Essen-Rüttenscheid. Seitdem Wirte Parkplätze für Außengastro nutzen dürfen, fehle es an Parkraum an der Einkaufsmeile von Essen-Rüttenscheid, so die Händler.
Viele Händler sind frustriert und verärgert. Erst der mehrwöchige Lockdown im Frühjahr, dann der wochenlange Umbau der Rü zur Radstraße und nun werden seit gut zwei Monaten Park- in Sitzplätze umgewandelt – zu Gunsten der Wirte. Sogar eine Dauerlösung ist im Gespräch. Die jetzt schon vorhandene Auswirkung beschreibt Rosa Crespo vom Schuhgeschäft „Salve“ kurz und knapp: „Die Kunden bleiben aus.“
Geschäftsfrau aus Essen-Rüttenscheid sieht durchaus die Situation der Wirte
Interessengemeinschaft schlägt weiteres Parkhaus vor
Um die Parkplatzsituation zu entzerren, hat Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, vor kurzem eine Idee wieder aufgegriffen, über die früher schon diskutiert wurde.
Danach soll an der Stelle des Trafogebäudes an der Martinstraße, das demnächst abgerissen wird, ein weiteres Parkhaus entstehen. Es soll sich dabei um eine Mobilstation handeln, die neben Abstellflächen für Autos auch solche für Fahrräder, E-Bikes und E-Roller vorsieht. Ebenso soll unter anderem Car-Sharing zum Angebot gehöre.
Über 1300 Unterschriften hat der Rüttenscheider Daniel Senzek bislang für seine Petition erhalten, dass die Wirte dauerhaft Parkplätze für Außengastro nutzen können. Derzeit handelt es sich um eine Übergangslösung in Corona-Zeiten.
Rückmeldungen per Mail oder Telefon geben Aufschluss über den Grund: Die Kunden beschweren sich über fehlende Parkplätze. Unmut wie diesen hat Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), von vielen gehört Kaufleuten gehört, davon hat sich über ein Dutzend schriftlich an ihn gewandt. Die Händler eint die Sorge um die eigene wirtschaftliche Existenz.
Ihre Kunden, so Rosa Crespo, „beklagen sich seit einigen Wochen massiv darüber, dass sie keinen Parkplatz finden“. Eine ganze Reihe von ihnen lebe in den Nachbarstädten von Essen . „Wenn sie wissen, dass sich die Parkplatzsuche in Rüttenscheid lange hinzieht, dann verzichten sie lieber auf einen Besuch.“ Die vorhandenen Parkhäuser seien zu weit weg und würden wohl auch deshalb kaum genutzt, so die Geschäftsführerin.
Es sei natürlich vom Grundsatz her richtig, den Gastronomen, die sehr schwierige Zeiten durchleben würden, unter die Arme zu greifen. Ob ihnen aber mit einer derart erweiterten Außengastro als Dauerzustand wirklich geholfen sei, hält Rosa Crespo für zweifelhaft. Denn die Rü als Einkaufsmeile würde doch ganz wesentlich zur Gästefrequenz in den Kneipen und Restaurants beitragen.
Händlerin möchte Kunden aus umliegenden Städten behalten
Dass den Wirten geholfen werden solle, zieht auch Ilonka Lechtken, Filialleiterin des Modegeschäftes Elemente Clemente, nicht in Zweifel. Aber die konkrete Ausführung habe doch ganz erhebliche Schwachstellen. Zum einen würden auch solche Wirte Parkplätze umwandeln dürfen, die eigentlich schon eine ganz ansehnliche Außengastro hätten, zum anderen blieben auch viele Sitzplätze tagsüber leer. „Da ist dann selten jemand.“ Es falle schwer, einen solchen Zustand mit anzusehen, wenn dort eigentlich Autos der Kunden stehen könnten, die kurz vorher per Mail oder Anruf abgesagt hätten. Das Argument laute dann: Parkplätze seien Mangelware. Aus der Zeit, als die 50-Jährige noch eine Filiale in Düsseldorf besaß, hat sie in der Landeshauptstadt noch eine ganz ansehnliche Zahl an Stammkunden. Die möchte sie auch gerne behalten und hat natürlich auch die Laufkundschaft im Blick.
Suche nach einer tragfähigen und einvernehmlichen Lösung
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Bei der Suche nach einem tragfähigen Konzept für die Zukunft müssten die Interessen der Kaufleute wie auch der Wirte gebührend bedacht werden, so die Geschäftsfrau. Mit einer pauschalen Betrachtung komme man nicht weiter. Man müsse schon sehr genau hinschauen und zu differenzieren wissen, meint auch Sylvia Kluge von Fisch-Feinkost Kluge. Sie lebe mit ihrem Geschäft auch von Kunden, die außerhalb der Stadtgrenze wohnen würden und mit dem Pkw anreisten. „Die müssen hier parken können.“
Gerade auch für den Fortbestand des Ladens sei es ganz entscheidend, dass der Kunde Gelegenheit habe, möglichst nah heranzukommen, um die Ware schnell abholen zu können. Nun sei ihr aber auch durchaus bewusst, dass angesichts von Corona und Abstandsregeln die Gastronomen zusätzlichen Platz benötigen würden. Sie prägen das Bild von Rüttenscheid maßgeblich mit, so Sylvia Kluge. Man müsse einen Kompromiss finden, der aber eine dauerhafte Nutzung der Parkplätze durch die Wirte keinesfalls beinhalten dürfe.
Erreichbarkeit der Geschäfte auf der Einkaufsmeile soll gewährleistet sein
Angesichts der wirtschaftlichen Einbußen, die sich inzwischen bemerkbar machen würden, hält es Anke Strietzel, Inhaberin von Rue Art, für angebracht, über die Frage der Parkplätze zu sprechen. Man sollte dabei nach Lösungen mit Augenmaß Ausschau halten. Die Erreichbarkeit der Geschäfte entlang der Einkaufsmeile müsse gesichert sein, ansonsten laufe man Gefahr, dass nicht nur einzelne Läden, sondern der gesamte Handel in Rüttenscheid in Schieflage gerate.
Zu bedenken gibt Anke Strietzel ferner, dass eine Ausweitung der Außengastro als Dauerzustand zu einer Entwicklung führen könne, an deren Ende man Verhältnisse wie in der Düsseldorfer Altstadt habe. Das könne auch im Sinne der Anwohner nicht gewollt sein. Ähnliche Bedenken kommen auch in den Reaktionen zur Sprache, die Rolf Krane erhalten hat, wobei sich als roter Faden durchziehe, auch den Stellenwert der Rü-Gastronomie zu beachten.