Essen. Die Schauspielerin Anja Krüger traf die Corona-Krise hart. Sie verlor ihre feste Anstellung. Doch das Jahr brachte auch eine positive Erkenntnis.

Anja Krüger wird den 13. März 2020 - ausgerechnet ein Freitag - nicht so schnell vergessen. Da stand sie in Oberhausen zum letzten Mal in der Rolle der Ravia auf der Bühne. Auf dem Programm stand die „Die Jagd vom schwarzen Moor“. Es sollte ihr letzter Auftritt beim "Krimidinner" sein. 

Anja Krüger ist eine von hunderten Frauen und Männern in Essen, die die Krise in diesem Jahr den Job gekostet hat. Seinen vorläufigen Tiefpunkt während der Corona-Pandemie erlebte der Arbeitsmarkt im August, als die Arbeitslosenzahl in der Stadt auf fast 36.000 kletterte, die Arbeitslosenquote 11,8 Prozent erreichte. 

Anja Krüger bekam nach sieben Jahren die Kündigung

Die erfahrene Schauspielerin stand sieben Jahre in "Krimidinner"-Diensten. Normalerweise wären der November, der Dezember und der Januar die Monate, in denen die Veranstaltungen besonders gefragt sind. Doch was ist in diesem Corona-Jahr noch normal? 

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Als Ende Februar, Anfang März die ersten Absagen der Spielorte kamen, "da habe ich noch naiv gedacht, dass da zwar etwas auf uns zukommt, aber das es wohl auch bald wieder verschwinden wird", sagt Anja Krüger. Dass Corona aber letztlich für sie zur Kündigung ihres Jobs führen wird, damit hätte sie zu Beginn der Krise nie gerechnet. 

Das "Krimidinner" ist eine Mischung aus Gastronomie und Theater. Die Schauspieler bewegen sich dabei im Raum zwischen den Gästen. Das Konzept konnte also während der Pandemie so nicht länger laufen. Die Auftritte lagen auf Eis und für Anja Krüger bedeutete das erstmal Kurzarbeit. 

Kurzarbeit geht schnell an die Ressourcen

Wie schnell die Kurzarbeit an die finanzielle Substanz gehen kann, wurde ihr und den betroffenen Kollegen recht schnell bewusst. Im März bekamen alle noch  volle Bezüge, im April dann nur noch 60 Prozent. Anja Krüger ist alleinstehend, muss für sich selbst sorgen. "Im April fing es an, kritisch zu werden. Dann mussten alle auf ihre Ressourcen zurückgreifen", erinnert sie sich. 

Die Miete der Wohnung in Rüttenscheid lief weiter, wie andere Kosten auch. "Ich konnte zwar alles stemmen, aber es war eine schwierige Zeit." Vor allem aber blieb offen, wie es mit ihrer Arbeit weitergehen würde.

Die Kündigung kam zum 1. September 

Die Kündigung kam Ende Juni, Anfang September die Arbeitslosigkeit. "Auch wenn es sich schon vorher andeutete, so hat es uns doch alle sehr getroffen. Mir war klar, dass das jetzt richtig hart wird", sagt Anja Krüger. Schließlich lag die gesamte Kulturbranche am Boden. Wie sollte sie da als Schauspielerin wieder so schnell einen Job finden? 

"Anfangs ging es mir nicht gut. Da hatte ich richtige Existenzängste", erzählt die Künstlerin. Anja Krüger sagt aber auch von sich, dass sie grundsätzlich ein positiv denkender Mensch ist. Die Krise habe in ihr auch Neues geweckt, ihr neue Wege gezeigt. 

An der Uni Duisburg-Essen hatte sie schon vor Corona auf Honorarbasis Kurse in Gesprächsführung und Konfliktmanagement gegeben. Seit einem Jahr ist sie zudem Schauspieldozentin an einer Grundschule in Haarzopf. Hinzu kam ein Job bei einer Personalberatung, wo Anja Krüger bei Bewerbungstrainings in Rollen schlüpft. Sie arbeitet zudem als Moderatorin, um Jugendliche in ihren Kompetenzen zu stärken. Alles Standbeine, die zwar noch nicht reichen, um finanziell davon leben zu können. Doch sie geben ihr Mut.

Schauspielerin schreibt an einer Kindergeschichte

Ein Projekt liegt ihr derzeit besonders am Herzen. Mit Hilfe eines NRW-Stipendiums arbeitet sie an ihrer Kindergeschichte "Amanda und der Zwerg". Die Geschichte sollen die Kinder bald im Internet finden - gelesen von der Autorin selbst.   

"Einerseits bin ich eine Krisenverliererin, weil ich meinen Job verloren habe. Aber ich habe so viel Neues ausprobiert und erfahren. Das sehe ich als Gewinn", blickt sie auf ein Jahr mit Tiefen und Höhen zurück.

"Ich habe mich von Corona nicht runterziehen lassen"

Ob sie sich aufmacht, einmal ganz freiberuflich zu arbeiten, lässt sie noch offen. Im Moment arbeitet sie sozusagen als Unternehmerin auf Zeit. Sie meldet sich beim Arbeitsamt ab, wenn sie freiberuflich tätig ist, und bekommt in den Phasen ohne Arbeit Arbeitslosengeld. Das gibt ihr die Freiheit und Flexibilität, sich auszuprobieren. 

Am Ende eines turbulenten Corona-Jahres bleibt für Anja Krüger die persönliche Erkenntnis: "Ich kann Krisen ganz gut meistern, bin aktiv geworden und habe mich nicht runterziehen lassen."