Essen. Essen: Obdachloser (60) wird misshandelt, Habseligkeiten eines 56-Jährigen werden verbrannt. Doch die Verunsicherung scheint nicht groß zu sein.
Am ersten Weihnachtstag misshandelt eine 16-Jährige einen gehbehinderten Obdachlosen (48) im Westtunnel des Essener Hauptbahnhofs und verletzt ihr Opfer schwer. Zwei Wochen später zünden Unbekannte die wenigen Habseligkeiten eines 56-Jährigen auf dem Kaiser-Otto-Platz in Steele an, während sich der Mann in dem Foyer einer dortigen Bank aufwärmt.
In beiden Fällen ermitteln die Behörden. Ein Zusammenhang zwischen den Taten sei trotz der zeitlichen Nähe bislang aber nicht erkennbar, sagt Pascal Schwarz-Pettinato, Sprecher der Essener Polizei.
Angriff am Hauptbahnhof wird als Einzelfall gewertet
Trotz der Niedertracht in beiden Fällen und der erschreckenden körperlichen Gewalt, die der 48-Jährige im Westtunnel des Hauptbahnhofs erleiden musste, sei in der Wohnungslosenszene "keine besondere Unsicherheit zu spüren", sagt Bernhard Munzel, Sprecher des Diakoniewerks in Essen, das zusammen mit dem Caritas-Verband nicht nur die Bahnhofsmission, sondern auch andere Einrichtungen der Gefährdetenhilfe betreibt, nach Rücksprache mit Sozialarbeitern.
Es gebe zudem keine Hinweise darauf, dass bedürftige Menschen, die in Essen auf der Straße leben, vermehrt zur Zielscheibe werden. Der Angriff am Hauptbahnhof werde von den Trägern gerade wegen seiner besonderen Schwere als trauriger Einzelfall gewertet. Zu der Brandstiftung am Kaiser-Otto-Platz gebe es noch nicht genügend Informationen, um den Fall bewerten zu können, so Munzel. Die Ermittlungen der Polizei laufen noch, man hofft auf Hinweise von Zeugen, sagt Schwarz-Pettinato.
Das Ermittlungsverfahren hat sich verzögert
Gegen die polizeibekannte 16-Jährige, die auf den Obdachlosen am Hauptbahnhof eingetreten und -geschlagen und ihn mit einem Messer bedroht hat, und eine 14-Jährige, die teilnahmslos dabeistand, ermittelt die Bundespolizei wegen Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung.
Die Akten soll möglichst zeitnah der Staatsanwaltschaft übergeben werden, sagte ein Sprecher der Behörde. Das Verfahren habe sich verzögert, "weil der Geschädigte zunächst ausfindig gemacht werden musste".
Das ältere der beiden Mädchen ist einschlägig polizeibekannt. Die Jugendliche gilt als Intensivtäterin, auf deren Konto eine "hohe zweistellige Zahl von Delikten" geht - in der Mehrzahl Diebstähle, Vermögensdelikte und Beförderungserschleichungen.
16 Mal auf den hilflosen Mann eingetreten
Was sie am ersten Weihnachtstag zu dem Gewaltausbruch gegen den Mann hinriss, der auf einer Bank im Westtunnel schlief, ist bislang unklar. Eine Kamera zeichnete den skrupellosen Angriff auf. Die Bilder zeigen, wie die 16-Jährige dem 48-Jährigen 16 Mal gegen den Körper und Kopf tritt. Dann zieht sie ein Messer und deutet eine Stichbewegung gegen den Bauch ihres Opfers an.
Als seine Peinigerin von ihm ablässt, schleppt sich der Schwerverletzte in seinen Rollstuhl. Wenig später wird er von Bahnmitarbeitern gefunden und mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus transportiert.
Zeugen, die die Brandstiftung am Kaiser-Otto-Platz in Steele beobachtet haben, sollte sich bei der Polizei melden unter der Rufnummer 0201/829-0.
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