Essen. Große Oper, leerer Saal: Die Essener Philharmonie bot eine Verdi-Gala im Livestream und brachte so die Kultur in die heimischen Wohnzimmer.

„Ich war noch nie in einer Oper, daher ist es sehr schön, dieses Erlebnis in diesen Zeiten quasi ins Wohnzimmer geliefert zu kriegen. Vielen Dank allen Beteiligten!“ Wer weiß, vielleicht geht „Baffles“ nach dem Livestream der Verdi-Gala demnächst ja mal echt hin. So wie Stammgast Brigitte Overheid: „Wir vermissen die Veranstaltungen in der Philharmonie und im Aalto so sehr.“

Große Oper, tolles Konzept, reihenweise Smileys und Herzchen – die Reaktionen im Chat konnten den fehlenden Applaus im leeren Alfried-Krupp-Saal zwar nicht ersetzen, dokumentierten aber eindrucksvoll den coronabedingten Kulturhunger der Musikfreunde.

„Viva Verdi!“ grüßte auch aus eigenen Reihen der Philharmonische Chor, und die Aalto-Kinder würden so gern mal wieder mit dem „lieben Friedrich“ singen. Aber Friedrich Haider stand an diesem Abend als versierter Operndirigent am Pult der Essener Philharmoniker, die sich nicht nur mit der „Nabucco“-Ouvertüre – präzis, rhythmisch geschärft und dramatisch inspiriert – in bester Spiellaune zeigten.

Gesangssolisten überzeugten in der Essener Verdi-Gala

Doch der „mittlere“ Verdi ließ dank seiner geschmeidigen Melodien und prallen Gefühle vor allem die Gesangssolisten ein wahres Belcanto-Feuerwerk entzünden. Sopranistin Gabrielle Mouhlen überragte durch ihre Balance von Durchschlagskraft und lyrischem Affekt. Agnieszka Rehlis, die einen ganzen Fanclub aus der Polnischen Community beglückte, gab der Azucena („Trovatore“) körperreiche Mezzo-Tiefe und Tragik, Bariton Karl-Heinz Lehner wusste nicht nur den Fiesco („Simon Boccanegra“) mit kernig-sattem Legato auszustatten. Und Carlos Cardoso strahlte sich als junger, gertenschlanker Bilderbuchtenor so durch die Rollen, dass man die Bühne fast nicht vermisste.

Den Livestream zu diesem und anderen Konzerten der Philharmonie finden Sie hier