Essen-Rüttenscheid. Neue Regeln auf der zur Radtrasse umgebauten Rüttenscheider Straße in Essen sind längst nicht allen Verkehrsteilnehmern geläufig, so die Polizei.

Die Rü als Fahrradstraße ist für viele Verkehrsteilnehmer noch gewöhnungsbedürftig. Das beobachten die Bezirksbeamten Markus Robusch und Rüdiger Buers täglich. WAZ-Redakteur Theo Körner war mit ihnen unterwegs, um über die neuen Regeln zu sprechen.

Autofahrer verhindert mit Vollbremsung Unfall auf der Rüttenscheider Straße in Essen

Eigentlich ist eine Radstraße den Radfahrern vorbehalten. Auf der Rü sind allerdings auch Krafträder und Autos zugelassen.
Eigentlich ist eine Radstraße den Radfahrern vorbehalten. Auf der Rü sind allerdings auch Krafträder und Autos zugelassen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Vorfahrt: Es dauert bei dem Gang über die Einkaufsmeile nicht lange, bis ein Autofahrer laut hupend von der Dorotheenstraße nach rechts auf die Rüttenscheider Straße abbiegt. Fast hätte er einen Unfall verursacht. Doch dem Fahrer des Wagens, dem er auf der die Rü die Vorfahrt abschnitt, konnte mit einer Vollbremsung Schlimmeres verhindern. Szenen wie diese ereignen sich in diesen Tagen häufiger, berichtet Rüdiger Buers. Die bisherige Rechts-vor-Links-Regelung gelte nicht mehr. Alle mit einem fahrbaren Untersatz haben auf der Rüttenscheider Straße Vorfahrt, ob an der Dorotheenstraße, der Emmastraße oder all den anderen Seitenarmen der Einkaufsstraße. Das sei aber offensichtlich noch nicht bei allen Autofahrern angekommen, manche würden meinen, es gelte noch das alte Recht. Dabei zeigen Verkehrsschilder die neue Regelung an.

Dass nun entlang der Rü nicht das viereckige Vorfahrtsstraßenschild zu finden sei, sondern lediglich der dreieckige Hinweis, Vorfahrt an der nächsten Kreuzung, habe wiederum gute Gründe. Bekanntlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen. Und die seien beispielsweise an der Kreuzung Martin-/Franziskastraße und am Rüttenscheider Stern gegeben.

Hier treffe die Rü auf übergeordnete Straßen, Vorfahrt gelte nicht mehr. Dass den Verkehrsteilnehmern die Ausnahmen nicht besonders auffallen, hänge vor allem mit den Ampeln zusammen, durch die der Verkehrsfluss hier geregelt werde.

Neue Linien sollen für mehr Sicherheit für Radfahrer sorgen

Tempo: Bei Tempo 30 ist es geblieben. Das bedeute aber keineswegs, dass sich alle Fahrer auch daran halten, erklären die Beamten. Aus diesem Grunde werde es auch nach wie vor Kontrollen geben. Einschränkend wenngleich die Verkehrsdichte kaum höhere Geschwindigkeiten zulässt.

Die weißen Linien an den Parkbuchten sollen für einen Sicherheitsabstand sorgen.
Die weißen Linien an den Parkbuchten sollen für einen Sicherheitsabstand sorgen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Sicherheitsstreifen: Entlang der Parkbuchten rechts und links auf der Rüttenscheider Straße sind jetzt Linien aufgezeichnet, deren Sinn sich offensichtlich nicht jedermann erschließt. Es soll sogar Radfahrer gegeben haben, die allen Ernstes gefragt haben, ob dieser schmale Streifen neben den Parkplätzen nun die Radstraße sei. Aber genau dort sollen die Radler nun mal nicht entlang fahren, vielmehr zeigen die Linien den Abstand an, den sie zu den geparkten Autos wahren sollten. Auf diese Weise sollen, so Buers, Unfälle in den Momenten vermieden werden, wenn ein Autofahrer die Tür öffnet. Falsch verstanden haben, so Robusch, solche Fahrer den Streifen, die meinen, sie könnten dort ihren Wagen abstellen. Hier sei kein zusätzlicher Parkraum entstanden, betont er und sieht auch gleich ein Auto, das in zweiter Reihe abgestellt ist.

Für Radfahrer bleibt das Ausweichen auf Bürgersteige verboten

Bisheriger Radweg: Mit Fußgänger-Piktogrammen und ausgetauschtem weißen Pflaster in Einmündungsbereichen werde zwar deutlich angezeigt, dass Radfahrer hier nicht mehr her sollen, erläutern die Bezirksbeamten.

Die Fußgänger-Piktogramme zeigen an, dass Radfahrer auf dem ehemaligen Radweg nicht mehr erwünscht sind.
Die Fußgänger-Piktogramme zeigen an, dass Radfahrer auf dem ehemaligen Radweg nicht mehr erwünscht sind. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Doch sie halten immer wieder Radfahrer an, um ihnen zu erklären: Jetzt stünde ihnen die ganze Fahrbahn zur Verfügung. Von Passanten hätten sie schon viele lobende Worte gehört. Endlich hätten sie – wie lange gewünscht – einen breiteren Bürgersteig

Bürgersteige: Sie haben vorher dem Fußgänger „gehört“ und daran hat sich auch nach dem Umbau nichts geändert. Dass Radfahrer hier nichts verloren haben. verstehe sich eigentlich von selbst, so die beiden Polizisten. Doch gerade, wenn Radfahrer auf der Rüttenscheider Straße hinter Autos im Stau stünden, „weichen sie auf die Bürgersteige aus“. Wenn die Beamten solche Vorfälle sehen, „sprechen wir mit dem jeweiligen Radfahrer“. Situationen, in denen ein Radler nicht vorankomme, gebe es immer mal wieder seit dem Umbau. Um solche Momente zu vermeiden, sind vor den Ampeln auf einer Länge von mehreren Metern Vorbeifahrstreifen für Radfahrer geschaffen worden. Es sei aber für eine Beurteilung, ob die ausreichen oder verlängert müssen, noch zu früh, erklären die Beamten.

Kreuzung Martinstraße/Rü: Radfahrer sollten bislang von der Rü kommend an der Fußgängerampel die Martinstraße kreuzen. Ein Haltegriff, damit sie nicht absteigen müssen, ist eigens am Ampelmasten angebracht. Doch die Fahrradstraße sieht nun vor, dass sie auf der Rü bleiben, erklären Buers und Robusch. Die Querungshilfe sei nun mal für die Fußgänger vorgesehen.