Südviertel/Rüttenscheid. Auto stehen lassen, dafür Bus, Bahn oder Rad nutzen: Mit Mobilstationen will die Ruhrbahn den Umstieg schmackhaft machen. Eine neue ist geplant.

Vom Auto auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen, dieses Ziel ist mit der Verkehrswende beabsichtigt. Die Ruhrbahn hat vor rund vier Jahren begonnen, an Verkehrsknotenpunkten Mobilstationen einzurichten, die eine Auswahl an alternativen Verkehrsmitteln bieten. Fünf bestehen bereits im Stadtgebiet. Nun soll die sechste folgen. Ausgeguckt hat sich das Unternehmen dafür den Bahnhof Süd.

Leihräder und Carsharing gehören zum Angebot der geplanten Mobilstation

Das Konzept habe sich an den bisherigen Standorten sehr bewährt, sagt Unternehmenssprecher Jens Kloth. Neben der Möglichkeit, an einer Haltestelle Bus oder Bahn zu nutzen, gibt es noch weitere Alternativen zum Auto. Beispielsweise kann man Fahrräder, wahlweise auch E-Bikes, auszuleihen. Ferner besteht der Service, Fahrräder in abschließbaren Radboxen abzustellen. Per App lassen sie sich reservieren. Zudem befindet sich auch in unmittelbarer Nähe ein Taxistand, und Carsharing ergänzt das Angebot.

Bus- und Bahnfahrten um 35 Prozent steigern

Als der Rat vor etwas über einem Jahr darüber diskutierte, wie ein Modal Split zu erreichen sei, wurden folgende Zahlen genannt: Bei Bus und Bahn ist eine Steigerung um rund 121.000 Fahrten pro Tag, eine Ausweitung um 35 Prozent zum heutigen Wert.

Mit dem Rad müssten 331.000 Fahrten zurückgelegt werden, das würde eine Steigerung von 240 Prozent bedeuten. Bei den Wegen, die zu Fuß zurück gelegt werden, gehen Fachleute von einem jetzigen Anteil aus, der bei 19 Prozent liegt. Um die Zielmarke zu erreichen, wäre eine Steigerung um 112.000 Wegen pro Tag notwendig.

Die bisherigen fünf Mobilstationen sind am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Kupferdreh, an der Florastraße, am Landgericht, an der Haltestelle in Steele und am Parkfriedhof in Huttrop vorhanden.

Die Planungen für den Bahnhof Süd haben jetzt begonnen und sollen bald Fahrt aufnehmen. Wenn möglich, soll die Station noch größer ausfallen als die an der Florastraße. Sie wurde zuletzt eröffnet und ging ähnlich wie die in Kupferdreh im vergangenen Herbst ans Netz. Derzeit prüfe die Ruhrbahn, welche Möglichkeiten der finanziellen Förderung durch die öffentliche Hand greifen können, berichtet der Sprecher. Daher lasse sich momentan auch noch nicht beziffern, wie hoch die Kosten am Ende ausfallen werden.

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In die legendäre Gaststätte am Bahnhof Süd ist mit Holy Craft Leben zurückgekehrt. Wegen des Lockdowns muss die Kneipe vorerst aber noch geschlossen bleiben, bietet aber Abhol- und Lieferservices an.
In die legendäre Gaststätte am Bahnhof Süd ist mit Holy Craft Leben zurückgekehrt. Wegen des Lockdowns muss die Kneipe vorerst aber noch geschlossen bleiben, bietet aber Abhol- und Lieferservices an. © FUNKE Foto ServicesMitz | Kim Kanert

Mit der Nachfrage, die die bisherigen Stationen erfahren, sei der Verkehrsbetrieb sehr zufrieden, berichtet Kloth. Als Beispiele nannte er Zahlen für die Leihfahrräder des Anbieters Metropolradruhr. Hier haben sich laut Ruhrbahn an den Standorten in Steele und Landgericht die jährlichen Ausleihen seit dem Start 2017 verdreifacht und lagen 2020 bei rund 5000. Carsharing sei erst ein Jahr später, also 2018, ins Programm aufgenommen worden, da seien die Zahlen um 70 Prozent auf 2000 im vergangenen Jahr gestiegen. Die Stationen an der Florastraße und in Kupferdreh seien erst seit dem Herbst im Betrieb, da seien Aussagen über konkrete Entwicklungen noch zu früh. Die bisherigen Bilanzen tragen wesentlich dazu bei, dass die Ruhrbahn die Zahl der Standorte ausweiten will. Bis zu zehn oder zwölf sollen insgesamt im Stadtgebiet entstehen. Der Verkehrsbetrieb möchte eigenen Angaben zufolge mit den Mobilstationen einen Beitrag leisten, damit Essen bis 2035 eine wichtige Zielmarke erreicht. In neun Jahren soll ein Modalsplit von 25 Prozent für jede Verkehrsart erreicht sein, das heißt, je Viertel soll auf Bus/Bahn, Rad, Fußweg und Auto entfallen.

Vertreter des Unternehmens wollen Konzept vorstellen

Die Mobilitätsstationen spielen nach Angaben von Experten eine besondere Rolle für die sogenannte letzte Meile. Damit ist gemeint, dass der Verzicht aufs Auto oftmals daran scheitert, dass Bürger eine passende Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz vermissen, beispielsweise für die Wege zur Arbeit. Darüber hinaus sollen auch Möglichkeiten geschaffen werden, dass Randzeiten vor allem in den Abendstunden abgedeckt werden, um unter anderem kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.

Vertreter der Ruhrbahn wollten eigentlich die Pläne bei der Sitzung der Bezirksvertretung I am 23. Januar vorstellen. Wegen Corona haben sie aber abgesagt, so Bezirksbürgermeister Peter Valerius.