Essen-Werden. Lange gab es Streit um die Grünpflege: Nun hat sich eine Lösung für die frequentierte Sportanlage im Werdener Löwental gefunden. So sieht sie aus.
Thomas Kufen besucht den Sportplatz im Löwental: „Was für eine schöne Anlage!“ Der Oberbürgermeister gibt ehrlich zu, hier sei er noch nie gewesen. Seine Botschaft: „Ich freue mich, dass wir eine gute Lösung bekommen haben. Vor allem freue ich mich für Herrn Weiß.“ Harald Weiß lächelt. Als Platzwart hält er nun die Sportanlage in Schuss. Der Konflikt mit dem SC Werden-Heidhausen ist vom Tisch.
Es hatte Ärger gegeben im Werdener Löwental. Entzündet hatte sich der Protest an einer Grünfläche, auf der von der Straße her immer wieder Brombeeren und Riesenknöterich auf die Anlage wuchsen. Keiner wollte helfen. Seit 2010 hat der SC Werden-Heidhausen die sogenannte „Eigenverantwortliche Nutzung“ (kurz EVN) der Sportanlage inne und der Vorsitzende Hans-Jürgen Koch schlug im Frühjahr Alarm: Sein Verein sei schlicht und einfach überfordert mit der Pflege der weitläufigen Anlage.
Sportanlage ist ein Aushängeschild für den Stadtbezirk
Entweder sollten die Sport- und Bäderbetriebe den Ehrenamtlichen mehr unter die Arme greifen oder die Zuschüsse deutlich erhöhen. Unterstützt wurde der Club von Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk: „Diese Sportanlage ist ein Aushängeschild für unseren Bezirk und für die ganze Stadt.“ Brenk hakte bei der Verwaltung nach und brachte damit die Dinge ins Rollen.
Tatsächlich wurden kurz darauf im Rathaus gemeinsam die Möglichkeiten ausgelotet. Oberbürgermeister Thomas Kufen saß mit am Tisch und drängte auf Lösungen. Selbst eine Rücknahme der EVN-Verantwortung brachte das Stadtoberhaupt ins Spiel. Der Essener Sportbund (ESPO) bot seine Unterstützung an. Das war der Schlüssel zum Erfolg.
Jörg Samel, Verwaltungsleiter beim ESPO, machte sich auf die Suche nach einer Lösung: „Das ging relativ schnell.“ Über das staatliche Förderprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ konnte dem Verein ein Platzwart vermittelt werden.
Die Chemie mit dem Bewerber stimmte sofort
Einige Kandidaten erschienen zu Vorstellungsgesprächen, bei einem stimmte sofort die Chemie: Seit dem 1. September kümmert sich Harald Weiß um die stark frequentierte Sportanlage mit ihrem großflächigen Grünanlagen.
Auch interessant
Der 58-Jährige hat sich schon gut eingelebt und kennt bereits seine Pappenheimer; er weiß, wer hier verdreckte Kabinen hinterlässt. An Gerät fehle noch einiges. Eine lange Mängelliste liege dem Vorstand vor: „Ich muss erst mal klar Schiff machen. Wenn das Werkzeug da ist, kommt da auch keiner mehr dran.“
Zusammenarbeit verschiedener Gremien brachte den Erfolg
Da muss der Vereinsvorsitzende Hans-Jürgen Koch lächeln: „Das Gespräch beim OB hat die Problematik ins rechte Licht gerückt. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Gremien konnte ein Erfolg erzielt werden, der für alle Seiten von Vorteil ist. Dafür möchten wir uns bei allen bedanken.“
Auch Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk fällt ein Stein vom Herzen. Es sei doch schön zu erleben, dass es zu praktischen Lösungen komme, wenn die Probleme von Ehrenamtlern, Politik und Verwaltung gemeinsam angegangen würden. Trotzdem müsse die Pauschale für die Pflege städtischer Anlagen deutlich erhöht werden.
Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Eine Lösung fürs Löwental ist gefunden. Dass aber viele EVN-Vereine mit derart riesigen Anlagen überfordert sind, habe der Dachverband der Essener Sportvereine schon länger im Blick. Das sagt der neue ESPO-Vorsitzende Jochen Sander. Durch das Programm „Aus Zwei mach Eins“ gebe es nun auf etlichen Anlagen einen EVN-Nehmer und zahlreiche weitere Nutzer. Da komme schnell die Frage auf: „Warum sollen wir deren Dreck wegmachen?“ Auch habe sich der Zugang zum Ehrenamt geändert. Immer weniger Menschen seien dazu bereit, immer mehr Vereinsmitglieder nähmen eine Konsumhaltung ein.
Der Arbeitstag beginnt um 6.20 Uhr
Die Beschäftigung in freier Natur liegt Harald Weiß im Blut. Seit 1976 arbeitet er als Landschaftsgärtner. Der Gladbach-Fan wohnt an der Hafenstraße: „Ich wusste gar nicht, dass es hier in Werden einen Platz gibt. Jetzt bin ich 14 Tage hier und es ist schon Vertrauen da.“
Sein Arbeitsvertrag mit fünfjähriger Laufzeit beinhaltet eine 40-Stunden-Woche. Morgens um 6.20 Uhr beginnt sein Arbeitstag.
Vor der Pflege der Grünanlagen stehe die gründliche Reinigung und Desinfektion der Umkleiden im Sportlerheim an. Das müsse auch sein, denn um 8 Uhr kämen bereits die ersten Klassen zum Schulsport. Erst gegen 21 Uhr beenden die rund 1000 Vereinssportler ihr Training.
Das eigenverantwortliche Modell sorge für eine große Ersparnis in der Stadtkasse. Man müsse die EVN-Vereine professionell begleiten, um Überforderungen zu vermeiden. Als zum Beispiel der Werdener Club SOS gefunkt habe, habe man umgehend geeignetes Personal gesucht: „Das ist uns gelungen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“
Auch interessant