Essen. Nicht dynamisch, sondern langsam verbreitet sich die britische Corona-Mutation in Essen. Das besagen neue Zahlen der Virologie des Uniklinikums.

Die hochansteckende britische Virus-Mutation ist auch in Essen weiter auf dem Vormarsch. Von 750 positiven Corona-Proben sei inzwischen bei 70 die britische Corona-Mutation des Typs B.1.1.7 nachgewiesen worden, berichtet Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen. „Von einer langsamen Steigerung waren wir auch ausgegangen.“

Nach Angaben der Stadt seien weitestgehend Einzelpersonen betroffen. Einige Infektionen passierten in der häuslichen Gemeinschaft. In einem Fall habe sich die Bewohnerin eines Altenpflegeheims beim Pflegepersonal angesteckt. Die Ruhrlandklinik allein meldet elf Mutationsfälle, aber die meisten Betroffenen befänden sich schon auf dem Wege der Besserung, hieß es dort.

„Essen liegt auf gleicher Höhe wie Münster“

Zum ersten Mal ist die britische Mutation Ende Januar in Essen nachgewiesen worden. Für die betroffenen Patienten ordnete die Stadt Essen umgehend eine Quarantäne an. In den ersten drei Wochen lag der Anteil der gefährlichen britischen Mutation an der Covid-19-Gesamtinfektion konstant bei niedrigen fünf Prozent. Inzwischen liege der Prozentwert jedoch bei fast zehn Prozent. Trotzdem sei der absolute Wert 70 (Stand Ende vergangener Woche) nicht als hoch zu bezeichnen.

„Essen liegt prozentual auf gleicher Höhe wie Münster“, sagt der Direktor der Virologie. Düsseldorf hingegen habe einen doppelt so hohen Wert wie Essen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte vor einer Woche mitgeteilt, dass sich die britische Mutation in Deutschland schnell ausbreite. Der Anteil dieser Mutation war nach Angaben des Robert-Koch-Instituts binnen zwei Wochen von sechs auf 22 Prozent gestiegen. Nach Prognosen des RKI werde sich der Anteil jede Woche verdoppeln. Professor Dittmer spricht auf Essen bezogen hingegen von einer „verhalteneren Dynamik“ im Vergleich zum Bundestrend.

Fehlanzeige bei südafrikanischer und brasilianischer Variante

Erfreulich aus Dittmers Sicht ist die Tatsache, dass die britische Mutation die einzige sei, die bisher in Essen nachgewiesen werden konnte. Die wohl noch gefährlichere südafrikanische und die brasilianische Mutation kämen in Essen nicht vor. „Ich wäre zufrieden, wenn diese beiden Mutationen sich hier nicht verbreiten würden“, sagt der Chef-Virologe der Uniklinik. Mit Sorge hat Dittmer registriert, dass die südafrikanische und brasilianische Mutation so genannte Zweitinfektionen auslösen könne. Das heißt: Patienten, die im vergangenen Jahr bereits positiv auf die weit verbreitete Covid-19-Infektion getestet worden seien, könnten sich nun aufs Neue mit der südafrikanischen bzw. brasilianischen Variante anstecken.

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