Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid eröffnet ein Café. Die Betreiberin war im Fluggewerbe tätig und hat sich für einen Neustart entschieden – während Corona.
Eigentlich arbeitet sie im Fluggewerbe, doch die Branche ist angesichts der Pandemie in arge Turbulenzen geraten. Da hat sich Banu Osmancelebioglu zu einem beruflichen Neustart entschlossen. Sie eröffnet in diesen Tagen ein neues Café an der Rüttenscheider Straße.
Von einem Wagnis will sie nicht sprechen, sie ist von ihren Plänen überzeugt. Und schließlich möchte sie sich auch einen Lebenstraum erfüllen.
Essenerin stellt sich in Corona-Zeiten besonderen Herausforderungen
Die Flaute in der Fliegerei bekommen derzeit viele Beschäftigte zu spüren. Das erging der 48-Jährigen nicht anders. Sie ist seit langen Jahren für die Tochter einer namhaften Fluggesellschaft im Verkauf tätig. Die Sorge, wie es mit ihrem Job weitergeht, den sie sehr zu schätzen weiß, bewegt sie seit dem Ausbruch der Pandemie. Inzwischen ist sie mit ihrem Arbeitgeber übereingekommen, sich eine einjährige Auszeit zu nehmen. Während der Monate möchte sie nun erfahren, ob ihre Selbstständigkeit ein neues Fundament für die Zukunft bilden kann.
Dass nun gerade jetzt Cafés, Bars und Kneipen geschlossen bleiben müssen, macht für sie den Schritt nicht einfacher, aber sie stellt sich der Herausforderung. Schließlich kommt sie mit einem vielseitigen Gastrokonzept daher, das sich auch auf Corona-Modus ummünzen lässt. Die Rüttenscheiderin bietet Abholservice an oder zu Neudeutsch ein „to go-Geschäft“. Alles, was man sich als Gast im Café servieren lassen kann, wird auch zur Mitnahme bereitgestellt.
Kaffee aus nachhaltigem Anbau im Angebot
Verschiedene Sorten Kaffee gehören zum Ausschankbetrieb, wobei Banu Osmancelebioglu vornehmlich die Bohnen von einer Rösterei bezieht, die regional verankert sei und auf nachhaltigem Anbau besonderen Wert lege. Dass der Betrieb Schulungen anbietet, mache zudem den Neuanfang auch ein bisschen leichter, berichtet sie. Der Kaffee stamme überwiegend aus Anbaugebieten in Brasilien und Kamerun. Gebäck und Kuchen kann der Kunde dazu bestellen und in verpackter Form mitnehmen. Im Angebot habe sie auch Süßigkeiten und Dekoartikel.
Netzwerk vor zwölf Jahren gegründet
Der Verein IKUA,, Interkulturelle Unternehmer und Akademiker, wurde vor zwölf Jahren gegründet.
Er hat sich zu Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit von deutschstämmigen Unternehmen und denen mit Migrationshintergrund zu fördern.
Der Verein veranstaltet einmal pro Jahr einen interkulturellen Wirtschaftstag. 2020 musste er allerdings wegen Corona ausfallen.
Als die Gründerin sich daran machte, ein Konzept für ihr Café, das im Übrigen den einladenden Namen Banunino trägt, zu schreiben, konnte sie auf die Hilfe ihres Mannes gleich in doppelter Hinsicht bauen. Zum einen ist Erdal Osmancelebioglu von Haus aus Architekt und hat sich schon um die Gestaltung zahlreicher Läden in der Einkaufsmeile gekümmert. Zum anderen ist der Diplom-Ingenieur Vorsitzender des Vereins Ikua , die Abkürzung steht für interkulturelle Unternehmer und Akademiker.
Unternehmer-Netzwerk erhält derzeit viele Anfragen zu Existenzgründungen
Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem Selbstständige mit Migrationshintergrund zu unterstützen, sei es bei der Existenzgründung oder wenn man mit seiner Firma am Markt vertreten ist. Die Jungunternehmerin - wie ihr Mann mit türkischen Wurzeln - war sehr froh, auf Erfahrung anderer Geschäftsleute zurückgreifen zu können. Denn bevor überhaupt ein Start erfolgen kann, sind zig Behördengänge zwingend, Gespräche mit einem Steuerberater und nicht zu vergessen die Banken-Kontakte. In den vergangenen Wochen hätten den Verein schon zahlreiche Anfragen von Menschen erreicht, die sich beruflich neu aufstellen wollen, berichtet der Vorsitzende. Ähnlich wie seine Frau seien offensichtlich Leute aus den verschiedensten Branchen auf der Suche nach beruflichen Alternativen.
Da momentan noch kein Ende des Lockdowns in Sicht ist, hat sich die Essenerin darauf eingestellt, dass der Abholservice noch einige Zeit Bestand haben wird. Wenn er denn mal ein Ende hat, erwartet die Gäste ein Café mit 20 Plätzen in gemütlicher Atmosphäre.
Direkt hinter dem Café, aber noch im selben Ladenlokal, hat sich ihr Mann ein neues Büro eingerichtet. Er war schon länger auf der Suche nach neuen Räumen, da hat er jetzt die Gelegenheit beim Schopf gefasst.