Essen. Die Bundespolizei hat ein einwöchiges Waffenverbot verhängt. Die Behörde kündigt scharfe Kontrollen an. Corona hat Straftäter nicht ausgebremst.
Corona mag das öffentliche Leben vielerorts lahm legen, die Gewaltdelikte am Essener Hauptbahnhof bremst die Pandemie offenbar nicht aus: Trotz rückläufiger Fahrgastzahlen im Nah- und Fernverkehr sowie Schließungen von Diskotheken und Nachtclubs konnte die Bundespolizei dort "keinen nennenswerten Rückgang" der Straftaten bemerken. Im Gegenteil: Allein im letzten halben Jahr registrierte die Behörde eine "hohe zweistellige Zahl von Fällen, in denen Waffen eingesetzt oder mitgeführt wurden", sagte Bundespolizeisprecher Hendric Bagert am Dienstag.
Die Delikte, bei denen gefährliche Gegenstände und Waffen eine Rolle spielten, hätten zugelegt. Absolute Zahlen dazu nannte Bagert allerdings nicht. Nachdem sich nun auch noch rivalisierende und bewaffnete Jugendgruppen aus Essen und Mülheim eine Schlägerei am Essener Hauptbahnhof geliefert haben, sieht die Bundespolizei mehr als genug Anlass, um konsequent durchzugreifen: Ab Mittwoch gilt für den Essener als auch den Mülheimer Verkehrsknotenpunkt ein striktes einwöchiges Waffenverbot, das verschärft kontrolliert wird.
Konflikte mit gefährlichen Waffen insbesondere an Wochenenden
"Gerade unter dem enthemmenden Einfluss von Alkohol- und Betäubungsmitteln kommt es in den Hauptbahnhöfen immer wieder an Wochenenden zu Konflikten, die teilweise mit gefährlichen Gegenständen und Waffen ausgetragen werden", so Bagert.
Gürtelmesser, Scheckkartenmesser, Butterflymesser, Einhandmesser, Wurfmesser - die Liste der Sicherstellungen durch Einsatzkräfte ließe sich beliebig verlängern. Aber auch gefährliche Gegenstände wie zum Beispiel Schraubendreher werden bei Kontrollen und Durchsuchungen immer wieder entdeckt.
Es ist nicht das erste Waffenverbot für den Essener Hauptbahnhof
Vor diesem Hintergrund hat die unter anderem für Essen zuständige Bundespolizeidirektion Sankt Augustin ein Mitführverbot für Schuss-, Hieb- Stoß- und Stichwaffen sowie Messern aller Art erlassen. Die Allgemeinverfügung gilt vom 13. Januar ab 14 Uhr bis 20. Januar um 6 Uhr und umfasst den Essener und den Mülheimer Hauptbahnhof inklusive
der Gleisanlagen.
Nach einem vergleichbaren Waffenverbot im März 2019 wurden am Essener Hauptbahnhof mehrere hundert Personen überprüft, aber keine Messer sichergestellt.
>>>Verletzte bei Massenprügelei
Nach dem jüngsten Zwischenfall mit prügelnden Jugendgruppen wertet die Bundespolizei aktuell noch die Aufzeichnungen von Überwachungskameras aus. Zeugen haben von bis zu 30 Randalierern gesprochen. Bei der Auseinandersetzung hat es auch Verletzte gegeben, sagte Bagert, es sei aber noch offen, wie schwer die Blessuren waren. Zwei Messer, die die Unbekannten bei der Flucht vor den alarmierten Bundespolizisten weggeworfen wurden, konnten unmittelbar am Tatort gesichert werden.
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