Essen-Altenessen. Wer sein Kind in Essen in einem Schwimmkurs unterbringen will, hat kaum eine Chance. Ein Kommentar von Iris Müller.
Schwimmen lernen sei Aufgabe der Eltern, heißt es auf Anfrage vonseiten der Stadt. Zusätzlich sieht der Lehrplan in der Grundschule und in Jahrgangsstufe fünf jeweils ein Jahr Schwimmunterricht vor. Dort sollen aus Nichtschwimmern Schwimmer werden. Als Mutter von zwei Kindern erwarte ich mehr. Ich denke, die wenigsten Kinder lernen in der Schule tatsächlich schwimmen. Ein Grundschuljahr, einmal in der Woche mit 29 anderen Kindern und einer Lehrkraft im Schwimmbad? So werden aus Nichtschwimmern keine Schwimmer.
Kapazitäten in Essens Schwimmbädern reichen nicht aus
Das Konzept des Leibniz-Gymnasiums ist vorbildlich. Verpflichtende AGs und zusätzlich ausgebildete Helfer in jeder Schwimmstunde sind die Schlüsselpunkte. Das Perfide: Wenn jede Schule sich daran ein Vorbild nehmen würde, würden die Kapazitäten in den Schwimmbädern gar nicht ausreichen. Gerade für Grundschulen wäre dieses Konzept jedoch nachahmenswert. Je früher die Kinder schwimmen können, desto besser.
Wenn die Eltern jedoch selbst nicht richtig schwimmen können oder kleine Klammeraffen haben, die den Arm von Mama und Papa im Wasser niemals verlassen, machen sie sich vor der Einschulung auf die Suche nach einem Schwimmkurs. Und verzweifeln oftmals.
In Essen liegen Wartezeiten für Schwimmkurs bei über einem Jahr
Ein Selbstversuch zeigt: Freie Plätze gibt es nur mit ganz viel Glück. Stadtweit liegen die Wartezeiten für einen Seepferdchen-Kurs im Schnitt bei über einem Jahr. Das ist zu lang. Und das liegt nicht nur an Corona. Es liegt an zu wenig (Übungsleiter-) Kapazitäten in den Vereinen, zu wenig Schwimmzeiten in den Schwimmbädern, zu wenig Schwimmbädern insgesamt und am Ende - wie immer - am leeren Geldbeutel der Stadt.
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Der wird wohl in absehbarer Zeit auch nicht voller. Was die Stadt aber leisten könnte, ist mehr Werbung für die Kurse zu machen, die sie mithilfe des Landesprogramms „NRW kann Schwimmen“ anbietet. Mit den Elternbriefen, die bei den Familien regelmäßig im Briefkasten landen, könnten Infos über Vereine, Schwimmzeiten und Angebote verbreitet werden, so müssten Eltern mögliche Kursangebote wenigstens nicht mühsam recherchieren. Kein Kind zurück- beziehungsweise untergehen lassen ist doch das Ziel aller Beteiligten.
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