Essen. Die Essener Politik hat sich auf verkaufsoffene Sonntage verständigt. Einen Anlass braucht es wegen Corona nicht. Verdi behält sich Klage vor.

Corona hat den Einzelhandel mit voller Wucht getroffen. Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr, beschreibt die Lage als dramatisch. Vor diesem Hintergrund sollen die verkaufsoffenen Sonntage, die der Rat der Stadt bereits im Juni, beschlossen hat, auch ohne traditionellen Feste über die Bühne geben, die dafür sonst den Anlass bieten.

Eine entsprechende Empfehlung hat jetzt der Ratsausschuss für öffentliche Ordnung, Personal und Organisation für die Sitzung des Stadtrates am 26. August ausgesprochen. Grundlage dafür ist ein Erlass des Landes, wonach verkaufsoffene Sonntage auch ohne konkreten Anlass wie beispielsweise ein traditionelles Stadtteilfest stattfinden dürfen. Und zwar dann, wenn der örtliche Einzelhandel durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie gefährdet ist.

Auch in Essen kehren die Kunden nur zögerlich in die Geschäfte zurück

Dies ist aus Sicht des Einzelhandelsverbandes auch nach Ende des Lockdowns der Fall. Die Kunden kehrten nur zögerlich in die Läden zurück, betont Marc Heistermann und verweist auf eine bundesweite Umfrage. Demnach gaben nur sieben Prozent der Verbraucher an, im Juni wieder öfter in Geschäften eingekauft zu haben. Während der stationäre Einzelhandel massive Umsatzeinbußen hinnehmen muss und manches Geschäft ums Überleben kämpft, floriert der Onlinehandel. Mit den verkaufsoffenen Sonntagen wollen die Geschäftsleute den Kunden signalisieren: „Wir sind auch noch da“, so Heistermann.

Ob es so kommt, bleibt fraglich. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte eine rechtliche Überprüfung angekündigt. Problemlagen, die – wie die Corona-Pandemie – den stationären Einzelhandel insgesamt treffen, könnten eine örtliche Ladenöffnung ebenso wenig rechtfertigen wie die allgemeine Konkurrenzsituation im Onlinehandel, heißt es in einer Stellungnahme der Gewerkschaft, die sich gerichtliche Schritte gegen einen Ratsbeschluss vorbehält.

Für den Einzelhandel geht es allein um Schadensbegrenzung

Marc Heistermann hat dafür kein Verständnis. Es gehe nicht um Gewinnmaximierung, sondern allein um Schadensbegrenzung. Der Verbandsvertreter weist daraufhin, dass von März bis August etwa die Hälfte der verkaufsoffenen Sonntage, die in diesem Jahr hätten stattfinden sollen, ausgefallen sind, weil Großveranstaltungen wegen Corona untersagt sind.

Und: Laut Erlass des Wirtschaftsministeriums wären in diesem Jahr sogar vier zusätzliche Termine für Ladenöffnungen an Sonntagen möglich. Die Stadt mache davon jedoch keinen Gebrauch. Es gehe lediglich um jene verkaufsoffenen Sonntage, die der Rat bereits beschlossen hat, wobei zwei Veranstaltungen vom ursprünglichen Termin abweichen. An die Adresse von Verdi formuliert Heistermann: Einzelhändler und Mitarbeiter säßen in einem Boot, in Zeiten von Corona mehr denn je.

An folgenden Tagen soll es verkaufsoffene Sonntage geben:

6.9 Borbeck und Werden

13.9. Kupferdreh

20.9. Steele

4.10. Innenstadt und Altenessen

25.10. Werden

8.11. Innenstadt

29.11. Werden, Altenessen, Kupferdreh, Steele und Borbeck

13.12. Innenstadt und Rüttenscheid

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