Essen-Rüttenscheid. Nach 65 Jahren verlässt Herrenausstatter Klasmeyer die Innenstadt. Es fehlen namhafte Geschäfte, so der Inhaber. Er zieht nach Rüttenscheid.

Der traditionsreiche Herrenausstatter Klasmeyer verlässt die Theaterpassage und zieht nach Rüttenscheid. Damit wechselt wieder einmal ein Einzelhändler von der City zur Einkaufsmeile des Stadtteils. Bereits 2019 hatten sich das Modegeschäft van Drahten und das Herrengeschäft Todt & Co zu diesem Schritt entschieden. Zudem gab vor kurzem die Creditplus Bank ihre Standortänderung bekannt: Rüttenscheid anstelle der City.

Klasmeyer eines der ältesten Handelsunternehmen

Der Herrenausstatter Klasmeyer, eines der ältesten Handelsunternehmen der Stadt, hat sich für das Ladenlokal an der Rüttenscheider Straß 23 bis 25 entschieden, direkt neben den Stadtwerken. Das Gebäude wird derzeit komplett saniert.

Der Entschluss, seine Zelte in der City abzubrechen, habe mehrere Gründe, erklärt Inhaber Adrian Adolphs. Zum einen stehe ein Eigentümerwechsel in der Theaterpassage bevor. Stadt und Sparkasse als derzeitige Besitzer planen, das Objekt zu verkaufen. Deshalb habe er schon vor einigen Monaten gekündigt. Zum anderen bereite ihm auch die Entwicklung des Handels in der Innenstadt Sorge, mehrere namhafte Geschäfte seien auf dem Absprung oder bereits geschlossen. Die Folgen bekomme er deutlich zu spüren, mittlerweile beschränke sich sein Kundenkreis fast ausschließlich auf Stammkunden.

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Bei der Wahl eines neuen Ladenlokals habe er sehr gezielt in Rüttenscheid Ausschau gehalten. Die Räume gleich neben den Stadtwerken seien für sein Geschäft genau passend und „eine einmalige Chance“. Zudem legte Adolphs auch Wert darauf, sich nicht mitten im Zentrum von Rüttenscheid anzusiedeln, sondern eher am Rand, um noch eine gewisse Nähe zur Innenstadt zu haben. Zudem habe der Standort einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: „Direkt vor der Haustür sind drei Parkplätze."

Traditionsbetrieb wurde Mitte der 50er-Jahre gegründet

Mit rund 290 Quadratmetern sei die gesamte Verkaufsfläche zwar etwas kleiner als die in der Innenstadt, aber die Gestaltung des Altbaus passe genau zu seinem Konzept, betont Adolphs. Die einzelnen Räume, alle miteinander verbunden, bieten nach seinen Worten geeignete Möglichkeiten, die Modewaren auszustellen und zu präsentieren. Ein weiterer Vorteil des Ladenlokals bestehe in den großen Glasflächen sowohl auf der Seite zur Rüttenscheider Straße als auch zum Innenhof.

Die Terrasse, die zu Gebäude und Geschäft gleichermaßen gehört, will Adolphs für den Café- und Barbereich nutzen, der „exklusiv den Kunden zur Verfügung steht“. Die Kunden können hier beispielsweise bei einer Tasse Kaffee verweilen und eine Pause einlegen. Es handele um ein zusätzliches Angebot, mit dem er auch die Aufenthaltsqualität in dem Traditionsbetriebes hervorheben möchte. Mitte der 50er-Jahre an der Limbecker Straße gegründet erfolgte vor 36 Jahren der Umzug in die Theaterpassage, die kurz zuvor für den gehobenen Handel umgebaut worden war.

Die Arbeiten in den neuen Räumen an der Rüttenscheider Straße schreiten voran, berichtet Adolphs (30), der das Geschäft 2015 übernommen hat und in dem derzeit ein vierköpfiges Team tätig ist. In Kürze werde auch in den Schaufenstern zu lesen sein, dass der Herrenausstatter Klasmeyer demnächst dort eröffne. Der Inhaber geht davon aus, dass es im März soweit sein wird.

In ehemaligem Stadtwerke-Bau entstehen zudem 35 Wohnungen

Das Ladenlokal zählt zu einem Gebäudekomplex, der sich früher im Besitz der Essener Stadtwerke befand und dessen Ursprünge aus dem Beginn des 20. Jahrhundert stammen. Nachdem sich zunächst Unternehmen Arsatec um die Sanierung kümmerte, hat den Trakt an der Ecke Rü/Baumstraße inzwischen die Rü-Living GmbH übernommen, die Architekt Sven van Gelder gemeinsam mit einem weiteren Investor betreibt.

Im Zuge der umfangreichen Sanierung werden im Erdgeschoss die Räume für den Herrenausstatter Klasmeyer als auch für einen namhaften Friseursalon hergerichtet. Darüber hinaus entstehen 35 Wohnungen in ganz unterschiedlichen Größen - zwischen 28 und 134 Quadratmetern. Wohneinheiten, die zum Innenhof ausgerichtet sind, haben nahezu alle einen Balkon. Die Wohnungen an der Rü sollen bis Ende März bezugsfertig sein, diejenigen an der Baumstraße voraussichtlich im September/Oktober.

Wie Sven van Gelder berichtet, gab es zwischenzeitlich durchaus Überlegungen, das gesamte Gebäude abzureißen. Doch wirtschaftliche Berechnungen hätten ergeben, dass sich eine Investition in den Erhalt durchaus lohnen würde. Insgesamt sind 7,5 Millionen Euro in die Instandsetzung des Komplexes geflossen.

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