Essen. Trotz Corona-Pandemie wagen sich zurzeit viele Studenten der Uni Duisburg-Essen ins Ausland. Zwei Studenten berichten von Chancen und Risiken.

Während der Corona-Pandemie für das Studium ins Ausland – geht das überhaupt? Viele Studentinnen und Studenten der Universität Duisburg-Essen (UDE) stehen aktuell vor der Frage, ob sie ihr Auslandssemester antreten oder nicht.

Felix Weich hofft darauf, im Sommer wie geplant nach Finnland reisen zu können. Für ihn ist es die letzte Chance, im Ausland zu studieren, denn der 25-Jährige steht kurz vor dem Abschluss seines BWL-Studiums.

Auslandsaufenthalt während Pandemie mit vielen Unsicherheiten verbunden

„Ich hatte schon immer ein großes Interesse an der skandinavischen Kultur. Das Land hat landschaftlich viele einzigartige Dinge zu bieten. Und das finnische Bildungssystem zählt zu den Besten weltweit“, sagt Felix.

Er beobachtet die Infektionslage genau, hat die Einreisebeschränkungen im Blick. Ob er tatsächlich im August nach Finnland kann, ist unklar. Sollte er einreisen können, bedeutet das nicht, dass er tatsächlich in die Uni gehen wird. Denn wie in Deutschland finden die Vorlesungen auch im Ausland meist virtuell statt.

Interesse am Auslandssemester bleibt groß – trotz Corona

Doch diese Unsicherheiten und den Planungsaufwand nimmt Felix gerne in Kauf. „Ich denke, dass ich trotzdem viele wertvolle Erfahrungen sammeln werde“, sagt er. Die eigenen Sprachkenntnisse verbessern, Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen und eine neue Kultur entdecken: Die Vorteile eines Auslandssemesters überwiegen für viele Essener Studentinnen und Studenten.

Während der Ausbruch der Pandemie 2020 zu einem „erheblichen Einbruch“ der Bewerberzahlen führte, wollen dieses Jahr knapp 500 Studenten einen Auslandsaufenthalt antreten, so Ira Terwyen von der UDE. Zum Vergleich: Über 700 junge Menschen studierten 2019 im Ausland oder absolvierten ein Auslandspraktikum. 2020 waren es gerade mal 248.

„Es ist sehr erstaunlich, dass so viele Studierende Interesse haben“, findet Terwyen. Sie betreut Interessierte. Von ihnen werde generell sehr viel Flexibilität abverlangt: „Die Frage, kann ich gehen oder nicht, wird immer wieder gestellt. Aber keiner von uns kann im Kaffeesatz lesen.“

Von Zuhause aus im Ausland studieren

Viele Studentinnen und Studenten absolvieren aktuell ein Auslandssemester von Deutschland aus. Denn da die Kurse vieler Partner-Universitäten nur online stattfinden, müssen sie nicht vor Ort sein.

Noch komplizierter als im Ausland zu studieren, ist es zurzeit ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Während 2019 noch knapp 100 Studenten im Ausland Berufserfahrungen sammelten, waren es 2020 gerade mal fünf.

Uni DUE warnt Interessierte vor Risiken

Einer der wenigen Studenten, der 2020 die UDE gegen eine Universität im Ausland tauschte, ist Johannes Walburg. Von September bis Dezember lebte er in Seoul. Dass Südkorea „ein sehr sicheres Land ist, das mit sehr hohem Bewusstsein für die Pandemie an die Planung und Organisation herangeht“, war einer der Gründe, warum sich der Masterstudent dazu entschieden hat, sein Auslandssemester anzutreten.

Die Uni informiere Interessierte umfassend darüber, welche Risiken sie aktuell eingehen, wenn sie längere Zeit im Ausland leben. Vor allem Sprachbarrieren seien im Falle einer Infektion ein Problem, warnt Terwyen.

Als im Herbst die zweite Corona-Welle in Deutschland ausbrach, kontaktierte sie jede Studentin und jeden Studenten persönlich: „Geht es dir gut? Möchtest du zurückkehren? Können wir dir irgendwie helfen?“ Letztendlich habe aber nur eine Handvoll junger Menschen den Aufenthalt abgebrochen.

Student über „tristes“ Semester in Seoul

Johannes hat sich in Südkorea immer sicher gefühlt. Doch die Corona-Schutzmaßnahmen führten auch dazu, dass er sein Semester rückblickend als „ungewiss und trist“ beschreibt. Anstatt seine Kommilitoninnen und Kommilitonen bei Kneipen-Abenden kennenzulernen, verbrachte der 28-Jährige die ersten zwei Wochen aufgrund der Quarantänepflicht für Einreisende alleine in seiner Wohnung.

Auch während des Semesters war er nur selten an der Uni, die meisten Vorlesungen fanden online statt. Außerdem traf Johannes kaum Südkoreanerinnen und Südkoreaner. „Was natürlich fehlt, ist das Alltagsleben, die Menschen vor Ort kennenlernen. Sich in eine Gesellschaft zu integrieren auf eine Art, die vollkommen anders ist, als wenn man das Land als Tourist bereist“, betont auch Terwyen.

Seine Entscheidung nach Seoul zu gehen, bereut Johannes trotzdem nicht. Das liegt auch daran, dass er innerhalb Südkoreas problemlos reisen konnte. Sein persönlichen Highlights waren ein Trip auf die Insel Jeju und mehrere Wanderausflüge.