Essen-Borbeck/Kupferdreh. Mit viel Aufwand kümmern sich Kupferdreher Restaurateure um die Rettung der bedeutendsten Gitteranlage im Stadtgebiet.
Die Funken sprühen in der Werkstatt der Metallgestaltung Stratmann an der Nierenhofer Straße in Kupferdreh. Draußen auf dem Hof ist ein Sandstrahler im Einsatz. Auf den ersten Blick kein verwunderlicher Vorgang, aber beim zweiten Hinschauen sieht man, dass hier ein besonderer Schatz behutsame Pflege erhält: das Eingangstor zum Borbecker Schlosspark. Viele verschiedene Arbeitsschritte sind für die Restaurierung des defekten Tors erforderlich.
Mehrere Wochen sind Restaurateure damit beschäftigt, die beschädigten Metallteile zu ersetzen, das in den Jahren 1680 bis 1690 entstandene Tor zu richten und zu streichen. Es befindet sich bereits zum zweiten Mal in der Werkstatt zur Wartung. Bereits vor 18 Jahren war es zur Instandsetzung bei der eingetragenen Restaurationsfirma aus Kupferdreh.
Anthrazitfarbener Glimmeranstrich
Damals wie auch im aktuellen Fall ist ein Lastwagen versehentlich an dem Tor hängen geblieben, als im Schlosspark die traditionelle Osterkirmes aufgebaut wurde.
Passiert ist die erneute Beschädigung schon 2017, doch zunächst lagerte die defekte Anlage bei der Stadt Essen, die dann den aufwendigen Auftrag per Ausschreibung vergab. Den Auftrag erhielten die Kupferdreher Metallbauer, denn sie kennen sich ja bereits gut aus mit der Anlage.
„Zunächst werden die Lackschichten der einzelnen Schlossteile abgebrannt, um die Schäden zu sichten“, erklärt Martin Dickgreber, Metallbaumeister und Restaurator. „Grundlage dieser Restauration sind die Kenntnisse aller Schmiedetechniken, vor allem der alten: Bei notwendigen Erneuerungen richten wir uns nach ihnen. Doch unser Ziel ist zunächst, soviel wie möglich von diesem filigranen Werk zu erhalten“, ergänzt Firmeninhaber Michael Stratmann.
Kenntnisse alter Schmiedetechniken
Er betont die kunstvolle Ausführung der Anlage: „Es ist ein filigranes Meisterwerk der Schmiedekunst.“ Die Toranlage als bedeutende Metallarbeit macht den Borbecker Schlosspark zu einem der ältesten erhaltenen Landschaftsgärten im Rheinland. Das Tor wird im historischen Kupferhammer wieder hergerichtet, wo das Unternehmen seinen Firmensitz und die Werkstatt hat.
Essens bedeutendste Gitteranlage
Das Schlosstor gilt als aus historischer Sicht als bedeutendste Gitteranlage auf Essener Stadtboden.
Seit dem 14. Jahrhundert war das Schloss Borbeck bevorzugte Residenz der Essener Fürstäbtissinnen und erhielt seine heutige äußere Gestalt im 18. Jahrhundert.
Seit den 1980er Jahren wird es als Veranstaltungsort für Weiterbildungsangebote und Kulturveranstaltungen genutzt.
Haben die Restaurateure alle Teile wieder zusammengefügt, folgt der Anstrich: zunächst mit Bleimennige. „Die Substanz verzögert das Verrosten am effektivsten. Wegen ihrer Giftigkeit ist Bleimennige verboten, darf nur noch zur Erhaltung von Kunstwerken benutzt werden“, erklärt Dickgreber.
Ganz am Ende des Prozesses erhält das Tor seinen alten, neuen Glanz und wird mit einem anthrazitfarbenen Glimmeranstrich versehen. Die Endmontage in Borbeck ist für Ende Oktober vorgesehen, wenn die weiteren Arbeiten planmäßig verlaufen.