Essen. Die Essener Bankangestellte Corona B. mochte ihren Vornamen immer gern - doch langsam kippt die Stimmung, stellt sie fest.

Eine Bankangestellte aus Essen-Kupferdreh hat einen Vornamen, der vielleicht schon immer ungewöhnlich, aber nie Anlass für Beleidigungen war oder Verunglimpfungen. Bis neulich. "Ich heiße Corona, und ich mag meinen Vornamen", sagt Corona B. (32).

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"Corona" ist Lateinisch bzw. Spanisch und heißt "Krone". Man kannte das Wort bis zum Beginn des Jahres 2020 höchstens als Titel einer berühmten, mexikanischen Biermarke. "Nein, ich habe keine spanischen oder mexikanischen Wurzeln", sagt sie. "Als ich unterwegs war, kannten meine Eltern einfach eine Frau, die so hieß, und der Name hat ihnen gefallen."

"Der Vorname ist selten, das gefiel mir bislang immer gut"

Auch ihr gefällt "Corona" - "weil er so selten ist." Früher wurde sie höchstens hin und wieder darauf angesprochen, dass sie heißt wie ein Bier. Doch jetzt: "Die Leute schauen sehr verwundert, wenn sie meinen Namen lesen - zum Beispiel beim Arzt, wenn ich meine Versichertenkarte heraushole." Sie merkt, dass so langsam die Stimmung droht zu kippen, weil der Begriff "Corona" mittlerweile so negativ besetzt ist. Seit wenigen Wochen hat sie aufgehört, sich am Telefon mit Vor- und Nachnamen zu melden, so wie sonst immer. "Den Vornamen lass' ich jetzt schon weg."

Sie hat eine einjährige Tochter, deshalb hat sie seit Oktober 2019 nicht mehr gearbeitet. Als Bank-Angestellte trägt sie ein Namens-Schild am Revers, mit Vor- und Nachnamen. "Ich möchte nicht wissen, wie manche Kunden jetzt reagieren würden, wenn sie meinen Vornamen lesen."

Ein Essener Elternpaar taufte sein Kind im Jahr 2020 "Corona"

Regelrecht beleidigt gefühlt hat sich Corona erst vor kurzem - auch wenn sie persönlich gar nicht gemeint war. Unsere Redaktion veröffentlichte eine Liste mit den beliebtesten Vornamen 2020 in Essen - es stellte sich heraus: Ein Elternpaar hat sein Baby im vergangenen Jahr "Corona" taufen lassen. Das löst ziemliche Empörung aus, auch wenn niemand weiß, ob die Taufe vielleicht schon im Monat Januar stattfand - als das Virus noch ganz weit weg war. Im Internet kommentierte jemand: "Da kann man das Kind ja auch gleich Pest nennen." Das hat gesessen bei Corona. Deshalb sagt sie jetzt um so entschlossener: "Ich finde meinen Namen immer noch schön." Auch wenn es gerade manchmal ein bisschen schwierig wird, "und es ist schlimm, dass im Internet solche Sätze fallen."

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