Essen. Die Stadt hat große Pläne für das Grugabad. Doch selbst in den Sommerferien und bei Affenhitze hält sie an der Mittagspause fest. Ein Ärgernis.

Die Corona-Pandemie hat alle Bürger und Institutionen vor unerwartete Herausforderungen gestellt. Doch beim Freibadbetrieb durfte sich die Stadt Essen schwerlich überrumpelt fühlen: Erstens steckten wir schon lange im Lockdown, als es in den Freibädern hätte losgehen sollen, zweitens startete die Saison mit dreiwöchiger Verspätung – und dann auch nur im Grugabad.

Vieles wurde dort richtig gemacht: mit Markierungen vor der Kasse, Maskenpflicht im Kabinentrakt und einer begrenzten Besucherzahl. Das neue Bahnenschwimmen sehen viele Badegäste sogar als eine Verbesserung an.

Jahr für Jahr werden Saisonkräfte verzweifelt gesucht

Bald zeigte sich jedoch, dass die Bäderbetriebe nicht nur mit Corona kämpfen, sondern mit altbekannten Problemen: So fehlt es seit Jahren an Saisonkräften. Mittlerweile ist die Personalnot so groß, dass die Freibäder Kettwig und Oststadt erst mit großer Verzögerung öffnet konnten – und das obwohl viele Hallenbäder coronabedingt geschlossen sind.

Auch wenn der Badbetrieb unter Coronavorzeichen personalintensiver sein dürfte, ist es kaum fassbar, dass die Stadt selbst in den Sommerferien an der vierstündigen Pause festhielt und die Öffnungszeiten an den Wochenenden kappte. Ausgerechnet im Sommer 2020, in dem besonders viele Essener nicht verreisten.

Lange Warteschlangen an der Freibadkasse

Die Folgen ließen sich an den heißen Tagen beobachten: lange Schlangen vor dem Grugabad, enttäuschte Besucher, die in der Straßenbahn mit Kind, Kegel und Kühltasche anreisten, nur um zu erfahren, dass das Bad bereits überfüllt ist. Hier hätte ein Online-Ticket-System, wie es andere Städte nutzen, Besucherströme steuern und Enttäuschungen verhindern können. Dass Essen das nicht hinbekommen hat, ist irritierend.

Immerhin gibt es gute Gründe, nicht ausschließlich auf Online-Tickets zu setzen: Sie schließen viele ältere Badegäste aus und verhindern spontane Badbesuche. Genau das ist aber, was sich die meisten Leute wünschen: Wenn’s heiß ist, mal eben ins Freibad springen – diese simple Formel aber muss die Stadt hinbekommen. Indem sie die Personalnöte dauerhaft löst, für großzügige Öffnungszeiten sorgt und das Grugabad endlich saniert. Dass das nicht gelingt, frustriert auch das engagierte Bad-Team.

Bei 35 Grad darf ein Freibad keine Mittagspause machen

Hier ist die Stadtspitze gefordert: Sie muss nach jahrelangen Diskussionen über das Grugabad endlich beherzt handeln – und sie muss Realitätssinn entwickeln: Es wirkt ein wenig verwegen, 70 Millionen Euro ausgeben zu wollen, um das Grugabad zu überdachen und ganzjährig öffnen zu können. Toll wäre ja schon, wenn es bei 35 Grad um 12 Uhr an einem Ferientag im August geöffnet wäre.