Essen. Einen Tag nach dem ersten Corona-Fall in Essen hat Familie Mintrop ihr neues Concierge-Hotel an der Messe eröffnet. Und doch muss es weitergehen.
Es war so ziemlich die schlechteste Zeit, um einen Beherbungsbetrieb zu eröffnen, aber das konnte niemand vorausahnen: Der erste Corona-Fall in Essen wurde am 1. März 2020 bekannt, am 2. März, einem Montag, eröffnete Moritz Mintrop sein nagelneues Hotel und Boarding-Haus, keine 100 Meter vom Haupteingang der Messe entfernt. Die Lage versprach von Beginn an gut gebuchte Appartements, denn auch die runderneuerte Messe wollte 2020 richtig durchstarten. Das Virus hat alle schönen Hoffnungen über den Haufen geworfen.
Seitdem versucht Mintrop, das beste aus der Lage zu machen, was nicht leicht ist. Ende Dezember jedenfalls sind nur wenige der ingesamt 52 Kleinwohnungen belegt, aus Kostengründen bleiben derzeit ganze Etagen frei. Das Personal hat der Hotelier und Gastronom wie so viele in seiner Branche in Kurzarbeit schicken müssen. "Es ist gut, dass es dieses Instrument gibt, weil wir sonst hätten entlassen müssen", sagt Mintrop. Dass die Überbrückungshilfe nicht immer so schnell ankommt wie gehofft, ist ein Thema für sich für Moritz Mintrop, der auch Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Essen ist.
In der dritten Generation als Hoteliers und Gastronomen tätig
Ohne die Erfahrung und die Substanz, die Familie Mintrop seit immerhin 1970 sammelte, wäre alles wohl noch viel schwieriger. Vor 50 Jahren eröffneten seine Großeltern auf dem Gelände des familieneigenen Bauernhofs in Burgaltendorf ein kleines Hotel, das mittlerweile zu einem stattlichen Tagungshotel mit Gastronomiebetrieb heranwuchs. Auf der Margarethenhöhe, im historischen Gasthaus am Markt, hat die Familie mit dem Hotel Margarethenhöhe ihr zweites Standbein. Im so genannten Concierge-Hotel in Rüttenscheid will sich nun die dritte Generation beweisen, Leiterin dort ist Moritz Mintrops Schwester Maria Karolina.
Auch wenn Messe- und Geschäftsreisende immer noch den Hauptanteil bei den Übernachtungsgästen ausmachen, fehlen in diesem Jahr natürlich ebenso die Touristen, die es mittlerweile durchaus nach Essen zieht. Moritz Mintrop erinnert sich gern an das Jahr 2010, als das Tourismus-Segment im Zuge der Kulturhauptstadt im größeren Stil in Essener Hotels Einzug hielt. Auch hier hat es 2020 selbstredend schwere Einbrüche gegeben. Im wesentlichen blieben als Kunden Geschäftsleute, die auch im Lockdown einen "triftigen Grund" haben, um nach Essen zu kommen. "Das ganze Jahr war eine Geldvernichtungsmaschinerie", seufzt Mintrop.
Aber aufgegeben wird nicht, das ist beschlossene Sache. Der Glaube daran, dass es wieder aufwärts geht, ist spürbar, die ungebrochenen Leidenschaft für den Beruf und die Branche auch. "Ein reiner Betrieb als Boarding-Haus, ohne jeden Service, hätte nicht zu uns gepasst." Der Gast, die Begegnung von Mensch zu Mensch stünden im Mittelpunkt. Und das, so Mintrops Hoffnung, soll im Neuen Jahr nun möglichst bald wieder gelebt werden können.