Essen. Grausiger Fund auf dem früheren Gelände von Fett Velten: 2006 entdeckt die Polizei eine Leiche im Fass. Es ist ein vermisster Essener Apotheker.

Dominika Sagan

14 Tage lang gilt der Apotheker als vermisst, die zwölfköpfige Mordkommission „Apotheke“ ermittelt. Am 4. Juli 2006 findet die Polizei den 40-Jährigen. Und das Gelände der ehemaligen Freisenbrucher Firma Fett Velten gleicht einer Schimanski-Kulisse, so steht es später in der Zeitung: Eine Leiche im Fass, Beamte mit gezückten Waffen, eine filmreife Festnahme.

Der Täter ist ein 31-Jähriger. Alkoholkonsum ab 13, Drogen, mittlere Reife, Ausbildung zum Dachdecker, der Rauswurf beim Vater, Sado-Maso-Szenen an den Wänden seiner Rüttenscheider Wohnung, all das wird vor Gericht zu seiner Person bekannt. Zuletzt hält er sich mit Drogenverkauf über Wasser. Erledigt Hausmeisterdienste für den 40-Jährigen, der in Frohnhausen lebt und die Meisenburg-Apotheke leitet.

Täter hatte sein Opfer wie eine Mumie umwickelt

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Es ist dessen Mutter, die ihren Sohn am 19. Juni als vermisst meldet. Es ist der Hilfs-Hausmeister, der ihn damals in den Keller des Wohnhauses lockt und fesselt, um die Pin-Nummern der Kreditkarten aus ihm herauszubekommen und einen Bekannten zum Geldautomaten zu schicken. Ersticken durch Klebeband am Mund („das Opfer war mit Paketband wie eine Mumie umwickelt“) lautet später das Ergebnis der Obduktion. Von tückischem Mord sprechen Anwälte, von tragischem Unfall der 31-Jährige.

Die Leiche zerstückelt er, lässt sie eine Woche später von einem Schrotthändler in einem blauen Plastikfass abtransportieren, erklärt den beißenden Geruch mit Schlamm und Ratten im Behälter. Der landet unter Schutt in Freisenbruch. Es ist das weitläufige Gelände, auf dem einst das Unternehmen Velten Fett schmolz. Ein Tipp führt die Polizei zum Fundort, der Tippgeber (er soll im Auftrag des Täters eine Tasche aus dem Auto des Apothekers holen und das Fass wegschaffen) vertraut sich einem Anwalt an.

Die kaltblütige Tat gilt als würdelos und menschenverachtend

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An dem Julitag fährt die Polizei zur Alleestraße. Minuten später kommt der Hauptverdächtige in einem roten Opel an, will offenbar selbst die Leiche endgültig entsorgen. Festnahme. Weitere Verdächtige, die die Polizei im Laufe der Ermittlungen am Auto des Apothekers observiert und dann festgenommen hat, sind da bereits wieder auf freiem Fuß. Zwar habe der Täter sie beauftragt, das Hab und Gut des Apothekers zu Geld zu machen, in die Tötung sollen sie nicht verwickelt gewesen sein. Für diese muss sich der 31-Jährige allein verantworten. Voll schuldfähig, egoistisch und unfähig zu Mitgefühl, bescheinigen Psychologen. Seine kaltblütige Tat gilt als würdelos und menschenverachtend. Habgier und Heimtücke heißen die Mordmerkmale zunächst im Verfahren.

Doch so grausam die Tötung ist, so qualvoll der Apotheker erstickt, Mord ist dem Täter nicht nachzuweisen. Denn dafür hätte er wissen müssen, dass es trotz Atmung durch die Nase zum Tod kommen kann, lautet eine Begründung im Prozess. Für einen bedingten Tötungsvorsatz hätte er auch wahrnehmen müssen, dass das Opfer blau anläuft oder in Atemnot gerät, heißt es weiter. Am Ende steht trotzdem die Höchststrafe: lebenslänglich – wegen Raubes mit Todesfolge.