Essen. Das Festkomitee Essener Karneval erwartet von der Politik eine klare Ansage, wie die Session gefeiert werden darf. Noch sei nichts abgesagt.

Über den jüngsten Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, den Karneval 2020/2021 wegen der Corona-Krise komplett ausfallen zu lassen, ist das Festkomitee Essener Karneval (FEK) alles andere als glücklich. „Dieser Vorstoß ist verfrüht und deshalb wenig hilfreich“, ärgert sich der FEK-Vorsitzende Volker Saßen. Der Dachverband der Essener Karnevalsgesellschaften halte zum jetzigen Zeitpunkt trotz aller bekannten Schwierigkeiten am bewährten närrischen Fahrplan fest.

„Wir haben bislang noch keine Veranstaltung abgesagt“, fügt Saßen hinzu. Traditionell beginnt die fünfte Jahreszeit am 11. 11. – zwar nicht 11.11 Uhr wie in den Karnevalshochburgen am Rhein, sondern um 17.11 Uhr. Das Hoppeditz-Erwachen ist eine Veranstaltung unter freiem Himmel, für die ein geeigneter Veranstaltungsort in der Innenstadt noch gesucht werde. Kollisionen mit zeitgleich stattfindenden Events wie etwa dem Internationalem Weihnachtsmarkt sollen vermieden werden.

Auch Saßen betont, dass die Einhaltung der Coronaregeln im Karneval oberste Priorität genieße. Der FEK-Chef unterscheidet dabei zwischen dem Sitzungskarneval, der sich in großen Sälen und Hallen abspielt, und den Open-Air-Events auf den Essener Straßen. Und er bleibt realistisch, wenn er sagt „Der gesamte Saalkarneval ist fast nicht durchführbar.“

Das traditionelle Prinzentreffen im Rathaus steht auf der Kippe

Wie schwierig Sitzungskarneval im Corona-Modus ist, verdeutlicht Saßen am Beispiel des großen Essener Karnevalsvereins (EKV), der zu normalen Zeiten problemlos 1300 kostümierte und ausgelassen feiernde Jecken in die Grugahalle zieht. Doch unter Coronabedingungen seien wegen der Abstandsregeln allenfalls 300 im Saal möglich. „Damit ist die Veranstaltung aus den Eintrittsgeldern praktisch nicht finanzierbar“, sagt Saßen. Dasselbe sagt der FEK-Vorsitzende über das beliebte Prinzentreffen im Essener Rathaus: „Auch das steht schwer auf der Kippe.“ Die Alternative zum Saal-Karneval wären virtuelle Feiern.

Mitte September hält das Festkomitee seine Jahreshauptversammlung ab. Bis dahin erwartet Saßen „eine klare Ansage“ der Politik und der Gesundheitsbehörden an die Karnevalsvereine im Land. „Wir brauchen mindestens zwei Monate Vorlauf, um die Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.“ Mit Oberbürgermeister Thomas Kufen stehe das Festkomitee in ständigem Austausch.

Die Ritter des Frohsinns und der 1. Damen-Elferrat haben bereits komplett abgesagt

Eine Reihe Essener Gesellschaften will nicht mehr abwarten, ob die Regierenden in Düsseldorf den Daumen heben oder senken werden. Sie haben sämtliche geplanten Karnevalsveranstaltungen bereits abgesagt. Dazu zählten die Ritter des Frohsinns, der 1. Damen-Elferrat und der Prinzenrat Essen e.V. Die „Bösen Borbecker Buben“ haben sich eine Frist bis zum 1. September gesetzt, ob dieses Jahr im Saal geschunkelt wird oder nicht. Wer öffentliche Veranstaltungen für jedermann absage, so Saßen, überlege ob immerhin vereinsinterne Feiern möglich seien.

Um einem neuen Prinzenpaar eine möglicherweise verkorkste Session zu ersparen, haben sich die immer noch amtierenden Tollitäten – Andreas I. und seine Ehefrau Heike I. – entschieden, einfach ein Jahr dranzuhängen. „Prinzenpaar ist man nur einmal im Leben“, sagt Volker Saßen, „da wünscht man sich, dass alles stimmt.“