Essen. Die Polizei in Essen meldet nur wenige Verstöße gegen die Ausgangssperre. Die Inzidenz steigt unterdessen weiter, was negative Folgen hat.

Die Alfredstraße in Rüttenscheid zählt auch an Samstagen zu den Essener Straßen, die wenn überhaupt erst tief in der Nacht zur Ruhe kommen. In der Nacht auf den 25. April war alles anders: Die erste Ausgangssperre in Essen seit 1945 fegte diese und viele andere Hauptstraßen leer. Nachdem die letzten Nachzügler nach 22 Uhr zu Hause angekommen waren, legte sich eine ungewöhnliche Stille über die Stadt. Allerdings gab es einzelne Ausnahmen.

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Nur unterm Strich, so die Polizei, hätten sich die Bürger an die Ausgangssperre gehalten. Einige Anwohner und Autofahrer hätten Passanten gemeldet, die trotz der Ausgangssperre unterwegs gewesen sind. „Bei uns sind ein Dutzend solcher Hinweise eingegangen“, nennt Polizeisprecher Marco Ueberbach die Zahlen für Essen und Mülheim, da das Präsidium für beide Städte zuständig ist.

Ordnungswidrigkeitsverfahren im einstelligen Bereich

Die Polizei ist dann vor Ort gewesen, hat aber in den meisten Fällen niemanden mehr angetroffen. Acht weitere Fälle gab es jedoch in beiden Städten, in denen die Polizei Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet hat. Die Personen, die draußen unterwegs gewesen seien, hätten dann Platzverweise erhalten und seien aufgefordert worden, sich unverzüglich auf direktem Weg nach Hause zu begeben, sagt Marco Ueberbach. „Sie haben keine Schwierigkeiten bereitet.“ Auf der Altendorfer Straße gab es sogar gegen 23 Uhr noch Ansammlungen kleiner Gruppen rund um einen Imbiss.

In den Wohnquartieren hingegen waren schon kurz nach 22 Uhr nur noch vereinzelt Menschen mit Hund, Jogger oder Spaziergänger zu sehen. Luft schnappen auf Hauptverkehrsstraßen – kein Problem. Die Atmosphäre erinnerte an Straßensperrungen, wenn etwa Blindgänger das erforderlich machen und es plötzlich selbst auf der A 40 still wird, da kein Auto mehr rollt. Das Licht von 24-Stunden-Tankstellen, die allerdings kaum Kunden hatten, erhöhte eher die Melancholie als für Belebung zu sorgen.

Der Kennedyplatz ist kurz nach 22 Uhr am Samstagabend noch leerer als sonst leider auch oft.
Der Kennedyplatz ist kurz nach 22 Uhr am Samstagabend noch leerer als sonst leider auch oft. © FFS | Kai Kitschenberg

Inzidenz bleibt über 165 – ab Mittwoch sind Schulschließungen wahrscheinlich

Und so dürfte es erst mal weitergehen. Mehr noch, es drohen die nächsten Schritte des verschärften Lockdowns. Das Robert-Koch-Institut meldet am Sonntag eine Inzidenz von 172,5 für Essen. Damit ist der Wert weiter gestiegen und reißt nun an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die 165. Sollte am Montag, 26. April die Inzidenz oberhalb dieses Wertes bleiben, wovon nach aller Erfahrung auszugehen ist, bleiben die Schulen in Essen ab Mittwoch geschlossen und müssen wieder in den Distanzunterricht übergehen. Der Dienstag kann noch für organisatorische Vorbereitungen genutzt werden.

Sicher sind bereits negative Folgen für den Einzelhandel: Das Land NRW hat die Überschreitung des Inzidenzwertes von 150 an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Essen offiziell festgestellt, das Angebot „Click and Meet“ in den Innenstadt und in den Stadtteilzentren gilt nun ab Montag, 26. April nicht mehr. Damit ist das Einkaufen mit Termin, Kontaktnachverfolgung und dem Nachweis eines negativen Corona-Tests, der nicht älter als 24 Stunden ist, nicht mehr möglich.

„Der Großteil des Einzelhandels in Essen wird ab kommenden Montag davon betroffen sein“, teilt Stadtsprecherin Silke Lenz mit. Ausgenommen sind wie immer Supermärkte und andere Lebensmittelhändler, aber diesmal bei eingeschränktem Sortiment auch Gartencenter und Buchläden.

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