekommen und welche einen Placebo. Eine solche sogenannte Doppelblindstudie soll möglichst objektive Erkenntnisse liefern. Mittlerweile haben alle Studienteilnehmer den Biontech-Impfstoff bekommen, nach der Zulassung sei es ethisch nicht vertretbar, ihn den Placebo-Kandidaten vorzuenthalten.
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Die Bereitschaft zur Teilnahme an der Biontech-Studie sei enorm groß gewesen, er und seine Kollegen im Medizentrum hätten noch viel mehr Personen impfen können, wenn das für die Studie nötig gewesen wäre. Von Auftraggebern solcher Studien bekommen die Mediziner einen Kriterienkatalog, anhand dessen sie gezielt geeignete Patienten ansprechen. „Es haben sich auch niedergelassene Kollegen impfen lassen, die damals schon von der Qualität des Impfstoffs überzeugt waren“, sagt Schaefer. Nun kann er auch regulär einen Teil seiner Patienten in der Hausarztpraxis impfen. Zudem ist das Medizentrum Anlaufstelle für die kostenlosen Schnelltests.
Wohl der Patienten an oberster Stelle
Die öffentliche Aufmerksamkeit für Studien in Sachen Corona ist sehr groß, das Verfahren jedoch gibt es öfter. „Jedes Präparat muss vor der Zulassung klinisch getestet werden“, sagt Schaefer. Schon seit 2003 ist er an solchen klinischen Studien beteiligt, rund 150 hat er bereits betreut. Es ging um Impfstoffe und Medikamente, zum Beispiel gegen Bluthochdruck oder bei bestimmten Herzproblemen. Wird es jedoch zu experimentell, lehnt er ab. „Für mich ist immer die Maxime, dass ich nur Studien annehme, in die ich auch meine Eltern oder andere Familienangehörige einschließen würde – was ich in der Regel nicht darf“, sagt Schaefer.
Nur noch zu forschen, das komme für ihn nicht in Frage, dazu sei ihm der Kontakt zu den Patienten viel zu wichtig. Andersherum habe er aber erlebt, dass sich Mediziner und Probanden bei klinischen Studien oft völlig fremd seien – und das wollte er anders machen. „Meine Überzeugung ist, dass wir als Hausärzte unsere Patienten gut kennen und wissen, wer in eine Studie passt und wer davon profitieren kann“, sagt er. Für ihn als Mediziner sei es spannend, aktuelle Entwicklungen mitzubekommen.
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