Essen-Altenessen. Er soll Obdachenlosen und Bedürftigen durch die Corona-Zeit helfen: Der Gabenzaun, den es seit April in Altenessen gibt, ist jetzt umgezogen.
30 bis 50 Tüten packen die ehrenamtlichen Helfer der Gabenzaun-Aktion jeden Mittwoch und jeden Samstag für Bedürftige in Essen-Altenessen. In jedem Beutel ist ein Mittagessen, Brot, Aufschnitt und Kekse. Der Name verwirrt jedoch etwas, denn an einen Zaun werden die Tüten schon lange nicht mehr gehängt. „Das war zu umständlich“, erklärt Ursula Springer.
Die 72-Jährige ist im Kirchenvorstand St. Johann Baptist aktiv und weiß, dass es für viele Bedürftige besonders zu Beginn der Corona-Zeit kompliziert wurde: „Viele Anlaufstellen waren einfach nicht mehr erreichbar.“ Viele soziale Hilfsangebote sind während der Pandemie ausgesetzt.
Hilfe für Obdachlose unterm Glaspavillon in Essen
Seit dem 1. April gibt es das ökumenische Projekt „Gabenzaun Altenessen“ der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap. Die Tüten sollen jenen zugute kommen, die das Nötigste kaum zusammenkratzen können. Seit kurzem geben die Ehrenamtlichen die Tüten nicht mehr an der Wilhelm-Nieswandt-Allee aus, sondern am Karlsplatz unter dem Glaspavillon. „Hier haben wir einen guten Wetterschutz“, erklärt Ursula Springer, die die Aktion mit einem Dutzend anderer Unermüdlicher betreut.
In anderen Städten gab es Kritik an den Gabenzäunen, weil diese oft geplündert wurden und Müll hinterlassen wurde. Das Team in Altenessen hatte sich daher entschieden, zwei Mal in der Woche eine Ausgabestation anzubieten. Ursula Springer kennt ihre Kandidaten zum Teil schon und weiß, wer was braucht. Zusätzlich zur Tüte können sich alle noch etwas von den Spenden aussuchen, die abgegeben wurden, beispielsweise Shampoo und Zahnbürsten.
Hier können die Spenden abgegeben werden
Wer das Team vom Gabenzaun unterstützen will kann Spenden mittwochs und samstags direkt am Glaspavillon abgeben - von 11 bis 12 Uhr steht dort auch eine Spardose.
Spenden können auch an der Hedwigskirche, An St. Hedwig 17a, abgegeben werden, der Hintereingang ist in der Regel offen oder im Pfarrbüro St. Johann Baptist, Johanniskirchstraße 3.
Einige Bedürftige kommen regelmäßig, andere nur manchmal. Es seien sowohl ganz junge, zum Teil drogenabhängige Menschen, als auch ältere, Frauen wie Männer dabei, erzählt die Ehrenamtliche. Besonders ältere Frauen würden oft mit ihrem Schicksal hadern und seien schüchtern. Sofern möglich, vermittelt das Ehrenamtsteam bei Problemen an Beratungsstellen im Stadtgebiet. Manche wollen aber auch nur ihr Herz ausschütten oder hoffen auf warme Kleidung.
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Die gibt es auch unterm Glaspavillon, die Unterstützung der Bevölkerung ist weiter ungebrochen, dafür sind die Initiatoren dankbar. „Der Bedarf ist groß und wird in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich noch größer werden“, weiß Springer. Da die Spenden persönlich abgegeben werden, seien oft wirklich gute Sachen dabei und nicht, wie oft bei Altkleidercontainern, Dreckwäsche oder zerfetzte Kleidung. „Die Hemmschwelle ist dann noch einmal eine andere“, glaubt die 72-Jährige.
Wer möchte, kann am Gabenzaun auch Geld spenden
Benötigt werden haltbare Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Fischkonserven und Nudeln, aber auch Hygieneartikel und Kleidung. Wer möchte, kann auch Geld spenden. Angesichts der großen Nachfrage und der Corona-Zahlen wird der Gabenzaun wohl auch über den ganzen Winter Anlaufstelle für Bedürftige bleiben. Das Motto der Engagierten: „Die Kunst zu leben besteht darin, im Regen zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten.“
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