Essen. Die Stadt Essen hat noch keine Maskenpflicht in der Innenstadt erlassen. Wie finden das die Essener? Eine Umfrage auf der Straße.

Arno Wahlen ist das, was Mediziner einen Risikopatienten nennen. „Ich habe Krebs. Mein Immunsystem ist von den Medikamenten komplett runtergefahren“, sagt der 60-jährige Essener. „Ich bin auf jeden Fall für eine Maskenpflicht an Stellen, wo wenig Platz zum Ausweichen ist“, sagt er. „Oben auf der Limbecker Straße wird es enger, die Leute gehen da teilweise haarscharf an mir vorbei. In so Situationen fühle ich mich sehr unwohl.“

Die Vorstellung, in der gesamten Innenstadt herrsche Maskenpflicht, gefalle ihm aber auch nicht. „Irgendwo muss man ja auch noch rauchen können“, meint Wahlen und greift nach seinem Tabak, um eine Zigarette zu drehen.

Essen: Passanten haben nicht gegen eine Maskenpflicht in Einkaufsstraßen

In einigen Städten in NRW, etwa in Düsseldorf, Mülheim und Krefeld, gilt bereits in den Fußgängerzonen der Innenstädte eine Maskenpflicht. Trotz eines Inzidenzwerts von über 90 verzichtet die Stadt Essen bisher darauf, Bürger in Einkaufszonen zum Tragen einer Maske zu verpflichten. „Wir haben aktuell keine Hinweise darauf, dass es ein erhöhtes Infektionsgeschehen durch Begegnungen in Fußgängerzonen gibt“, sagt eine Sprecherin.

Die Stadt betrachtet aber eine Maskenpflicht als eine Option, je nachdem wie sich die Pandemie entwickle. Es sei eben kein sehr geringer Einschnitt, eine Pflicht dort anzuordnen, wo Menschen voneinander ausreichend Abstand halten könnten und an der frischen Luft seien.

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Celina Köhring, 18, findet dagegen eine Maskenpflicht gut. „Ich komme aus Mülheim, da besteht eine Maskenpflicht. Es ist einfach kein großer Umstand, sie aufzuziehen.“ Bei der Arbeit trage sie die Bedeckung fünf Stunden am Stück. „Ich finde, es ist eine reine Gewöhnungssache.“

Unterschiedliche Reglungen in Städten des Ruhrgebiets verwirrt

In Anbetracht der steigenden Zahlen sollten die Städte alles tun, um die Krise in den Griff zu bekommen, betont sie. „Ich fände es aber besser, wenn es in NRW eine einheitliche Reglung gäbe. Dann wäre die Verwirrung nicht so groß.“ Als sie nach Essen gekommen sei, habe sie keine Ahnung gehabt, wie die Lage hier sei. „Hier hatten so viele eine Maske auf, dass ich erst dachte, hier würde es auch die Pflicht geben“, sagt sie.

Ihre Freundin Zoe Benien, 16, mit der sie gerade aus dem Folkwang Museum kommt, sagt: „Die Maske stört mich nicht, ich finde, man lernt mit der Zeit, die Atmung anzupassen.“ Christina Vetter und Laura Teckentrup, beide 29, hätten auch nichts gegen eine Maskenpflicht in den Einkaufsstraßen einzuwenden. Sie fühlten sich dadurch nicht in ihren Grundrechten beschränkt.

„Ich würde jetzt nicht auf die Straße gehen und gegen die Pflicht demonstrieren.“

Und im Hinblick auf die Risikogruppe sei es ein Akt der Solidarität, die Maske aufzuziehen, sagt Christina Vetter. „Mein Gott, die Leute, die sich über die Maßnahmen aufregen, sollen sich mal entspannen. Ist jetzt, wie es ist“, sagt Laura Teckentrup.

Ähnlich blickt auch das Ehepaar Kaminiski auf die Maskenpflicht. Man fühle sich einfach sicherer, wenn man mit Bedeckung unterwegs sei. „Nervig ist nur, dass die Brille beschlägt“, sagt Marion Kaminiski, 66. „Ach, was“, sagt ihr 70-jähriger Ehemann und winkt ab: „Nach einer Stunde kann man doch wieder glasklar durch die Brille gucken.“ Beide lachen und spazieren weiter.

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Skeptisch, ob Corona überhaupt so gefährlich ist, wie Medien behaupten, ist die 18-jährige Schülerin Helene Nelleßen. Einige ihrer Familienmitglieder arbeiteten im Krankenhaus. „Teilweise berichten die andere Dinge als die Medien“, sagt sie. Es mache ihr nichts aus, die Maske zu tragen, gleichzeitig kann sie sich nicht vorstellen, dass die Maske wirklich effektiv sei. „Ich würde jetzt aber nicht auf die Straße gehen und gegen die Pflicht demonstrieren.“

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