Essen-Katernberg. Baustellenspaziergang am Katernberger Bach in Essen. Emschergenossenschaft und Stadt wollen ihn zu einem erlebbaren Gewässer machen.

Neue unterirdische Kanäle, schöne Fußwege, Bänke und Spielplätze: Mithilfe von Bürgern, Emschergenossenschaft und Stadt Essen wird das Schwarzbach-System umgestaltet, das weite Teile des Essener Nordostens in Richtung Emscher entwässert. Der Katernberger Bach in Gelsenkirchen und Essen soll auf 2,2 Kilometern Länge ökologisch verbessert werden.

Zunächst mussten für rund 20 Millionen Euro neue unterirdische Kanäle gebaut werden, um Rein- und Schmutzwasser zu trennen. Nun werden erneut etwa 16 Millionen Euro in den Gewässerumbau investiert, 50 Prozent kommen vom NRW-Umweltministerium. Das erklärte Sebastian Ortmann von der Emschergenossenschaft beim Baustellenspaziergang.

Bauarbeiten am Bach in Essen sollen 2021 beendet sein

Im Oktober 2019 wurde mit der Freilegung des verrohrten Gewässers begonnen. Die Hälfte ist geschafft, nun wird zwischen der Köln-Mindener-Straße und der Zechenbahnstraße gearbeitet. Voraussichtlich im August 2021 können die Bauarbeiten beendet werden, sagte Henning Stahlschmidt, Projektleiter der Gewässer-Maßnahme. Dann ist ein Fest geplant. Denn es geht um viel mehr, als nur darum, einen Bach frei zu legen.

Eine hohe Naherholungsqualität soll für den Stadtteil geschaffen werden. Hier sind die Wünsche der Katernberger gefragt. Ingrid Ratay ist Teamleiterin Stadtteilentwicklung bei der Stadtverwaltung und erklärt bei einem Baustellenspaziergang, diese Zusammenarbeit habe regelrecht zusammengeschweißt: „Es ist unser Lieblingsprojekt geworden.“

„Zukunft Stadtgrün“ hilft bei der Finanzierung

Die Kooperation mit der Emschergenossenschaft funktioniere bestens: „Da sind wir auch stolz drauf.“ Der städtische Eigenanteil an der Finanzierung ist zu 80 Prozent aus dem Förderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ des Bundesbauministeriums bezuschusst. Immerhin rund eine Millionen Euro: „Für uns eine große Hilfe.“

Der bei Grün und Gruga zuständige Ludger Niermann erläutert, der Katernberger Bach sei früher eine sogenannte „Köttelbecke“ gewesen: „In den 1980er-Jahren ist der Bach verrohrt worden, damit Schmutzwasser und Gestank unter der Erde verschwanden. Nun wollen wir das Gewässer dort wieder offenlegen, wo es geht.“

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Die Aufenthaltsqualität soll deutlich erhöht werden. Es sollen mehr Sitzgelegenheiten entstehen als bisher. Der Verlauf der Fußwege werde verändert, da sich herausgestellt habe, dass die Menschen in Wirklichkeit ganz andere Pfade gingen.

Transparente Bürgerbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg

Bauleiter Hennig Stahlschmidt erklärte bei dem Baustellenspaziergang technische Details: Die gerade an den Straßenunterquerungen steilen Böschungen werden mit Buschwerk abgefangen, der auch als Fallschutz dienen soll. So könne auf Geländer verzichtet werden und ein einheitlich grüner Eindruck erhalten bleiben. Das Bachprofil sei eher überdimensioniert, etwaige Überschwemmungen drohten also nicht. Zwar werde der Bach vom Pumpwerk mit Wasser gespeist, dennoch könne der Bachlauf in heißen Sommern eventuell vorübergehend trockenfallen.

Stadt und Emschergenossenschaft haben für die Verwirklichung des Projektes „Katernberger Bach“ viel mit den Bürgern zusammengearbeitet.
Stadt und Emschergenossenschaft haben für die Verwirklichung des Projektes „Katernberger Bach“ viel mit den Bürgern zusammengearbeitet. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Sebastian Ortmann betreut das Projekt für die Emschergenossenschaft: „Es ist einzigartig, was hier entsteht. Eine transparente Bürgerbeteiligung ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Bei den ersten Beteiligungsprozessen sein das noch ganz zarte Anfänge gewesen. Doch die Erfolgsbilanz habe dafür gesorgt, dass die Emschergenossenschaft nun viel offensiver die Meinung der Anwohner einhole. Beim ersten Treffen im Oktober 2015 seien dann 60 Katernberger gekommen. Seitdem flossen aus verschiedenen Workshops viele Ideen ins Projekt ein.

Ein drohendes Müll-Problem möchte Ortmann gemeinsam mit den Katernbergern angehen. Die Pflegetrupps könnten nicht jeden Tag vorbeischauen. Von daher sei man auf die Mitarbeit von Nachbarn und Spaziergängern angewiesen. Das Motto „Katernberger Bach - mach mit!“ sei wirklich genauso gemeint: „Es sind doch die Erholungsflächen der Menschen, die hier leben.“

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