Essen. Im Jahresvergleich sind 70 % weniger Menschen auf der Kettwiger Straße in Essen unterwegs. Ein Blick in die Zahlen lässt weitere Vergleiche zu.

Es sind Zahlen die noch einmal verdeutlichen, wie groß der Einfluss der Corona-Pandemie auf unseren Alltag ist: 52.466 Passanten sind in der Woche ab dem 18. Januar auf der Kettwiger Straße in der Essener Innenstadt gezählt worden. Vor einem Jahr – ohne Corona-Lockdown und mit offenen Geschäften und Gastronomie – waren es 184.652.

Anders ausgedrückt: 71,59 Prozent weniger Menschen sind derzeit im Vergleich zum Vorjahr auf der Kettwiger Straße auf den Beinen – das sind fast drei Viertel.

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Kettwiger Straße: Passanten werden von Lasertechnik erfasst

Die Zahlen stammen von einem Messgerät an einer Häuserfassade in Höhe der Johanniskirche, seit April 2019 hängt es dort. „Wir verwenden Lasermesstechnik“, sagt Julian Aengenvoort, Geschäftsführer der Hystreet GmbH mit Sitz in Köln. Das Start-Up hat seine Geräte nicht nur in Essen, sondern auch in 64 anderen deutschen Städten installiert.

 Hystreet-Geschäftsführer Julian Aengenvoort.
 Hystreet-Geschäftsführer Julian Aengenvoort. © Hystreet.com

Das Prinzip: Jeder Passant, der eine gedachte Linie überschreitet und größer als 80 Zentimeter ist, wird registriert. Neben Tages- und Monatswerten werden auch Stundenzahlen erhoben. Stichprobenerhebungen von Passantenströmen gehörten durch die genauere Lasertechnik der Vergangenheit an, so Julian Aengenvoort.

Da die Messtechnik auf der Kettwiger Straße weit vor der Corona-Krise samt Schutzmaßnahmen und Lockdown installiert wurde, lassen sich Vergleiche anstellen (siehe Grafik). Wie groß war der Einfluss der Maßnahmen auf die Innenstadt im ersten Lockdown? Ist wirklich ein Unterschied zwischen „Lockdown Light“ und hartem Lockdown zu sehen?

Gefühlte Normalität im Sommer sorgte für eine volle Innenstadt

Im aktuellen Jahresvergleich ist der Unterschied in der Grafik auf den ersten Blick zu erkennen. Sehr eindrücklich zeigen die Zahlen aber auch, dass im vergangenen Sommer – ohne scharfe Maßnahmen – wieder Normalität in die Innenstadt einkehrte. Die Infektionszahlen waren zu dem Zeitpunkt auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Am 31. August meldete die Stadt 75 aktuell positive Coronafälle in Essen, derzeit sind es über 1382 (Stand 31.1.2021). Der bisherige Höchststand der aktuell Infizierten war am Ersten Weihnachtsfeiertag mit einem Wert von 2076 erreicht.

Wegen der niedrigen Zahlen im Sommer bilanzierte die Stadt Ende August, dass man bisher vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen sei. Die gefühlte Normalität schlug sich dann auch auch in den Passanten-Strömen auf der Kettwiger Straße nieder: 200.482 Passanten wurden in der Woche ab dem 31. August 2020 dort erfasst. Das toppte gar den Wert aus der oben genannten Januar-Woche vor der Corona-Krise.

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Zahlen zeigen deutlichen Unterschied zwischen „Lockdown Light“ und hartem Lockdown

Wie unmittelbar sich der zweite harte Lockdown dann auf die Innenstadt auswirkte, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen der Woche ab dem 14. Dezember 2020 – also mitten im Weihnachtsgeschäft. Am Montag (14.12.) und Dienstag (15.12.) wurden auf der Kettwiger Straße jeweils rund 35.000 Passanten registriert – Höchstzahlen im Vergleich mit den anderen Montags- und Dienstagswerten, die die Grafik ausweist.

Eine Erklärung: Mit Preisrabatten versuchten viele Händler zu Beginn der Woche noch einmal das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln, bevor es am 16. Dezember wieder in den harten Lockdown ging; und der hält immer noch an. Als am Mittwoch (16.12.) wieder Geschäfte schließen mussten, waren keine 34.465 Passanten wie am Tag zuvor auf den Beinen, sondern von jetzt auf gleich nur noch 10.526 – also weniger als ein Drittel.

>>> INFO: Weitere Messung auf Limbecker Straße <<<

  • Die Firma Hystreet hat nicht nur eine Lasermessung auf der Kettwiger Straße installiert: Eine weitere hängt an einer Häuserfassade im unteren Bereich der Limbecker Straße.
  • Die Werte dieser Anlage lassen sich für eine Betrachtung der Corona-Lage im zeitlichen Verlauf der Pandemie aber nur bedingt verwenden.
  • „Die Lasertechnik wurde dort im Oktober 2020 angebracht“, sagt Hystreet-Geschäftsführer Julian Aengenvoort.
  • Alle Infos zur Corona-Lage in Essen, finden Sie in unserem Newsblog.
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