Essen. Weniger Experiment, mehr Botschaft: Museum Folkwang zeigt „100 beste Plakate“ aus dem deutschsprachigen Raum. Viele Werke sind Auftragsarbeiten.

Weniger Experiment, mehr Botschaft: Die „100 besten Plakate“ aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die das Museum Folkwang noch bis zum 8. August zeigt, präsentieren ihr Anliegen in diesem Jahr oft deutlich plakativer als in den Vorjahren. Nach Angaben von René Grohnert, Chef des Deutschen Plakatmuseums, hat das vor allem mit der größeren Auswahl an Auftragsarbeiten zu tun, die 2019 für den renommierten Wettbewerb eingereicht wurden. Die Jury hatte insgesamt über 2.247 Plakate von 684 Teilnehmern zu urteilen. 441 Einzelplakate und 147 Serien schafften es ins Finale. Die meisten der 100 prämierten Plakate kommen aus Deutschland (45) und der Schweiz (52), drei Auszeichnungen gingen nach Österreich.

Das Plakat vom Uwe Loesch zur Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“ kennen die Essener aus dem Straßenbild. .
Das Plakat vom Uwe Loesch zur Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“ kennen die Essener aus dem Straßenbild. . © FUNKE Foto Services | Verena Lörsch FUNKE Foto Services

Zu den besten deutschen Einreichungen gehört auch das markante Plakat von Uwe Loesch. Das vielsagende Bild von dem im Fensterrahmen liegenden Hund, das für die laufende Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“ im Ruhr Museum wirbt, ist im Essener Straßenbild derzeit noch sehr präsent. Wie Loesch gehört auch Niklaus Troxler zu den Großen der Branche. Troxler ist nicht nur einer der renommiertesten Grafikdesigner, sondern auch Mitbegründer des Jazz-Festivals Willisau. Während sich die Plakatkunst des Altmeisters vor allem durch Reduktion und Konzentration auszeichnet, wie auch sein in der Ausstellung prämiertes Plakat mit Klebestreifen-Botschaft auf Packpapier zeigt, suchen die Plakatgestalter für das Schweizer Jazz-Festival inzwischen neue Wege – und wohl auch ein neues Publikum. Den farbexplosiven Auftritt wertet Grohnert auch als „bewusstes Abheben vom Übervater“.

Doch die ausgezeichneten Plakatgestalter formulieren ihr Anliegen nicht nur in Farbe, sondern zunehmend wieder in Schwarz-Weiß. Während sich die Werbung für den „Grunewalder Schnaps seit 1920“ in seiner Gestaltung und Typografie ganz bewusst im Retro-Look übt. Überhaupt bekomme die Schrift wieder mehr Bildcharakter“, berichtet Grohnert.

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Da wirbt das Alpine Museum der Schweiz zwischen Hobel und Späne mit großen Lettern für die „Werkstatt Alpen“, während der Kunstverein Wagenhalle seinen Atelierverkauf als „Holy Dings Bums“ im blutroten Dornenkranz ankündigt. Dass ein Großteil der Arbeiten aus der Kulturbranche kommt, lässt sich nach Auskunft Grohnerts leicht erklären. Generell spiele das Plakat in der Produktwerbung nicht mehr die ausschlaggebende Rolle, sondern sei nur noch ein Teil der Kampagne. Im Kulturbereich hingegen habe das Plakat oft noch eine wesentliche, wenn nicht gar die wichtigste Werbe-Funktion.

Als Ausstellungs-Extra lassen sich mit Hilfe der Artivive-App (kostenlos im App-Store und bei Google-Play erhältlich) 18 Plakate animiert betrachten. Von Essen aus reisen die Plakate dann weiter, unter anderem nach St. Gallen, Seoul und Wien.