Essen. Der Sommer 2020 war wieder zu trocken. Ohne Talsperren wäre die Ruhr ein Rinnsal. Doch das Strandbad „Seaside Beach“ meldet erhebliche Einbußen.
Während die letzten Freibäder in Essen am Sonntag das Saison-Finale begingen, klagt das Strandbad am Baldeneysee, das „Seaside Beach“, über einen dramatischen Umsatz-Rückgang in diesem Corona-Sommer. Die Einnahmen seien im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent zurückgegangen, sagt Holger Walterscheidt, der Betreiber des „Seaside Beach“. Das ehemalige Licht- und Luftbad an der Freiherr-vom-Stein-Straße hat seit dem Jahr 2017 eine Badezone, in der Schwimmen erlaubt ist, wenn der Bakteriengehalt im Wasser unbedenklich ist.
An 69 Tagen in diesem Sommer war das Baden in der Ruhr erlaubt
Der Ruhrverband ließ in dieser Saison an 69 Tagen das Baden im Baldeneysee zu – zum Vergleich: Im letzten Jahr waren es 83 Badetage, im Jahr 2018 sogar 89. In diesem Jahr war die Badestelle wegen Corona immer nur für 40 Personen geöffnet. „Sie können sich vorstellen“, sagt Walterscheidt zynisch, „dass die meisten Gäste keinen Spaß hatten, bei 35 Grad auch noch Schlange zu stehen.“
Der Ruhrverband hatte in der vergangenen Woche seinen aktuellen Jahresbericht präsentiert, aus dem hervorgeht, dass der diesjährige Sommer der zwölfte in Folge war, der als zu trocken bewertet werden muss. „Die Auswirkungen des Klimawandels im Einzugsgebiet der Ruhr“, schlussfolgerte der Ruhrverband, „sind deutlich zu spüren.“ Nur wegen der Talsperren im Sauerland musste man im Ruhrgebiet keine Engpässe bei der Versorgung mit Trinkwasser befürchten. Schon im letzten, heißen Sommer galt: Gäbe es die Talsperren nicht, wäre die Ruhr in den warmen Monaten nur noch ein dünnes Rinnsaal.
„Gute“ Qualität des Ruhrwassers an der Essener Badestelle ist amtlich
Trotz der Dürre war die Qualität des Ruhrwassers auch in diesem Jahr offenbar kontinuierlich gut – erstmals bewertete das Landesamt für Umwelt- und Naturschutz das Wasser rund um die Badestelle am Baldeneysee – Ergebnis: „gut“. Es ist die zweitbeste Bewertung für Badegewässer.
Den größten Umsatz-Verlust erlitt das „Seaside Beach“ nicht wegen fehlender Badegäste, sondern wegen des Komplett-Ausfalls mehrerer Großkonzerte, die angekündigt gewesen waren. Das weitläufige Gelände des „Seaside Beach“ hat sich in den letzen Jahren zu einem beliebten Schauplatz für Live-Musikveranstaltungen namhafter Künstler entwickelt. Wegen Corona abgesagt werden mussten in diesem Jahr unter anderen die Auftritte von Star-DJ David Guetta, der Formation „Deichkind“ und der beliebten Band „Seeed“. „Seaside-Beach“-Betreiber Walterscheidt ergänzt: „Auch alle Firmen-Veranstaltungen fielen aus.“
Dauerhafte Qualität des Ruhrwassers ist gefährdet
Nach der Eröffnung des „Seaside Beach“ im Mai durfte Walterscheidt wegen Corona nur knapp 2.000 Gäste zeitgleich aufs Gelände lassen. Das klingt viel, ist aber weit entfernt von dem Spitzenwert an regulären Tagen der Vorjahre, wenn mindestens 3500 Besucher das „Seaside Beach“ bevölkerten. Walterscheidt lakonisch: „Es kann nur besser werden als jetzt.“
Unterdessen befürchtet der Ruhrverband, dass die gute Qualität des Ruhrwassers, die den Menschen im Revier mittlerweile als Selbstverständlichkeit gilt, nicht unbedingt auf gleichen Niveau aufrechterhalten werden kann: Nach dem Ende des Steinkohlebergbaus im Jahr 2018 ist vorgesehen, dass die stillgelegten Zechen künftig mehr Grubenwasser direkt in die Ruhr einleiten als bislang. „Das würde die Ruhr in jedem Fall eine Verschlechterung bedeuten“, heißt es im aktuellen Lagebericht der Wasserbehörde.