Essen. Insgesamt war Silvester in Essen ruhiger als im Vorjahr. Dennoch gab es erneut Attacken auf Einsatzkräfte. Gruppen junger Männer randalierten.

Mag Corona für die Allermeisten eine andere Silvesternacht bedeutet haben, für Polizei und Feuerwehr änderte sich eines nicht: Wieder sind sie bei ihren Einsätzen mit Böllern beworfen worden. Zwei größere Vorfälle meldet die Polizei im Südostviertel und in Altenessen. Ein 16-Jähriger wurde dabei festgenommen. Für die Feuerwehr hat sich die Zahl der Einsätze im Vorjahresvergleich halbiert.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Essen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Zu den genauen Einsatzzahlen sagt die Polizei noch nichts, fest steht aber, dass es insgesamt eine ereignisreiche Nacht gewesen sei. Offenbar blieben die meisten Essener zu Hause. So gab es weniger Schlägereien unter großen Gruppen, aber durchgehend Einsätze wegen Ruhestörung, dem Gebrauch illegaler Feuerwerkskörper oder Schreckschusspistolen. „Beschäftigt waren wir durchgehend bis 3.30 Uhr“, meldet Polizeisprecher Christoph Wickhorst am Neujahrsmorgen.

Polizei Essen durch Bereitschaftspolizei verstärkt

Aus Sicht der Bundespolizei sei es zu keinen herausragenden Ereignissen rund um den Hauptbahnhof gekommen: „Stand jetzt war es eine eher ruhige Nacht für die Kollegen“, sagt deren Sprecher Christian Tiemann am ersten Tag des neuen Jahres.

Die Essener Polizei war in der Silvesternacht verstärkt unterwegs, hatte dafür Unterstützung von den Kollegen der Bereitschaftspolizei. Denn eine zusätzliche Aufgabe in dieser Nacht in Zeiten der Pandemie war es für die Beamten, die Vorschriften zur Corona-Schutzverordnung im Blick zu halten. „Diese wurden größtenteils eingehalten“, so das Fazit.

Randalierer warfen gezielt mit Böllern nach Einsatzkräften

Kurz nach Mitternacht (0.16 Uhr) wurden die Beamten jedoch zur Steeler Straße/Ecke Kurfürstenstraße gerufen. Dort hatten Zeugen rund 30 Jugendliche gemeldet, die Mülleimer anzündeten und dazu offenbar Brandbeschleuniger nutzten.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Als Feuerwehr und Polizei den Einsatzort erreichten, zögerten die Randalierer nicht: „Augenblicklich wurden die Kollegen gezielt aus der Gruppe heraus mit Feuerwerkskörpern angegriffen“, schildert Wickhorst. Laut Feuerwehr sind dabei auch Einsatzfahrzeuge mit Böllern und Raketen beschossen worden. Bei den Feuerwerkskörpern, die zu Wurfgeschossen wurden, soll es sich nach derzeitigem Stand um ein „Feuerwerk der Kategorie 4“ handeln, das für den professionellen Gebrauch verkauft werde.

Essen: Wucht von Böller löste Auto-Airbag aus

Glücklicherweise sei niemand verletzt worden. Was jedoch hätte geschehen können, zeigt der Schaden, den ein einziger Feuerwerkskörper bei dem Angriff angerichtet hat. Der Böller sei einige Meter entfernt von einem parkenden Fahrzeug gelandet. „Die Wucht der Explosion reichte aber aus, um einen seitlichen Airbag auszulösen und den Innenspiegel abzureißen“, beschreibt Christoph Wickhorst eindrücklich.

