Essen-Steele. Das Bootshaus Ruhreck in Essen-Steele bietet jetzt Wohnmobil-Dinner an. Trotz geschlossener Restaurants wird den Gästen Abendessen serviert.

Die Restaurants haben seit Monaten geschlossen, Essen gehen kann man trotzdem, zumindest wenn man in seinem Wohnmobil bleibt. Das Café Restaurant Bootshaus Ruhreck in Essen-Steele bietet ein Wohnmobil-Dinner an und hat damit offenbar den Puls der Corona-Zeit getroffen.

30.000 Mitglieder in der Facebook-Gruppe "Wohnmobil-Dinner das Original"

Die Aktion geht auf die Facebook-Gruppe "Wohnmobil-Dinner das Original" zurück, dessen Gründer die Gastronomie im Lockdown unterstützen wollen. Vom Gourmet-Tempel bis zum Eck-Café können sich dort Restaurants bewerben und auf einer Karte aufgenommen werden. Mittlerweile zählt die Gruppe rund 400 Restaurants im ganzen Bundesgebiet und knapp 30.000 Mitglieder die munter ihre Erfahrungen austauschen.

"Die Wohnmobile müssen bewegt und meine Mitarbeiter beschäftigt werden", erklärt Hans-Werner-Scherer, Inhaber vom Bootshaus Ruhreck. Kurz nachdem er sein Restaurant auf der Facebook-Seite präsentiert hatte, stand auch schon das erste Wohnmobil auf seinem Parkplatz. Seitdem gehen regelmäßig Reservierungen bei ihm ein.

Liefer- und Abholservice: Angebote aus Essen

So auch die vom Ehepaar Lüpkes. Normalerweise fahren die beiden auf Kurztrips in den Winterurlaub oder im Sommer auch bis nach Kroatien. "Das ging im letzten Jahr leider nicht", erzählt Andrea Lüpkes (56), die seit 30 Jahren passionierte Wohmobilistin ist. Das Gefährt sei ihr zweites zu Hause, man habe immer alles dabei; Bett, Kühlschrank, Dusche und WC. Richtige Reisen sind jetzt schon seit Monaten fast unmöglich, da kam den beiden die Idee, in Essen vorbeizufahren. "Das Wohnmobil-Dinner war für uns auch was Neues."

In der Abenddämmerung parkten sie ihren geräumigen Frankia auf dem Bootshaus-Ruhreck-Parkplatz direkt an der Ruhr, schalteten die Heizung an und den Motor ab. An ihrem Esstisch machte es sich das Ehepaar bequem und grüßte die beiden anderen Wohnmobilisten, die an diesem Abend dort eingeparkt hatten aus der Ferne. Auf Gespräche über vergangene Urlaube, gute Stellplätze in der Region und die Finessen der Inneneinrichtung bei Wohnmobilen wurde verzichtet - Corona befiehlt Kontaktarmut und Abstand.

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"Meistens bleiben alle in ihren Wagen", hat Hans-Werner Scherer beobachtet. Das habe auch das Ordnungsamt festgestellt, das bereits einmal vorbeigekommen sei. Selbst an Silvester, als 14 Gefährte auf seinem Grundstück einparkten, lief alles problemlos. "Die hatten Angst, dass ihre Autos von Raketen getroffen werden könnten, also hat niemand geballert", erzählt Scherer, für den das Wohnmobil-Dinner auch ein Zukunftskonzept ist.

Während der Corona-Krise musste er nicht nur seine Speisekarte eindampfen, er musste auch Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit schicken. Das To-Go-Geschäft laufe mehr schlecht als recht, die Finanzhilfen des Bundes kämen nur sehr schleppend bei ihm an.

Gastronom will feste Wohnmobil-Stellplätze errichten

Doch aufgeben gilt nicht. Die Wohnmobilisten reservieren in der Regel im Vorhinein, da könne er sich mit seinem Team gut drauf vorbereiten. Manche gehen auch nachmittags eine Runde an der Ruhr spazieren, bestellen dann ein Stück Mandarinen-Quark-Kuchen und einen Kaffee im Bootshaus Ruhreck und lassen sich den ans Wohnmobil bringen. Auch die Anreise im Wohnwagen ist grundsätzlich möglich.

Wenn die Kontaktbeschränkungen aufgeboben werden, will Scherer feste Wohnmobil-Stellplätze auf seinem Grundstück errichten, Feuerstellen und Gauklerbesuche anbieten. "Wohnmobilisten sind alle nett, gemütlich und freundlich", hat der Gastronom festgestellt und so würden nicht nur die Reisenden und er selbst profitieren, sondern auch die Stadt Essen und die gesamte Region.

Spießbraten mit Röstkartoffeln und Salat wurde durch die Tür gereicht

Zurück zu Andrea und Uwe Lüpkes: Das Servicepersonal reichte das bestellte Getränk durchs Fenster. Spießbraten mit Röstkartoffeln und Salat wurden auf Porzellan durch die Aufbautür gereicht - mit einer Haube, damit das Essen auf den wenigen Metern durch die Januarkälte nicht abkühlte. "Es war sehr lecker und hat alles wunderbar geklappt", erzählt Andrea Lüpkes, die sich freute nicht kochen und auch nicht abspülen zu müssen.

Nach dem Essen reisten die beiden dann wieder ab, touristische Übernachtungen sind schließlich derzeit verboten. Wenn sie wieder erlaubt sind, will Scherer auch Frühstück für Wohnmobilisten anbieten.

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Alle Gastronomen, die dabei sind, findet man bei Facebook in der öffentlichen Gruppe Wohnmobildinner. Auf einer Deutschlandkarte sind alle Standorte der beteiligten Restaurants eingezeichnet.

Reservierung im Café Restaurant Bootshaus Ruhreck, Langenberger Straße 1, unter Tel. 584758.

In Essen ist auch der Sportlertreff, Lanfermannfähre 30, am Baldeneysee aufgelistet. Reservierung unter Tel. 467540.