Essen. Ein Mädchen erzählt der Polizei, dass es eine Backpfeife bekommen hat. Im Prozess gegen den Freund der Mutter spitzt sich die Lage zu.
Der Angeklagte nennt sie „meine kleine Maus“, doch das, was Anfang Februar 2020 passiert ist, hat mit Zärtlichkeit nichts zu tun. Nach einem heftigen Streit, zu dem sogar die Polizei gerufen wurde, ist ein 29-jähriger Mann aus Altenessen am Montag zu 500 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Zuvor hatte sich die Lage auch im Prozess zugespitzt.
Dem Angeklagten war vorgeworfen worden, die achtjährige Tochter seiner Freundin geschlagen zu haben. Im Urteil war von einer Backpfeife die Rede. „Der hat mich geschlagen.“ So oder so ähnlich soll sich das Mädchen damals gegenüber einer Polizeibeamtin ausgedrückt haben. Und auch die Mutter hatte damals zu Protokoll gegeben, dass es so passiert ist.
Von all dem wollte der 29-Jährige vor Gericht allerdings nichts wissen. Er wurde laut, pöbelte herum, sprach von „lächerlichen“ Vorwürfen und einer „Dreistigkeit“, dass so ein Fall überhaupt vor Gericht komme.
Ordnungsgeld wegen ungebührlichen Benehmens
Weil er sich schließlich überhaupt nicht mehr bremsen konnte und sich immer mehr in Rage redete, kam es für ihn am Ende noch dicker: Neben der Verurteilung wurden ihm auch noch ein Ordnungsgeld von 150 Euro aufgebrummt – ersatzweise drei Tage Ordnungshaft. Und auch seine Freundin, die eigentlich nur als Zeugin gehört worden ist und sich inzwischen von ihrem Partner getrennt hat („Der zieht jetzt aus“) kam nicht ungeschoren davon. Auch gegen sie wurde wegen „ungebührlichen Verhaltens“ ein Ordnungsgeld von 50 Euro verhängt.
Auch interessant
Nach Angaben des Angeklagten hat er die Achtjährige damals nur am Kopf zur Seite geschoben – keinesfalls geschlagen. Außerdem habe sie die Reaktion selbst provoziert. Er habe mit seiner Freundin gestritten, und zwar richtig laut. „Wir haben uns angeschrien“, sagte er der Richterin. In dieser Situation sei die kleine Tochter gekommen und habe sich vor ihre Mutter gestellt. Und nicht nur das: „Sie hat mich gekratzt und gekniffen. Sie sollte einfach aufhören, mir weh zu tun.“ Er habe aber noch nie einen Menschen geschlagen, ereiferte er sich vor Gericht. „Man stellt mich hier so dar, als hätte ich ein Kind misshandelt.“
Polizistin: „Er ist sofort aggressiv geworden“
Die Polizei hatte ihn damals sofort der Wohnung verwiesen und ein zehntägiges Rückkehrverbot angeordnet. „Ich habe ihm noch angeboten, dass er in Ruhe seine Sachen packen kann“, sagte eine der Beamtinnen vor Gericht. „Aber er ist sofort aggressiv geworden und dann gegangen.“
Das letzte Wort ist in dem Fall allerdings noch nicht gesprochen. Der 29-Jährige hat direkt nach dem Urteil zu Protokoll gegeben, dass er Berufung einlegt. Dann will er auch die Achtjährige in den Zeugenstand rufen.
Weitere Nachrichten aus Essen lesen Sie hier.