Essen-Altenessen. Schüler der Gertrud-Bäumer-Realschule in Essen haben eine Sonde gebaut und ins Weltall geschickt. Von dort wurden spektakuläre Daten übermittelt.

Physiklehrer Mehmed Dalar will vor allem Schülerinnen für sein Fach begeistern und hat daher ein Projekt umgesetzt, das zeigt, wie wichtig Naturwissenschaften in der Praxis sind: Mit 18 Zehntklässlern der Gertrud-Bäumer-Realschule in Essen-Altenessen baute der 30-Jährige eine Sonde und schickte sie ins Weltall.

Essener Physikkurs wurde von einem Experten per Video-Chat begleitet

Unterstützt wurde die Gruppe von der Firma „Stratoflights“, die das Material zur Verfügung stellte. Ein Mitarbeiter schaltete sich per Video zu, als die Schüler die Sonde bauten. Diese besteht aus einem Technik-Kasten mit Kameras, GPS-Sender und Datenlogger sowie einem Heliumballon mit Fallschirm. Temperatur, Luftdruck und Fotos konnte die Sonde so auf ihrem Flug direkt an den Physikkurs übermitteln. Der Kasten selbst besteht aus Styropor und würde somit nicht untergehen, wenn die Sonde auf dem Wasser landet.

Nachwuchs in den Naturwissenschaften soll gefördert werden

Die Gertrud-Bäumer-Realschule hat sich schon seit langem der MINT-Förderung verschrieben, eine zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Die Finanzierung für das Projekt wird in Zukunft durch Innovation NRW übernommen - eine Gemeinschaftsoffensive zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen.

„Die Schüler waren total begeistert“, erzählt Mehmet Dalar, der seit zwei Jahren an der Schule arbeitet. Astronomie sei sein absolutes Lieblingsgebiet und das lasse sich mit diesem MINT-Projekt wunderbar in den Lehrplan integrieren. Nicht nur er sei Feuer und Flamme für das Projekt gewesen, sondern auch sein Physik-Kurs, berichtet der Lehrer.

Schüler mussten sich mit vielen Fragen auseinandersetzen

Die Schüler mussten unter anderem die richtige Heliummenge und den Auftrieb des Ballons berechnen. Es ging um Fragen wie: „Wieso entwickelt ein Wetterballon durch Helium Auftrieb? Wieso nimmt der Luftdruck mit zunehmender Höhe immer weiter ab? Wie funktioniert Schwerkraft? Wo beginnt der Weltraum? Warum ist Helium leichter als Luft und warum klingt man wie Mickey Maus, wenn man es einatmet?“ Außerdem galt es, den Technikkasten so zu programmieren, dass er die gewünschten Werte liefern konnte.

Der Technikkasten der Sonde hing an einem Heliumballon.
Der Technikkasten der Sonde hing an einem Heliumballon. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dann war endlich alles startklar und die Witterung ideal: klare Sicht, kein Niederschlag oder Wind. Die Schüler versammelten sich auf dem Schulhof und schickten die Sonde los. Der Aufstieg dauerte circa drei Stunden, die Sonde erreichte rund 30.000 Meter Höhe – dreimal höher, als Verkehrsflugzeuge fliegen.

„Da ist das Weltall“, erklärte Mehmet Dalar begeistert. Auf den übertragenen Fotos sieht man Schwärze, die Sonne und tatsächlich auch die Erdkugel. Durch die eingebaute Technik konnte die Flugroute über GPS genau verfolgt werden. Schließlich öffnete sich der Fallschirm und die Sonde landete im 200 Kilometer entfernten Nationalpark Edersee wieder auf der Erde.

Dort wurde sie von Mitarbeitern der Firma „Stratoflight“ eingesammelt und wieder zurück nach Altenessen gebracht, um die weiteren Daten auszuwerten. „Neben den Einblicken in technische Abläufe ist sicherlich auch das gesammelte Filmmaterial sehr interessant für die Schüler“, glaubt Mehmet Dalar.

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