Essen. Musik mit Sicherheitsabstand: Essener Kammerorchester verspricht mit „Sehnsucht und Ahnung“ ein völlig neuartiges Konzerterlebnis. Start im April

Sie spielen sonst auch schon mal in Tanzcafés, Friseursalons und stillgelegten U-Bahnhöfen – nun spielen sie auch gegen den Lockdown an. „Sehnsucht und Ahnung“ heißt das Projekt des Ensemble Ruhr, das mit Kreativität aus der Krise finden will. Dafür hat das Ensemble eine völlig neuartige Bühnenkonstruktion entwickelt, die die Musiker am 9. April in der Bochumer Jahrhunderthalle präsentieren wollen.

Bühne erinnert an eine große, in Stücke geteilte Torte

Die Bühne ähnelt dabei einer in sechs Stücke geteilten Torte. Die Musiker des professionellen Kammerorchesters spielen mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand verteilt auf diese Tortenstücke, die durch Wände voneinander getrennt sind. Das Publikum kann die so entstehenden, nach oben offenen Räume nacheinander und ebenfalls mit Sicherheitsabstand betreten. Alle Räume sind unterschiedlich gestaltet und stehen jeweils für einen Gefühlszustand. „Sobald Konzerte wieder erlaubt sind, haben wir mit dieser Bühne die Möglichkeit aufzutreten und gleichzeitig ein völlig neuartiges Konzerterlebnis zu bieten“, sagen die künstlerischen Leiterinnen des Ensemble Ruhr, Anna Betzl-Reitmeier und Antje Weltzer-Pauls.

Schon seit Oktober arbeiten sie mit Regisseurin Katrin Sedlbauer und Bühnenbildnerin Kristina Schmidt an dem Projekt, das aus dem Programm „Neustart Kultur – Orchester vor neuen Herausforderungen“ des Bundesministeriums für Kultur und Medien gefördert wird. Seine Premiere soll es am 9. April mit Franz Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in der Kammerorchesterfassung von Gustav Mahler in der Bochumer Jahrhunderthalle haben. Weitere Aufführungen sind für den 10. und 11. April geplant.

Das Ensemble hat mit Absicht ein so dramatisches, emotionales Werk gewählt, das im Verlauf der Aufführung ziemlich „auseinandergenommen“ wird: Die Ensemblemitglieder spielen mit einzelnen Fragmenten der Komposition, teilweise setzen sie auf kreative Improvisation.

Musik soll die tiefe Erschütterung von Musikern und Kulturschaffenden widerspiegeln

„Das Werk entstand, als Franz Schubert in einer Lebenskrise steckte“, erklärt der musikalische Leiter und Konzertmeister des Ensemble Ruhr, Stefan Hempel. „Und wir wollen die tiefe Erschütterung von Musikern und Kulturschaffenden widerspiegeln, die durch die Corona-Krise in persönliche und berufliche Existenznot geraten sind.“„Sehnsucht und Ahnung“ beschäftigt sich also künstlerisch mit den Folgen von physischer und emotionaler Distanz.

Mithilfe ihrer Instrumente finden die Musiker aber über alle physische Distanz hinweg den Kontakt zueinander. „Wir sind gespannt, wie unsere Zuhörer auf dieses ungewohnte, distanzierte und zugleich nahe und intensive Klassikerlebnis reagieren“, sagen Anna Betzl-Reitmeier und Antje Weltzer-Pauls.

Mehr Infos: www.ensembleruhr.de