Essen-Holsterhausen. Die Nieberdingstraße hat die Stadt Essen als Ort für ein Pilotprojekt ausgewählt, um Bäume zu retten. Nun sollen genau dort Linden verschwinden.
Den Bestand von Straßenbäumen retten, ist das Ziel eines Pilotprojektes, für das sich die Stadt die Nieberdingstraße in Holsterhausen ausgesucht hat. Nun sind genau dort Bäume markiert, die gefällt werden sollen. Wie das zusammengeht und was es mit der Abholzung auf sich hat, irritiert die Baumgruppe der Initiative „Parents For Future“. Sie will es dann doch genauer wissen und lädt am Donnerstag, 8. Oktober, um 17 Uhr an Ort und Stelle zu einem Informationstreffen ein.
Sturm Ela hat laut Grün und Gruga Bäume in Essen-Holsterhausen langfristig geschädigt
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Eine Kanalsanierung ist für die Stadt Anlass, so genannte Baumrigolen anzulegen. Dabei handelt es sich um in das Erdreich eingelassene Behälter, die Regenwasser speichern. In Zeiten von Trockenheit sollen sie für die Vitalität der Bäume sorgen. Zugleich ist damit auch noch der Effekt verbunden, dass die zwölf Kubikmeter großen Gehäuse bei Starkregen eine Entlastung für das Kanalnetz darstellen.
Wenn aber einerseits Bäume langfristig erhalten werden sollen, dann stelle sich aber doch die Frage, warum dann mehrere Exemplare entfernt werden sollen, so die Initiative. Nach bisherigem Kenntnisstand habe der Fachbereich Grün und Gruga zur Begründung angeführt, dass die Fällung von Bäumen erforderlich sei, die an Spätfolgen des Sturms Ela leiden würden.
Umweltschützer sehen Nachpflanzungen kritisch
Für die Linden sind Neupflanzungen vorgesehen. Der genaue Standort ist nach bisheriger Aussage noch nicht geklärt.
Umweltschützer weisen oftmals darauf hin, dass Nachpflanzungen nur bedingt ein Ersatz für seit Jahrzehnte gewachsene, große Bäume sind.
Neben der Nieberdingstraße will die Stadt auch in der Straße Baumblüte (Bredeney/Rüttenscheid) anlegen. Beide Projekte werden mit Geldern der Initiative „Zukunftsinitiative Wasser in der Stadt von morgen“ gefördert.
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Martin Gülpen, Sprecher von Grün und Gruga, diese Darstellung. In der Nieberdingstraße wie aber auch in der nahe liegenden Jheringstraße ließen sich mehrere Linden nicht mehr retten, in der Nieberdingstraße seien es drei. Nach Angaben des Sprechers habe man nach Ela und damit vor sechs Jahren die Kronen der Bäume aus statischen Gründen beschnitten. Allerdings habe man nicht vermeiden können, dass die Bäume von Pilzbefall heimgesucht worden seien. Die Folge: Es entstand eine Vielzahl an morschen Stellen. Gleichzeitig hätten sich aber zahlreiche große Äste gebildet. Inzwischen sei die gesamte Standfestigkeit des Baumes in Gefahr.
Initiative übt deutliche Kritik am Umgang mit den Baumkronen
Aus den Reihen der Baumgruppe kommt allerdings die Kritik, dass schon ein anderer Zuschnitt bei den Baumkronen besser gewesen wäre. Auf diese Weise hätte man die Situation, wie sie sich jetzt darstelle, vermeiden können. Jeder Baum erfülle in der Stadt vielfältige Funktionen. Anwohner der Nieberdingstraße hätten bereits die Sorge geäußert, dass mit dem Abholzen der Bäume ihnen auch ein Stück Lebensqualität genommen werde.
Zu dem Treffen sind insbesondere die Anlieger eingeladen. Mit dabei sein will auch Bezirksbürgermeister Klaus Persch. Er möchte sich nach eigener Aussage ein Bild von der Lage machen. Mitglieder der Bezirksvertretung wollen ebenfalls anwesend sein. Von Grün und Gruga hieß es, dass voraussichtlich auch ein Vertreter an der Zusammenkunft teilnehme.