Essen-Margarethenhöhe. Die Margarethe-Krupp-Stiftung hat ein Set mit Postkarten von 1912 originalgetreu nachdrucken lassen. Vieles sieht heute noch aus wie damals.
Einen nostalgischen Gruß aus der Heimat verschicken: Die Margarethe-Krupp-Stiftung hat ein Postkartenset mit Motiven von der Margarethenhöhe aus dem Jahr 1912 neu aufgelegt. Das Projekt wurde mit viel Liebe zum Detail realisiert und zeigt, dass sich in über 100 Jahren gar nicht so viel verändert hat.
Der Kleine Markt mit Brunnen, das Brückenkopfhaus, die alte Konsum-Anstalt, die Häuser an der Steilen Straße – der Betrachter erkennt sofort alle markanten Stellen der denkmalgeschützten Gartenstadtsiedlung wieder, die sich seit 1912 kaum verändert hat. Die Idee, die Sammlung aus zwölf Postkarten möglichst originalgetreu noch einmal aufzulegen, kam Michael Flachmann, Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung (MKS), als er die Karten in der Ausstellung im Brückenkopfhaus entdeckte.
Manfred Raub (67) ist Grafiker, Künstler, Mediengestalter, Mallehrer und bekennender Fan der Margarethenhöhe, wo er seit Anfang der 1970er Jahre lebt. Er hatte die Postkarten mit der entsprechenden Hülle bei Ebay entdeckt und ersteigert. Um die alten Schätzchen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, stellte er sie der Bürgerschaft Margarethenhöhe zur Verfügung, die sie in die historische Ausstellung integrierte.
Grafiker sorgte für die originalgetreue Bearbeitung der Vorlagen
„Seit ich hier lebe, bin ich in die Margarethenhöhe verliebt, habe weit über 200 Postkarten dazu gesammelt“, sagt Manfred Raub, der eigentlich aus Unterfranken stammt und seit Jahren für die Bürgerschaft Führungen über die Margarethenhöhe anbietet.
Er habe die Karten eingescannt und entsprechend bearbeitet, so dass die Neudrucke dem Original möglichst nahe kommen. Um die alten Motive auch auf alten Maschinen drucken zu lassen, gab die Margarethe-Krupp-Stiftung den Auftrag an das Rüttenscheider Print-Studio Letterjazz, in dem Inhaber Sven Winterstein mit traditionellen Drucktechniken arbeitet.
Winterstein ist selbst Mieter auf der Margarethenhöhe und hatte daher sofort einen besonderen Bezug zu dem Auftrag. Der Kontakt zur MKS sei schon vor einiger Zeit entstanden. „Ich habe auch den Sammler für das Mietermagazin erstellt“, sagt er. „Bei den Postkarten wollten wir ja möglichst eng am Original bleiben, wofür sich die alte Technik natürlich anbietet“, erklärt der Druckerei-Besitzer. Moderner Offset- oder Digitaldruck hätten sich für dieses Projekt weniger geeignet. Stattdessen habe er das Hochdruckverfahren angewendet, das schon Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert für den Buchdruck genutzt haben soll und das bis in die 1970er Jahre das gängige Verfahren gewesen sei. Gedruckt worden seien die Karten, die sich optisch und haptisch deutlich von modernen Druckerzeugnissen abheben, dann auf Heidelberg-Druckmaschinen aus den 1960er Jahren.
Eine sorgfältige Auswahl von Farbe und Papier war erforderlich
Postkarten sind auf der Margarethenhöhe zu erwerben
Wer die Postkarten mit Heimatbezug – vielleicht sogar noch als Weihnachtsgeschenk – erwerben will, kann das bei der Margarethe-Krupp-Stiftung, Sommerburgstraße 16, oder in der Papeterie Drange, Laubenweg 11, tun. Das Set kostet acht Euro. Der Erlös soll sozialen Aktivitäten im Stadtteil zugute kommen.
Dort gibt es auch weitere Produkte, die eine direkte Beziehung zur Margarethenhöhe und zur Margarethe-Krupp-Stiftung haben.
Auch die Hülle für die Postkarten, der sogenannte Schuber, mit der Aufschrift „Ansichtspostkarten aus der Gartenvorstadt Margarethenhöhe, Essen/Ruhr“ sollte möglichst originalgetreu aussehen. Dafür mussten Farbe und Papier sorgfältig ausgewählt werden. „Damit man die Postkarten auch tatsächlich verschicken kann, mussten wir die Karten minimal vergrößern, weil die Post ein Mindestmaß fordert“, erklärt Manfred Raub. Wer genau die Fotos für die Postkarten gemacht habe, sei nicht mehr zu klären. Vielleicht seien die Bilder sogar im Auftrag von Georg Metzendorf, Architekt der Margarethenhöhe, oder für die Margarethe-Krupp-Stiftung angefertigt worden.
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Die Sammlung vermittele ein Stück Heimat, das vielleicht aus Weggezogene zu schätzen wüssten. „Einerseits sieht man an den Motiven, wie es vor gut 100 Jahren auf der Margarethenhöhe aussah, andererseits, dass sich gar nicht so viel verändert hat“, sagt Manfred Raub zu Schwarz-Weiß-Motiven.