Feuerwerkskörper geworfen: 16-Jähriger festgenommen

Ein 16-Jähriger wurde bei dem Einsatz in der Silvesternacht in Essen festgenommen.
Ein 16-Jähriger wurde bei dem Einsatz in der Silvesternacht in Essen festgenommen. © Markus Gayk/TNN/dpa

Nach Hinweisen von Zeugen nahm die Polizei einen Jugendlichen fest. Der 16-Jährige soll mutmaßlich mit den Feuerwerkskörpern geworfen haben. Nach Abschluss der Maßnahmen konnten seine Erziehungsberechtigten ihn auf der Polizeiwache abholen.

Wenig später habe die Polizei einen weiteren 16-Jährigen ermitteln können, beide (syrischer und syrisch-türkischer Abstammung) seien befragt worden, dabei wurden etwa Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht.

Randale auch in Altenessen: 50 Personen verwüsteten Markt

Randale in Altenessen

weitere Videos

    Nur wenig später beschäftigte die Polizei eine größere eine Gruppe in Altenessen. Gegen 0.40 Uhr hatten Anwohner die Beamten alarmiert und berichtet, dass etwa 50 Personen auf dem Altenessener Markt randalierten und diesen verwüsteten.

    „Zertrümmerte Haltestellen, zerschlagene Werbetafeln und abgetretene oder brennende Mülleimer“, zählt Christoph Wickhorst die Schäden auf. Als die Polizei eintraf, flüchtete die Gruppe.

    Der Polizei sei es jedoch gelungen, vier mutmaßliche Randalierer festzuhalten. Die Beamten nahmen die Personalien auf, bevor die vier wieder gehen konnten. Weitere Details zu der Gruppe und auch zu den Jugendlichen gab es am Neujahrstag nicht. Offenbar soll es sich aber ausschließlich um Männer gehandelt haben.

    Feuerwehr Essen: Silvester vergleichsweise ruhig

    Wie auch die Polizei zieht die Feuerwehr Bilanz: „Die Silvesterschicht 2020 verlief für uns im Vergleich zu vergangenen Jahreswechseln äußerst ruhig“, fasst Philipp Bergmann zusammen. Gewappnet hatte sich die Feuerwehr sogar für einen komplexen Einsatz, hatte dazu einen weiteren Einsatzleitwagen bereit gestellt – gebraucht wurde dieser dann nicht.

    Insgesamt rückten die Feuerwehrleute zu 146 Einsätzen in der Zeit zwischen 18 Uhr am 31. Dezember und 8 Uhr am Neujahrsmorgen aus. Das bedeutet in etwa die Hälfte der Einsätze aus dem Vorjahr, als es 290 gewesen sind. Beteiligt waren die Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr im gesamten Einsatzgebiet.

    Zudem gab es zusätzliche Rettungswagen, um den regulären Rettungsdienst zu entlasten. Auf den entfielen 126 Einsätze (2019/2020: 193). Bei den übrigen 20 Einsätzen ging es um Brandschutz und Hilfeleistung (2019/2020: 97). Dabei löschten die Kräfte elfmal einen brennenden Container oder eine Mülltonne. Wie zu erwarten gewesen sei, hätten diese Einsätze ab Mitternacht zugenommen und die Wehr besonders bis 1.30 Uhr beschäftigt. „Einen Einsatzschwerpunkt gab es im Stadtgebiet bei den Stadtteilen nicht“, sagt Philipp Bergmann.

    Feuerwehr: Böllerwürfe bei zwei bis drei Einsätzen in Essen

    Noch im Vorjahr berichtete die Feuerwehr von vermehrten Löscheinsätzen in Freisenbruch und Horst, war bei diesen zum Teil massiv behindert worden – gar als bedrohlich hatten damals einige Einsatzkräfte die Situation geschildert. Nun sei es bei etwa zwei bis drei Einsätzen zu Böllerwürfen gekommen. Die gute Nachricht: Verletzt wurde dabei wie schon im Vorjahr niemand.

    Ab halb vier sei die Nacht auch für die Polizei ruhiger geworden, sagt Christoph Wickhorst: „Dann ließ das Aufkommen der Einsätze nach.“​