Essen-Stoppenberg. Es sind die Ungehörten: Pflegepersonal, Bezirkspolitiker und Bürger wollen gehört werden, wenn es um die Gesundheitslage im Essener Norden geht.

Das St. Vincenz-Krankenhaus in Essen Stoppenberg schließt zum 31. Dezember dieses Jahres. Damit ist es nach dem Marienhospital in Altenessen das zweite Haus der Contilia, was innerhalb kürzester Zeit dicht macht. Saskia Schmitt* arbeitet seit zehn Jahren als Krankenschwester im Vincenz – und das mit Leidenschaft: „Das Arbeitsklima war immer gut und das Krankenhaus war wie eine Familie für mich“, erklärt sie. Diese Familie löst sich jetzt auf und den Weg dahin bezeichnet Schmitt als Katastrophe.

Essener Krankenschwester fühlt sich hintergangen

„Wir erfahren oft aus der Zeitung, was als nächstes passiert“, klagt die Krankenschwester. Die Kommunikation laufe sehr unpersönlich, das Pflegepersonal werde generell kurz vor knapp über das hauseigene Intranet informiert. Das führe zu Unzufriedenheit in der Belegschaft, die sich auch auf die Arbeit auswirken könne. „Nicht auf die Arbeit am Patienten, aber beispielsweise auf die Bereitschaft einzuspringen“, erklärt Schmitt, auch der Krankenstand in der Belegschaft sei in der Zwischenzeit gestiegen.

Viele ihrer Kollegen seien so enttäuscht von Contilia als Krankenhausbetreiber, dass sie vorzeitig gekündigt hätten und auch nicht am Philippusstift in Borbeck arbeiten möchten – das sei vielen angeboten worden. „Ich würde mir einen konkreten Plan wünschen, wie die Abwicklung jetzt abläuft “, sagt die Altenessenerin, die glaubt, dass es ab jetzt Schlag auf Schlag gehe. Was sie weiß ist, dass die letzte geplante Operation Mitte Dezember stattfindet und dass sie im neuen Jahr nicht mehr in Stoppenberg arbeiten wird.

Persönliche Worte von Contilia-Geschäftsführung gewünscht

Sie selbst ist sich noch unsicher, ob sie dann in Borbeck an den Krankenbetten stehen möchte. „Die Frage ist, ob man das, was passiert ist, einfach ausblenden kann.“ Sie hätte sich gewünscht, dass sich die Contilia-Geschäftsführer Dirk Albrecht und Jens Egert mit persönlichen Worten an die Belegschaft wenden.

Contilia-Sprecherin Katharina Landorff will den Vorwurf so nicht stehen lassen: „Alle der Katholischen Kliniken Essen (KKE) wurden und werden regelmäßig, in den letzten Wochen mindestens einmal wöchentlich, über die aktuelle Entwicklung in den Häusern informiert. Dies geschieht über das KKE-Intranet, eine Mitarbeitenden-App und auch per Rundmail.“

Daneben gebe es zahlreiche persönliche Gespräche in Arbeitsgruppen, in denen verschiedene Berufsgruppen thematisch die weitere Ausgestaltung des Veränderungsprozesses inhaltlich gestalten und die Vorgehensweise abstimmen. Landorff: „Diese breit angelegte interne Gesprächskultur und Kommunikation trägt dazu bei, die Mitarbeitenden bei den Entwicklungen einzubinden.“

Bezirksvertretung gibt Erklärung ab

Einen Besuch von Jens Egert oder Dirk Albrecht wünschen sich unterdessen auch die Bezirksvertreter, die für Altenessen zuständig sind. In ihrer Sitzung am Dienstag beschlossen sie, eine Erklärung an die Stadtverwaltung abzugeben. Stefanie Kölking, CDU: „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die Bürger in unserem Bezirk und sehen dringenden Handlungsbedarf.“ Es müsse in der Stadtverwaltung deutlich werden, dass sich die Bezirksvertretung Sorgen macht und dass auch ihre Einschätzung berücksichtig werden muss.

Der alte und neue Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff ergänzt, dass die Politiker direkt vor Ort bei Entscheidungsprozessen nie eingebunden waren, den Bürgern das aber vermittelt werde. Im Umkehrschluss seien diese enttäuscht und frustriert. „Wir sollten hartnäckig sein“, betont Zwiehoff, der selbst in Altenessen wohnt und mit diversen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hat.

Für die nächste Sitzung am Dienstag, 19. Januar, will die Bezirksvertretung jetzt sowohl einen Vertreter der Contilia, als auch der Stadtverwaltung – Gesundheitsdezernent Peter Renzel oder Oberbürgermeister Thomas Kufen persönlich – einladen.

Protest-Aktion für 12. Dezember geplant

In der Zwischenzeit gehen die Bürger weiter auf die Straße und wehren sich gegen die aktuelle Gesundheitspolitik im Essener Norden. Das internationalistische Bündnis plant für Samstag, 12. Dezember, die nächste Protestaktion. Beginn ist um 11 Uhr in Stoppenberg vor der Thomaskirche am Barbarossaplatz/Ecke Hallostraße. Die Kritik an der Ausrichtung des Gesundheitswesens auf Profitmaximierung nimmt zu“, so Bündnis-Sprecher Hartwig Mau. „Aktuell sehen wir auch den Kampf für den Erhalt der Notfallambulanz mit stationärer Versorgungsmöglichkeit im Essener Norden als sehr wichtig für eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung an.“

*Name von der Redaktion geändert

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