Borbeck. Vorsitzender der Polizeigewerkschaft und Berufspraktiker: Der Kriminalbeamte Sebastian Fiedler tritt 2021 für SPD im Wahlkreis Essen-Mülheim an.
„Wir mussten ihn nicht mit dem Lasso einfangen“, sagt Thomas Kutschaty über Sebastian Fiedler. Aber dass die SPD mit dem 47-jährigen Kriminalbeamten einen guten Fang gemacht hat, dessen ist sich Essens Parteivorsitzender sicher.
Kutschaty kennt Fiedler aus seiner Zeit als Justizminister. Mit dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter tauschte er sich seinerzeit über die Bekämpfung von Korruption und Geldwäsche aus. Nun spricht alles dafür, dass Sebastian Fiedler bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr für die SPD im Wahlkreis Essen-Mülheim antreten wird. Neben Mülheim gehören einige Stadtteile im Essener Nordwesten dazu, darunter Borbeck, Bochold und Bergeborbeck. Auf einen gemeinsam Aufruf der Parteivorstände war der Gewerkschafter der einzige Bewerber.
Kutschaty freut sich nach eigenen Worten auf die Kandidatur eines „Berufspraktikers“. Fiedler ist seit zwei Jahren Vorsitzender der Polizeigewerkschaft und gilt als ausgewiesener Experte. Mit ihm will die SPD beim Thema Innere Sicherheit an Profil gewinnen . „Renten- und Gesundheitsexperten haben wir andere in der SPD-Fraktion“, sagt der Kandidat in spe. Im Bundestag werde er sich nicht mit einem Platz in der letzten Bank zufrieden geben, ist sich Kutschaty sicher.
Fiedler ist seit 2012 ist Mitglied der SPD. Die übliche Ochsentour durch die Parteiniederungen, die üblicherweise hinter sich bringen muss, wer in der SPD einen Spitzenposten anstrebt, bleibt ihm spart. Fiedler muss sich nicht erst am Infostand auf dem Borbecker Marktplatz die Füße platt stehen. Er steigt gleich oben ein.
Gab es niemanden im Unterbezirk, der sich aufdrängte? Offenbar nicht. Der ein oder andere hat wohl vorsichtig angeklopft. Es sei, so Kutschaty auf Nachfrage, aber schnell klar gewesen, dass eine Kandidatur nicht infrage kommt. Nun muss die Parteispitze der Basis vermitteln, dass für jemanden Wahlkampf mache soll, der keinen Stallgeruch mitbringt.
Kind des Ruhrgebiets
Fiedler stammt aus Wetter (Ruhr), bezeichnet sich selbst als „Kind des Ruhrgebiets“, sein Lebensmittelpunkt liegt aber am Niederrhein; vor vier Jahren hat er mit seiner Frau ein Haus in Viersen gekauft. Sollte er im kommenden Jahr in den Bundestag einziehen, dürfen seine Wähler wohl kaum einen „Wahlkreiskönig“ erwarten, sondern jemanden, der sich als Fachpolitiker profilieren will.
Über Fiedlers Kandidatur entscheidet die SPD-Delegiertenkonferenz voraussichtlich im Januar. Im April stellt die Landespartei dann ihre Reserveliste auf. Ob und an welcher Stelle dort der Name Sebastian Fiedler auftaucht, bleibt abzuwarten. 2017 gewann der Bundestagsabgeordnete Arno Klare, der nicht erneut antritt, den Wahlkreis direkt mit 34,9 Prozent der Stimmen.