Essen. Essener Schauspieler beteiligen sich mit Aktionen an einer bundesweiten Initiative, die in Coronazeiten ein Signal für das Theaterleben setzt.
Ihren Auftritt vor der Rü-Bühne hatten die Schauspieler Rosalie Linneweber und Severin Roth ganz bewusst nicht angekündigt. Denn Publikum anzulocken, wäre in Coronazeiten nicht die allerbeste Idee gewesen. Jedoch stellen sie bald ein Video von dem Auftritt ins Netz, denn die beiden Darsteller möchten durchaus Aufmerksamkeit erzielen und gemeinsam mit der bundesweiten Initiative „diebühne“ den Blick auf die geschlossenen Theater lenken.
Essener Schauspieler starten zeitgleich mit Gleichgesinnten in anderen Städten
Die Aktion ist in Berlin gestartet und hat in mittlerweile einem Dutzend Städten, darunter Essen und Bochum, Gleichgesinnte gefunden. Jeweils freitagabends, zeitgleich um 20.21 Uhr, finden sich Schauspieler vor einem Theatergebäude ein, um kurze Szenen aufzuführen. Das kann ein kleiner Teil eines großen Stücks sein, ebenso ist ein selbst verfasster Dialog, gar auch ein Sketch möglich. Maximal eine halbe Stunde soll die gesamte Aktion dauern, Auf- und Abbau inklusive.
Am vergangenen Wochenende hatten sich Linneweber und Roth, die Theaterkurse in der Rü-Bühne veranstalten, für ein Heimspiel entschieden und gastierten - kurz und bündig - vor dem Girardethaus. An welchem Ort sie beim nächsten Termin zu finden sein werden, dazu herrscht Stillschweigen. Auch in den anderen Städten werde das vorher nicht bekanntgegeben, betont Linneweber. Die Einhaltung der Coronaregeln sei nun mal das A und O.
In dem aufgeführten Stück spielt Sehnsucht eine große Rolle
Die aufgenommenen Videos sind bald auf der Seite von „diebühne“ zu sehen. Derzeit sei noch die Cutterin am Werke, um die Filmsequenz zu schneiden, so Linneweber. Aufgeführt hat das Duo eine Passage aus dem Stück „Blaubart - Hoffnung der Frauen“ von Dea Loher. Es gehe darin unter anderem um die Suche nach Identität und Sehnsucht. Die Hoffnung, das sich das Leben ändert, bestimmt doch derzeit das Lebensgefühl vieler Menschen.
Alle Schauspieler, die bei dieser Form von Guerillaaktion mitmachen, wollen „Licht ins Dunkel“ bringen, wie es in einer Erklärung heißt. Kultur leben zu dürfen, sei ein Menschenrecht. Dass Theater und Kulturhäuser geschlossen sind, bewege sie. Um nun eben Präsenz zu zeigen, haben sie sich für einen schwierigen Spagat entschieden. Sie stellen sich - wie in Rüttenscheid - für kurze Zeit vor ein Theatergebäude, mit den Verantwortlichen haben sie vereinbart, dass sie Strom bekommen, der fürs technische Equipment unentbehrlich ist. Sollten zufällig Leute vorbeikommen, „bleiben sie gemäß den Abstandsgeboten stehen“, so Linneweber. Aber allzu lange halten sich die Zuschauer ohnehin nicht auf, dafür seien die Aufführungen nun mal nur auf wenige Minuten anlegt. Man wolle ein Signal setzen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. In den Netzwerken ist die Initiative mit dem Hashtag #2021gehtdasLichtan unterwegs.
Nach den Vereinbarungen von Bund und Ländern dürfen Theater frühestens zum 22. März öffnen, allerdings nur, wenn die Inzidenz unter 35 liegt. Zudem sollen Selbst- und Schnelltests erforderlich sein.
Die Essener Akteure suchen noch Mitstreiter, die sich unter rosalie@doghouse.theater melden können.
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