Essen. So reagieren Essener Eltern, Kitas und Schulen auf die neuen Vorgaben: Kitakinder sollen zu Hause bleiben, Schüler ab Klasse 8 auch.

Alle Kita-Kinder in NRW sollen ab Montag, 14. Dezember, zu Hause bleiben. Darum bittet das NRW-Familienministerium seit Freitagmittag alle Väter und Mütter in einem „dringenden Appell“. Die Kitas bleiben geöffnet, doch der Betrieb solle „auf ein Minimum reduziert werden.“ Das gilt bis 10. Januar 2021.

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An den Schulen erhielten die Kinder, Jugendlichen und Eltern folgende Informationen: Schüler ab Klasse 8 sollen ab Montag zu Hause bleiben; es findet so weit wie möglich Digital-Unterricht statt. Schüler von Jahrgang eins bis sieben können, müssen aber nicht mehr in die Schule gehen.

So reagieren die Kitas und Eltern in Essen:

„Die Regelungen für die Schulen halte ich für vernünftig“, sagt Merja Dworczak vom Verein „Eltern der Essener Schulen“. Bekanntermaßen seien die Schulen keine ausgemachten Infektions-Herde, und trotzdem sei es richtig, den Unterrichtsbesuch in der letzten Woche vor dem Beginn der Weihnachtsferien freiwillig zu machen. Die Regel für die Kitas hält Merja Dworczak jedoch für problematisch: „Viele Eltern müssen schließlich in der nächsten Woche noch voll arbeiten.“

Nachricht erwischt die Kitas kalt

Ziemlich kalt erwischt hat die Nachricht aus Düsseldorf auch die Stadt Essen: „Wir leiten die Informationen an die Kitas weiter, und die Eltern haben viele Fragen“, berichtet Stefanie Kutschker, Sprecherin des Essener Jugendamtes (50 Einrichtungen im Stadtgebiet). Caritas-Direktor Björn Enno Hermans hält die neu eingeführten Regeln aus Sicht der katholischen Betreuungseinrichtungen für „nicht schlecht, denn es geht entscheidend darum, die Zahl der Menschen, die das Virus in die Kitas hineintragen, zu reduzieren.“ Während Kinder sich untereinander bekanntermaßen wenig anstecken würden, sei es entscheidend, die Zahl der Väter und Mütter sowie anderer Erwachsener in den Kitas zu begrenzen.

Das NRW-Familienministerium hatte erklärt, dass auch private Gründe angeführt werden können, um das Kind weiter betreuen zu lassen – nicht zwingend notwendig ist eine Berufstätigkeit. „Das finde ich ausgesprochen richtig, weil damit das Kindeswohl im Mittelpunkt steht“, sagt Björn Enno Hermans. „Bevor es in den Familien eskaliert, können Väter und Mütter somit für ihre eigene Entlastung sorgen.“

Schulleitung irritiert über kurzfristige Nachricht

Schüler der Klassen eins bis 7 können, müssen aber nicht mehr ab Montag in den Unterricht – wie die Schulen das praktisch handhaben wollen, die Kinder und Jugendlichen weiter auf gleichem Wissens-Stand zu halten, sei ihr rätselhaft, sagt Merja Dworczak. „Ob das funktioniert, bezweifle ich.“

An den Essener Schulen ging gegen halb zwei am Mittag die E-Mail aus Düsseldorf ein. „Die Kollegen wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollen“, sagt Berthold Kuhl, Leiter der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte). Die kurzfristige Ankündigung, dass ab Montag so gut wie alles wieder anders laufen soll an den Schulen, habe für viel Verstimmung gesorgt – die Schulen stehen schließlich in der Pflicht, die Eltern zu informieren. „Wir haben die Nachricht sofort auf unsere Homepage gesetzt“, berichtet Kuhl. Ob sie rechtzeitig bei den Eltern ankommt, ist jedoch eine ganz andere Sache.