Essen. Corona-Müll sorgt für Andrang an Recyclinghöfen in Essen und Frust über wilde Müllkippen. Mehr Arbeit gibt es bei Abfuhr und Straßenreinigung.
Klamotten bestellen, Essen liefern lassen, die Wohnung entrümpeln: In der Pandemie fällt in vielen Haushalten mehr Müll an als üblich. Das bedeutet für die Abfallwirtschaft mehr Arbeit. „Seit dem ersten Lockdown stellen wir fest, dass die Mengen größer geworden sind, und zwar in allen Bereichen“, sagt Stefanie Bersin, Pressesprecherin der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE). Die Mülltonnen von Privathaushalten seien voller als üblich, aber auch öffentliche Abfalleimer und Papier-Container. Zudem gebe es weiterhin einen hohen Andrang bei den Recyclinghöfen.
„Im ersten Lockdown mussten die Recyclinghöfe schließen, dadurch hat sich die Zahl der Sperrmüllabfuhren im ersten Quartal 2020 verdoppelt“, sagt Bersin. Die Abholung von Sperrmüll vor der Haustür kann online angemeldet werden. „Wenn mehr Anfragen eingehen, versuchen wir flexibel zu reagieren und die Teams zu verstärken“, so die EBE-Sprecherin. Mittlerweile sind die Recyclinghöfe wieder geöffnet, durch erhöhten Andrang und die Abstands- und Hygieneregeln entstehen so oftmals lange Schlangen.
Kartons verstopfen die öffentlichen Papier-Container
Flexibel würden die EBE auch bei den Abfuhren von Haushaltsmüll reagieren, so Bersin. Nach dem Osterwochenende etwa seien zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt worden. Grundsätzlich ist die Taktung der Abfuhren beim Haushaltsmüll nicht erhöht worden. Anders sieht es bei den öffentlichen Papier-Containern aus. Rund 1300 Stück gibt es davon im Essener Stadtgebiet. Immer wieder gibt es Beschwerden über überfüllte Container. „Wir fahren die Container jetzt im Zwei-Schicht-System ab“, erklärt Bersin.
Schon vor der Corona-Pandemie seien die Papier-Container voller gewesen, nun habe sich das noch verstärkt. Wobei das Wort „voll“ relativ ist. Denn in den Containern landen viele Kartons, die nach Online-Bestellungen anfallen. Weil viele Nutzer der öffentlichen Container sie nicht zerkleinern, ragen sie irgendwann aus der Öffnung heraus, obwohl eigentlich noch Platz wäre. Die Folge: Andere stellen ihren Papiermüll einfach auf oder neben den Containern ab. „Die Anzahl der illegalen Müllablagerungen beziehungsweise der nicht ordnungsgemäßen Entsorgung an Depotcontainer-Standorten hat sich in den letzten Monaten deutlich erhöht“, bestätigt Katharina Steffens aus dem Presseamt der Stadt Essen.
Vor der Entsorgung kurz auf den Karton zu treten, sei daher sinnvoll, sagt Bersin: „Sieht manchmal komisch aus, aber es hilft.“ Hilfreich sei es zudem, sich über die verschiedenen Wege der Müllentsorgung zu informieren. Wer etwa nur einen alten Farbeimer entsorgen wolle, der müsse sich nicht in die Schlange am Recyclinghof einreihen, sondern könne auch warten, bis das Schadstoffmobil in seinem Wohnviertel unterwegs sei. Für Grünschnitt, der im Frühjahr wieder verstärkt anfällt, gibt es verschiedene Ablade-Stationen im Stadtgebiet.
Mitarbeiter der Straßenreinigung sind verstärkt unterwegs
Für Ärger sorgen immer wieder diejenigen, die ihren Müll illegal abladen. „Wilde Müllkippen sind ein Problem, da arbeiten wir eng mit der Stadt zusammen“, sagt Bersin. Wenn etwa über den Mängelmelder wilde Müllkippen gemeldet werden, dann wird die EBE mit der Beseitigung beauftragt. Nach Angaben der Stadt sind zwischen April 2019 und März 2020 über den Mängelmelder 18.123 Fälle eingegangen, die mit Beschwerden über Müll zu tun hatten. Von April 2020 bis März 2021 waren es 27.390 solcher Fälle. Ob das allein mit dem Corona-Müll zusammenhängt oder die Steigerung durch den wachsenden Bekanntheitsgrad des Mängelmelders zu begründen ist, kann die Verwaltung nicht sagen.
In Parks und an belebteren Straßen, an denen Gastronomen To-Go-Angebote machen, ist das Team der Straßenreinigung verstärkt unterwegs. So sollen herumliegende Kaffeebecher, Pizzakartons und Einwegmasken möglichst schnell wieder aus dem Bild des öffentlichen Raums verschwinden. „Größtenteils konnten wir so übervolle Abfalleimer verhindern“, sagt Bersin. Wenn auch nicht überall, dann kommen unter Umständen wieder Mängelmeldungen der Bürger ins Spiel.