Essen-Kettwig. Was machte der Sonderzug von Kaiser Wilhelm II. am Kettwiger Bahnhof? Autor Günter Voss erzählt dies und anderes zur Ruhrtalbahn in seinem Buch.
Bei den Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunden ist Günter Voss der Eisenbahnkundige schlechthin. Nicht nur, weil der 80-Jährige eine Modelleisenbahn Spur N besitzt und gern mal die rote Mütze eines Vorstehers aus der Museumsvitrine holt und aufsetzt. Nein, seine versierten Erkenntnisse über die Kettwiger Eisenbahn füllen mehrere Bücher – und inzwischen ist noch ein weiteres erschienen.
„Kettwig und die untere Ruhrtalbahn“ lautet der Titel. Die Heimatgeschichte der Kettwiger Eisenbahn wird in 14 Kapiteln dargelegt. Kapitel 15 liefert einen umfangreichen Quellenteil mit Zeittafel und Namen. Auf den 432 Seiten finden sich zudem zahlreiche Abbildungen – technische Zeichnungen sowie Fotos aus den Anfängen des Eisenbahnnetzes an der Ruhr und aktuelle Aufnahmen.
Mehrere Jahre Recherche stecken in dem Buch
Zwei Jahre Recherche stecken in dem Buch. „Ich habe halt immer wieder etwas gefunden, womit ich mein erstes Buch zur Ruhrtalbahn ergänzen konnte. Wo ich dachte, das gehört doch auch noch da rein“, berichtet der Ehrenvorsitzende der Museumsfreunde.
1997 war das erste Werk erschienen – es resultierte aus Vorträgen, die Voss über die Eisenbahn in Kettwig gehalten hatte. 1999 ging es dann um „Kettwig und die junge Bundesbahn“. Zur Einweihungsfeier des Bürgerzentrums Alter Bahnhof Kettwig im April 2003 legte er die Geschichte des Gebäudes auf.
Mancherlei Kuriositäten, die sich am Bahnhof Kettwig zugetragen haben
Mittlerweile ist er versierter Kenner von Gleisnetzen und Brückenwerken, kennt die verschiedenen Loks und Gebäude, weiß über Fahrpläne genauso gut Bescheid wie über die Standorte der Wassertürme entlang der Strecken. Modernisierungen an Bahnsteigen bleiben ihm ebensowenig verborgen wie mancherlei Kuriositäten, die sich am Bahnhof Kettwig zugetragen haben und in den Zeitungen ihren Niederschlag fanden. Was Eisenbahnen angeht, kann man Günter Voss wahrlich nichts vormachen.
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„Dabei fing es alles ganz harmlos an“, lacht das Kettwiger Urgestein. Als ihm seine Frau zu Weihnachten 1981 die schon erwähnte Modelleisenbahn geschenkt hatte, trieb ihn die Frage um: „Welche Züge brachten mich 1954 bis 1957 von Kettwig nach Ratingen?“ Dort absolvierte Voss nämlich eine Lehre als Spitzendreher und war tagtäglich mit dem Zug unterwegs.
Die Bergisch-Märkische Eisenbahn erschloss das Ruhrtal
Damals nahm der junge Kettwiger (der später den Beruf wechselte und als Augenoptiker tätig war) das Verkehrsmittel als Selbstverständlichkeit hin. Das war es aber keineswegs. Im Einzugsbereich von Bergischem Land, Düsseldorf und Essen führten die Gleise der Eisenbahnen immer schön um Kettwig herum.
Kettwiger Eisenbahn
Da es sich um eine Veröffentlichung im Eigenverlag handelt, gibt es das Buch „Kettwig und die untere Ruhrtalbahn“ von Günter Voss zunächst nur in einer Auflage von 100 Stück. Bei Bedarf werde nachgedruckt, erklärt der Autor.
Es kostet 21,50 Euro und ist erhältlich in den Kettwiger Buchhandlungen Buch Decker und Folgner (Hauptstraße).
„Erst 1872 ging es richtig los“, sagt Voss. Die Bergisch-Märkische Eisenbahn erschloss das Ruhrtal – nicht nur Kettwig übrigens, sondern ebenso Werden. Treibende Kraft waren die Tuchfabrikanten, die neben dem Transport über die Aaken auf der Ruhr, Rohstoffe und Produkte über das schnellere Eisenbahnnetz bringen wollten.
Der Bahnhof Kettwig hatte einmal 16 Gleise
Heute ist es angesichts seiner eher beschaulichen Anmutung kaum vorstellbar: Kettwig wurde schnell zum Drehkreuz für Güter zwischen dem Bergischen Land, Düsseldorf und der aufstrebenden Industrie im Ruhrgebiet. „Der Bahnhof Kettwig hatte 16 Gleise“, erzählt Günter Voss. Wie die weitere Entwicklung war, und was es mit dem Sonderzug von Kaiser Wilhelm II. am Kettwiger Bahnhof auf sich hatte – das erzählt Günter Voss anschaulich in seinem neuen Buch.
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