Essen-Rüttenscheid. Das Fachgeschäft für Fischfeinkost von Sylvia Kluge besteht seit 50 Jahren und gehört zu den ältesten Familienbetrieben in Essen-Rüttenscheid.

Eines der ältesten Einzelhandelsgeschäfte in Rüttenscheid feiert Jubiläum: Fisch Feinkost Kluge besteht seit 50 Jahren. Während des halben Jahrhunderts ist das Geschäft mit der blau-weißen Dekoration immer am gleichen Standort geblieben, an der Rüttenscheider Straße 183. Eine Feier gibt es allerdings nicht – coronabedingt. Trotzdem kein Grund zur Klage für Inhaberin Sylvia Kluge (56). „Das holen wir nach, wenn die Zeiten es zulassen. Der Gesundheitsschutz hat Vorrang.“

Nach dem frühen Tod des Vaters hat die Mutter das Geschäft in Essen-Rüttenscheid weitergeführt

Mit der Besitzerin lenkt seit inzwischen 14 Jahren die zweite Generation die Geschicke des Familienbetriebes. Die Eltern Lydia und Dieter Kluge hatten seinerzeit das Fischfachgeschäft von einem Vorbesitzer zunächst übergangsweise übernommen. Sie waren sich aber schnell einig, bleiben zu wollen. Der Vater war passionierter Angler und Mitglied des Fischereivereins am Baldeneysee und seine Frau fand ebenso wie er schnell Gefallen an dem Betrieb in der Rüttenscheider Einkaufsmeile. Der Handel mit Lebensmitteln habe in der Familie ohnehin Tradition, so Sylvia Kluge. Ein Onkel habe lange Jahre einen Stand mit Obst und Gemüse auf dem Rüttenscheider Markt betrieben.

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Als ihr Vater mit erst 39 Jahren starb, entschied ihre Mutter, den Betrieb weiterzuführen. Mit großer Zuversicht habe sie sich der Herausforderung gestellt, sagt die Tochter, die von klein auf im Geschäft mit dabei war. Sie stand ihrer Mutter schon in jungen Jahren stets zur Seite. Als Sylvia Kluge den Betrieb übernahm, kannte sie das Geschäft aus dem Effeff, hatte schon viel Erfahrung gewonnen und inzwischen auch den Titel Diplom-Kauffrau erworben.

Im Bistro bietet Sylvia Kluge jeden Tag eine Vielzahl an Fischmenüs an

Mit den Wünschen der Kunden Schritt zu halten, stehe für Familie Kluge an oberster Stelle, sagt sie. In heutiger Zeit sei es mehr denn je erforderlich, eine große Vielfalt an Fischen sowie Schalen- und Krustentiere zur Auswahl zu haben, betont die Inhaberin. Zudem bevorzuge der Kunde inzwischen eher Filets als ganze Fische, wohl nicht zuletzt wegen der Gräten. Bei den Fischsorten seien Seelachs oder Schellfisch früher mehr gefragt gewesen, Matjes stünden nach wie vor hoch im Kurs. Das Rezept für den Kartoffelsalat, den sie dazu im Bistro serviere, stamme noch von ihrer Großmutter.

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Apropos Bistro: Wenn nicht gerade Corona-Lockdown herrscht, können Gäste von montags bis samstags dort zwischen mehreren Gerichten auswählen. Das hat zum einen Tradition, zum anderen zeigt sich damit auch ein Wandel: Als ihre Mutter vor 30 Jahren mit dem Bistro begann, habe es ausgereicht, Matjesbrötchen anzubieten. Weiteres Beispiel: In früheren Zeiten, als es noch keine Kühltheke und kein Kühlhaus gegeben habe, sei der Fisch in Steintheken verkauft worden, um ihn lange frisch zu halten.

Inhaberin achtet auf Nachhaltigkeit und saisonale Ware

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Besonderen Wert legt Sylvia Kluge, wie sie betont, auf Nachhaltigkeit. Daher verkaufe sie beispielsweise keine Haifischprodukte wie Schillerlocke, da Haie vom Aussterben bedroht seien. Sie achte zudem auf saisonale Ware, die es auch in ihrem Metier gebe. „Viele Arten haben eine Hauptfangsaison.“ Sie wolle ihren Beitrag gegen eine Überfischung der Meere leisten, sagt Sylvia Kluge. Als langjährige Taucherin unternehme sie sehr viele Reisen ans Meer, da liege es nahe, sich auch mit der Zukunft der Fischbestände zu befassen.

Von ihren Fahrten bringe sie ebenso wie ihre Kundschaft Vorschläge für Fischgerichte mit. Überhaupt erlebe sie es, dass nach einem Urlaub die Kunden fragten, ob sie nicht mal die eine oder andere Fischsorte, die im Ferienrestaurant auf der Speisekarte stand, auch bei ihr bestellen könnten.

Alle Gerichte bereiten Sylvia Kluge und ihr Team jeden Tag selbst frisch zu, auch filetiert wird jeden Tag. Das Motto des Geschäftes stammt im Übrigen auch von der Inhaberin, die zwischenzeitlich im Marketing tätig war: „Meer für Sie“.