Essen. Wie Organisatoren von Essener Großveranstaltungen planen: Kaum Hoffnung für Rü-Fest und Essen.Original. Konzertevents stehen trotzdem in Aussicht
Stornieren, neu terminieren, wieder stornieren: Für die meisten Essener Veranstalter ist das Umplanen und Verlegen in Zeiten der Corona-Pandemie längst grauer Alltag geworden. Kaum ein Organisator von Großveranstaltungen mag deshalb derzeit langfristig planen. Zu ungewiss scheint den meisten, wann Inzidenzwert und Impfquote wieder das Zusammenkommen vieler Menschen erlauben. Sicher scheint, dass es im ersten Quartal 2021 noch sehr still bleiben wird. Doch für den Sommer mag längst nicht jeder seine Pläne begraben. Es gilt das Prinzip Hoffnung.
Auftritte von Sarah Connor und Peter Maffay stehen auf der Kippe
Draußen, wenn auch nicht auf Abstand, genießt das Publikum im Spätsommer sonst die stimmungsvolle Kulisse des Seaside Beach am Essener Baldeneysee als riesige Konzertarena. 2020 sind die Großevents ausgefallen, in diesem Sommer haben sich gleich mehrere spektakuläre Acts angesagt. Neben "Deichkind", die eigentlich am 21. August die Bühne am Baldeneysee-Ufer beben lassen wollen, stehen noch Auftritte von Sarah Connor (28. August), Peter Maffay (29. August), David Guetta (11. September) und die Nachholtermine von Seeed auf dem Programm. Einigermaßen zuversichtlich ist Seaside-Beach-Betreiber Holger Walterscheid derzeit allerdings nur für die Berliner Combo um Peter Fox - sofern Corona Großkonzerte im Spätsommer überhaupt wieder erlaubt. Die beiden am 3. und 4. September geplanten Auftritte waren schon vor dem Lockdown ausverkauft, was mit den anderen Konzerten passiert, "wird man sehen", sagt Walterscheid. Denn "derzeit kauft einfach niemand Konzertkarten".
Jedenfalls nicht die 20.000 Tickets, die es eigentlich braucht, um den Abend für alle Beteiligten finanziell auskömmlich zu machen. "Das wirtschaftliche Risiko ist groß", gibt Walterscheid zu bedenken. Der finanzielle Aufwand für Technik, Sicherheit und Logistik bliebe auch bei reduzierter Publikumsanzahl hoch. Und ob im August und September schon wieder 20.000 Menschen gemeinsam vor einer Bühne stehen werden - da hat auch der Seaside-Beach-Chef Bedenken. Er hofft, zumindest das 65.000 Quadratmeter große Gelände am Baldeneysee bei schönem Wetter wieder für ein paar tausend Gäste öffnen zu können.
Was wird aus dem Pfingst Open Air in Werden?
Raus, sobald es möglich ist - die Devise gilt auch auf der Zeche Carl, wo man am liebsten schon im Mai wieder den Garten bespielen will. Ob und wenn wie im Mai auch eine alternative Umsetzung des traditionellen Pfingst Open Air in Werden unter Corona-Vorgaben möglich ist, darüber würden sich das Essener Jugendamt und der Rockförderverein gerade Gedanken machen, erklärt Marcus Kalbitzer, Vorsitzender des Rockfördervereins und Geschäftsführer der Zeche Carl.
Ein großes Fragezeichen steht derzeit noch hinter einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Ob die Extraschicht am 26. Juni wieder Zehntausende für die Industriekultur begeistert? Ob auf dem Welterbe Zollverein im Herbst wieder das traditionelle Zechenfest steigt? Ob die vom Lockdown schwer gebeutelten Schausteller im Sommer endlich wieder ihre Fahrgeschäfte vor der Gruga aufbauen können und im kommenden Winter dann wieder Glühwein in der Innenstadt ausgeschenkt werden kann? Stand heute ungewiss.
Die EMG ist vorsichtiger geworden: "Wir haben 2020 Lehrgeld gezahlt"
"Wir sind vorsichtiger geworden", sagt auch Florian Hecker, Sprecher der Essen Marketing Gesellschaft (EMG). Zuletzt hatte man lange an den Plänen zur Umsetzung des Essener Weihnachtsmarktes festgehalten und am Ende doch zurückrudern müssen. Man habe 2020 "Lehrgeld gezahlt", man habe aber auch dazu gelernt und sei "deutlich flexibler geworden", so Hecker. Nun hoffe man auf ein Frühjahr, "in dem der Handel hoffentlich wieder öffnen darf, einen besseren Sommer und ein zweites Halbjahr 2021, das sich wieder normaler anfühlt", sagt der EMG-Sprecher.
Wie viel Normalität ab dem Sommer wieder möglich ist, das mag aber auch Hecker nicht absehen. Ein Stadtfest wie Essen.Original lebe nun mal davon, dass sich viele Leute treffen. Tausende Zuschauer dicht gedrängt vor einer Bühne, das sei momentan aber schwer vorstellbar, räumt Hecker ein. Trotzdem zeigt man sich bei der EMG zuversichtlich, 2021 auch in Kooperation mit anderen Partner wieder einiges an Veranstaltungen möglich zu machen. "Das letzte Jahr hat gezeigt, dass vieles sehr schwer im Voraus zu planen ist. Darauf müssen wir als Wirtschaftsunternehmen reagieren", betont der EMG-Sprecher. Das Geld, das ausgegeben werde, müsse zunächst schließlich erst mal eingenommen werden.
Vorbereitungen für die "Tour de Rü" laufen
Großveranstaltungen mit dicht gedrängten Menschenmengen kann sich auch Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) 2021 nicht wirklich ausmalen. "Große Feste werden schwer sein", sagt der IGR-Chef. Doch Krane sieht längst nicht jedes Rüttenscheid-Event gefährdet. So sind die Vorbereitungen für die "Tour de Rü" am 24. April längst angelaufen. Ob die nach Corona-Vorgaben neu abgesteckte Route wie geplant oder zu einem späteren Zeitpunkt angefahren werden kann, muss sich zeigen.
Gute Chancen sieht Krane für die Kunst-Meile "Rü-Art" im Juni. Für das Rü-Fest will der Organisator allerdings nicht allzu viel Optimismus verbreiten. Die Umsetzung sei schon vor Corona immer schwieriger geworden. "Wir machen alles, was wir durchziehen können", verspricht der IGR-Vorsitzende. Das Hauptaugenmerk gelte dabei der Pflege und Unterstützung des Stadtteils und seines stationären Handels.